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# taz.de -- Protest gegen Israels Blockade: 800 Helfer nach Gaza aufgebrochen
> Die bislang größte Hilfsaktion für den Gaza-Streifen hat begonnen: Von
> Schweden aus sind 800 Menschen auf Schiffen aufgebrochen, darunter Autor
> Henning Mankell.
Bild: Patrouille am Strand: Hamas Kämpfer erwarten die schwedische Hilfsflotte…
STOCKHOLM taz | "Es ist, als ob ein Gespenst aus dem Grab steigt", sagt der
schwedische Schriftsteller Henning Mankell. "Als ob das südafrikanische
Apartheidsystem vom Müllplatz der Geschichte wiederauftaucht, wohin es vor
15 Jahren abgeladen wurde." Mankell, der selbst mehrere Reisen durch Israel
und Palästina unternommen hat, ist jetzt an Bord des Frachters "Sofia" auf
dem Weg nach Gaza.
Beladen mit Medikamenten, medizinischen Geräten, einer
Meerwasserentsalzungsanlage, Baumaterialien, Schulpapier, Kinderschokolade
und Rollstühlen verließ die "Sofia" am Dienstagabend den Hafen von Piräus.
Zusammen mit sieben weiteren Schiffen, die von irischen, griechischen und
türkischen Häfen aus starten, will diese Freiheitsflottille die Menschen im
Gazastreifen mit Hilfsgütern versorgen und gleichzeitig die Öffentlichkeit
auf die völkerrechtswidrige Blockade des Gazastreifens durch Israel
aufmerksam machen, die seit drei Jahren andauert.
"Solidarität ist handeln", sagt Mankell. "Die Menschen brauchen Hilfe. Gaza
ist wie ein Freiluftgefängnis." Für ihn sei eine Teilnahme
selbstverständlich, berichtete der Verfasser der Wallander-Krimis. "Wir
wollen den Menschen dort auch zeigen, dass sie nicht vergessen sind."
Die schwedische Gruppe Ship to Gaza, die über Spenden und Sammlungen die
Fahrt der "Sofia" und ihrer Ladung finanzierte, gehört zur internationalen
Free-Gaza-Bewegung ([1][www.freegaza.org]). Zur deutschen Sektion zählen
unter anderem die Internationalen Ärzte für die Verhinderung des
Atomkrieges (IPPNW), die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft und die
Palästinensische Gemeinde Deutschland. Rund 800 Passagiere aus 40 Ländern
sind an Bord der Schiffe, darunter Prominente und Politiker. "Wir versuchen
die Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen und der Welt zu sagen, dass
Israel kein Recht hat, 1,5 Millionen Palästinenser auszuhungern", sagt
Greta Berlin vom Free Gaza Movement.
Nach den bisherigen Planungen soll die kleine Flotte am Wochenende oder
Anfang nächster Woche Gaza erreichen. Yigal Palmor, Sprecher des
israelischen Außenministeriums, kündigte gegenüber dem schwedischen
Rundfunk an, Israel wolle "mit allen Mitteln" inklusive militärischer
Gewalt verhindern, dass die Schiffe in einem Hafen in Gaza anlegen. Die
Aktivisten würden die Sache der Hamas vertreten: "Wir können nicht
zulassen, dass die Hamas das zu einem Propagandasieg macht." Am Wochenende
demonstrierten Israelis in Booten vor der Küste von Gaza gegen die
Hilfsaktion.
Man habe absolut nichts mit der Hamas zu tun, betont dagegen Dror Feiler,
der Vorsitzende der schwedischen Vereinigung "Juden für
israelisch-palästinensischen Frieden" (JIPF), am Mittwoch in einem
Telefoninterview von Bord der "Sofia". Im Gegenteil gehe er davon aus, dass
eine geglückte internationale Hilfsaktion den Einfluss der Hamas auf die
Bevölkerung im Gazastreifen schwächen könne. Man werde israelische
Hoheitsgewässer nicht befahren. Würde die israelische Marine die Schiffe
stoppen, müsse das als Piraterie gelten.
Schwedens Außenminister Carl Bildt erklärt, er teile mit den Organisatoren
von "Ship to Gaza" die Sorge über die schwierige humanitäre Situation, die
die Isolierung des Gazastreifens mit sich gebracht habe, und er hoffe,
Israel werde die Hilfsflotte nicht angreifen.
27 May 2010
## LINKS
[1] http://www.freegaza.org/
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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