# taz.de -- St.Pauli-Chef Littmann tritt zurück: Mission erfüllt | |
> Gerade ist der FC St. Pauli in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Und | |
> 100 Jahre alt geworden. Jetzt tritt überraschend Clubchef Corny Littmann | |
> zurück. | |
Bild: "Der Kapitän verlässt die Brücke, aber nicht das Schiff", sagt Corny L… | |
HAMBURG dpa |Theaterchef Corny Littmann liebt große Inszenierungen. Am | |
Mittwoch verkündete der Präsident des Fußball-Bundesliga-Aufsteigers FC St. | |
Pauli in einer eilig einberufenen Pressekonferenz seinen Rücktritt. Mit | |
stockendem Atem verlas der 57-Jährige eine lange Erklärung, Fragen waren | |
nicht zugelassen. Kernpunkt der Aussagen: Littmann sieht seine Mission als | |
Protagonist beim Hamburger Stadtteil-Club als erfüllt an. "100 Jahre FC St. | |
Pauli, die neue Haupttribüne fertig zur neuen Saison, wirtschaftlich mehr | |
als gesundet und dann noch der Aufstieg in die 1. Bundesliga - mehr auf | |
einmal geht nicht!", sagte Littmann und trat ab. | |
Auf dem Höhepunkt des Erfolges macht Littmann Schluss. Denn zu toppen wäre | |
die erfolgreiche Bilanz in der Tat nur mit der Eroberung des deutschen | |
Meistertitels oder eines Champions-League-Platzes. Da solch kühne | |
Unternehmungen aber niemand vom einstigen Armen-Haus St. Pauli erwartet, | |
sah Littmann den Zeitpunkt für einen bühnenreifen Auftritt gekommen. | |
Lediglich das Hamburger Abendblatt, das am Vortag über präsidiale | |
Rücktrittsabsichten berichtet und dafür ein deftiges Dementi Littmanns | |
("Völliger Blödsinn. Ich bleibe im Amt.") geerntet hatte, verdarb dem | |
Theaterleiter ein wenig die Überraschung. Eigentlich sollte die Verkündung | |
des Abschieds mit Pauken und Trompeten daherkommen. Dennoch ließ er für die | |
versammelten Journalisten eine Zwölf-Liter-Flasche Champagner in den | |
Ballsaal der Stadion-Südtribüne schieben. Littmann: "Ich bin ja bekannt | |
dafür, gegen die Satzung zu verstoßen. Alkohol auf einer Pressekonferenz | |
geht gar nicht. Heute schon." | |
Trotz Theaterdonners: Littmann gilt als einer der Architekten des neuen FC | |
St. Pauli. Als er den Verein im Dezember 2002 zunächst kommissarisch | |
übernahm, war der gebeutelte Club schon auf Talfahrt in die Regionalliga. | |
Unvergessen Littmanns Retter-Aktion, als mit großangelegtem T-Shirt-Verkauf | |
und attraktiven Benefizspielen zugunsten des vor dem finanziellen Ruin | |
stehenden Vereins ein Gesundungsprozess angeschoben wurde. Unter dem | |
bekennenden Schwulen Littmann schaffte der "etwas andere Verein" mit dem | |
Totenkopf-Image den Marsch von der Drittklassigkeit in die Bundesliga. | |
"Man muss dankbar sein, dass so ein Mensch den Verein siebeneinhalb Jahre | |
als Präsident geführt und ihn wie Phönix aus der Asche geholt hat", sagte | |
Sportchef Helmut Schulte. "Ich bin sehr, sehr traurig aber auch dankbar." | |
Einige von Littmanns Wegbegleitern hatten Tränen in den Augen. | |
So ganz loslassen kann der Macher Littmann jedoch nicht. Als | |
Geschäftsführer der Service GmbH will er dem Verein erhalten bleiben. "Ich | |
verlasse zwar die Brücke, aber nicht das Schiff." Bis zur nächsten Wahl im | |
November dieses Jahres teilen sich die Vizepräsidenten Stefan Orth, Marcus | |
Schulz, Bernd-Georg Spies und Gernot Stenger die Führungsaufgaben. | |
19 May 2010 | |
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