# taz.de -- Erfolgreiche Opposition in NRW: Schwarz-Gelb abgewählt | |
> CDU und FDP verlieren ihre Mehrheit. SPD und CDU liefern sich | |
> Kopf-an-Kopf-Rennen als stärkste Partei. Laut ARD-Hochrechnung von 21.30 | |
> Uhr gibt es keine Mehrheit für Rot-Grün. | |
Bild: SPD-Spitzenkandidatin Kraft: "Wir haben eine tolle Aufholjagd hingelegt. … | |
Die CDU in Nordrhein-Westfalen hat am Sonntag eine dramatische Niederlage | |
eingefahren: Die schwarz-gelbe Landesregierung ist abgewählt, die CDU hat | |
zweistellige Verluste erlitten. Mit der SPD lieferten sich die | |
Christdemokraten am Wahlabend ein Kopf-an-Kopf-Rennen als stärkste Partei. | |
Sogar eine hauchdünne rot-grüne Mehrheit könnte möglich sein. | |
Laut ARD-Hochrechnungen von 21.30 Uhr sank die CDU von Ministerpräsident | |
Jürgen Rüttgers auf 34,7 Prozent - das schlechteste Ergebnis, das die | |
Christdemokraten in NRW je erzielten. Vor fünf Jahren hatten noch 44,8 | |
Prozent der Wahlberechtigten die CDU gewählt und damit die schwarz-gelbe | |
Koalition möglich gemacht. Die FDP legte zwar mit 6,8 Prozent leicht zu, | |
ist damit aber weit von ihrem Ergebnis von der Bundestagswahl im | |
vergangenen Jahr entfernt. | |
Die SPD bekam 34,5 Prozent der Stimmen und verlor in ihrem einstigen | |
Stammland zwar weiter, noch vor einem halben Jahr aber hätte niemand | |
gedacht, dass die Sozialdemokraten mit ihrer Spitzenkandidatin Hannelore | |
Kraft vor der Rüttgers-CDU liegen könnte. | |
"Wir haben eine tolle Aufholjagd hingelegt", rief Kraft denn auch bereits | |
kurz nach der ersten Hochrechnung. "Die Botschaft lautet: Die SPD ist | |
wieder da." Gewinner des Abends sind die Grünen, die sich von 6,2 auf 12,2 | |
Prozent der Stimmen verbesserten, und die Linken, die mit 5,5 Prozent | |
erstmals in den Düsseldorfer Landtag einziehen. Die Linke, die 2005 noch | |
getrennt als WASG (2,2 Prozent) und PDS (0,9 Prozent) antrat, hat sich | |
damit endgültig auch im Westen etabliert. Laut dieser Hochrechnung gibt es | |
keine hauchdünne Mehrheit mehr für Rot-Grün. | |
Rüttgers sprach von einem "bitteren Ergebnis" für die CDU. "Eins ist klar, | |
ich persönlich trage die politische Verantwortung für dieses Ergebnis, und | |
ich will sie auch tragen", sagte der Ministerpräsident und machte damit | |
klar, dass er zumindest vorerst keine persönlichen Konsequenzen aus der | |
herben Wahlniederlage ziehen will. | |
Sylvia Löhrmann, die grüne Spitzenkandidatin, dagegen war euphorisch: "Wir | |
sind ganz klar mit dickem Abstand die dritte Kraft in NRW, und Schwarz-Gelb | |
ist weg", rief die Grüne, die in einer rot-grünen Regierung gerne | |
Bildungsministerin werden würde. Sie zeigte sich auch offen für eine | |
Regierungsbeteiligung der Linken, sofern dies notwendig ist. "Wir sind | |
gesprächsbereit, die SPD muss klären, ob sie mit der Linkspartei reden | |
wird." Die SPD hat im Wahlkampf eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei | |
nicht ausgeschlossen, aber stets betont, die Linke sei nicht | |
regierungsfähig. | |
Als einzig große Wahl in diesem Jahr gilt die NRW-Landtagswahl als | |
Stimmungstest für die Bundesregierung. Knapp 13,5 Millionen Menschen, | |
darunter 930.000 Erstwähler, konnten im bevölkerungsreichsten Bundesland | |
ihre Stimme abgeben - das sind mehr als ein Fünftel der Wahlberechtigten | |
bundesweit. Die Wahlbeteiligung blieb trotz des erwarteten knappen | |
Wahlausgangs mäßig. Zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale waren in den | |
größten Städten weniger Menschen zur Wahl gegangen als 2005. Das waren | |
knapp zwei Prozentpunkte weniger als vor fünf Jahren. Insgesamt hatten in | |
NRW damals landesweit 63 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme | |
abgeben. Im Jahr 2000 war die Wahlbeteiligung mit 56,7 Prozent auf einen | |
bisherigen Tiefstand gefallen. | |
10 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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