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# taz.de -- Kommentar Eurorettung: Der nötige Vergeltungsschlag
> Bisher hatte die Finanzkrise den Charakter einer unausweichlichen
> Naturkatastrophe. Nun zeigen die Eurohüter den Finanzmanagern, dass sie
> aufgerüstet haben.
Es wurde sehr militärisch in den letzten Tagen. Horden von Spekulanten
greifen in dem Horrorszenario die Euroländer des Mittelmeerraums an und
haben Griechenland schon überrannt. Nun jedoch schlägt die EU zurück.
Mit einer Schnelligkeit und Absolutheit, die man ihr gar nicht mehr
zugetraut hat: Innerhalb eines Wochenendes haben die Entscheider der Union
das starre Gebilde Euroraum flexibel gemacht. Die Zentralbank unterstützt
plötzlich doch schwache Schuldner, die EU-Kommission kann ihren Haushalt
verpfänden, die Mitgliedsländer stellen Bürgschaften in Höhe von 440
Milliarden Euro zur Verfügung, der Währungsfonds IWF ist mit dabei.
Damit geben vor allem die Deutschen die starren Sicherungen aus der Zeit
der Eurogründung auf - weil klar wurde, dass nur mit einem
Reaktionskatalog, wie ihn zum Beispiel die USA haben, in der globalisierten
Welt genügend Gegengewicht zu den Wetten der Fondsmanager aufgebracht
werden kann.
Der Euro wird vielleicht weniger stabil sein in Zukunft und schwanken wie
der Dollar. Aber er wird nicht auseinanderbrechen. Und das ist auch für die
deutsche Wirtschaft eine dringend nötige Sicherheit.
Die von den Regierungschefs beschlossenen 720 Milliarden Euro Bürgschaften
und Kredite sind eine Zahl aus einem großen Finanzkrieg. Das ist höchst
gefährlich, weil bei einem Krieg hohe Kollateralschäden entstehen.
Aber es ist trotzdem eine positive Entwicklung. Denn bisher hatte die
Finanz- und Staatskrise den Charakter einer unausweichlichen
Naturkatastrophe. Nun zeigen die Eurohüter den Finanzmanagern, dass sie
erheblich aufgerüstet haben. Ob die Angreifer noch weitere Waffen im
Arsenal haben, wird man sehen.
Ein Kollateralschaden ist allerdings schon klar: In Zukunft greifen bei
einer staatlichen Finanzkrise auch im Euroraum die Kriterien des
Internationalen Währungsfonds - wie beim Hilfspaket für Griechenland, nur
mit zehnmal so vielen Milliarden.
Die Details sind noch nicht bekannt, aber beim IWF haben Sparen und Verkauf
von Staatsbesitz immer eine höhere Priorität als soziale Kriterien. Das war
bisher so bei Krisen in Asien oder Südamerika, künftig wird es auch im
Euroraum so sein.
Das wird beim ersten Ernstfall deutlich werden. Die Nachricht vom großen
Milliarden-Kriegsrat in Brüssel kam in Deutschland erst nach der Schließung
der Wahllokale in Nordrhein-Westfalen an. Dort waren die Bürger zornig,
dass sie eventuell für eine Pleite Griechenlands mitzahlen müssen.
Aber es ist nun einmal eine Krise des Euroraums und nicht einzelner Länder:
Das werden die Wähler einsehen müssen, ob sie wollen oder nicht.
11 May 2010
## AUTOREN
Reiner Metzger
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