# taz.de -- Kommentar Gazastreifen: Die Blockade muss enden | |
> Die durch den verbrecherischen Einsatz des israelischen Militärs | |
> gestoppte Solidaritätsflottille hat erreicht, dass über den Gazastreifen | |
> geredet wird. Das reicht aber nicht. | |
Wenigstens eines hat die Gaza-Solidaritätsflottille, die durch den | |
verbrecherischen Einsatz des israelischen Militärs gestoppt wurde, | |
erreicht: Nach Jahren der Vernachlässigung und Verdrängung ist das | |
Schicksal der 1,5 Millionen Menschen, die quasi als Israels Gefangene im | |
Gazastreifen leben, endlich wieder in den Fokus internationaler | |
Aufmerksamkeit gerückt. | |
Von Berlin bis Washington verlangen jetzt auch westliche Politikerinnen und | |
Regierungschefs, humanitäre Lieferungen in den Gazastreifen uneingeschränkt | |
zuzulassen. Doch das reicht nicht aus: Vielmehr muss die | |
völkerrechtswidrige Blockade, mit der Israel den Gazastreifen seit dem | |
Abzug seiner Besatzungssoldaten stranguliert, umgehend vollständig | |
aufgehoben werden. | |
Bislang haben die USA sowie - auf maßgebliches Betreiben der deutschen | |
Regierung - auch die Europäische Union diese Blockade unterstützt. Das | |
Kalkül, auf diese Weise die Hamas im Gazastreifen zu schwächen, war von | |
Anfang an unmoralisch, weil es das Leiden der Bevölkerung in Gaza bewusst | |
in Kauf nahm. Es ist aber auch gescheitert, weil die Blockade nicht nur die | |
Hamas, sondern sogar noch radikalere islamistische Gruppen gestärkt hat. | |
Diese fatale Dynamik lässt sich nur durch einen freien Waren- und | |
Personenverkehr zum Gazastreifen umkehren. Zugleich muss, um | |
Waffenlieferungen zu unterbinden und die israelischen | |
Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen, entlang aller Land- und Seegrenzen | |
eine UNO-mandatierte Polizei- oder Blauhelmtruppe mit einem starken | |
US-amerikanischen Kontingent stationiert werden. | |
Doch selbst nach dem blutigen Drama im Mittelmeer scheinen die Regierungen | |
der USA und der EU-Staaten zu einer solchen Korrektur ihrer bisherigen | |
Politik noch immer nicht bereit zu sein. Das zeigt der Beschluss des | |
UN-Sicherheitsrats, der auf Druck der USA wieder einmal windelweich | |
ausgefallen ist. | |
Israels Premier Netanjahu dürfte richtig liegen, wenn er glaubt, dass | |
US-Präsident Obama zumindest vor den Kongresszwischenwahlen im November | |
seine Haltung zum Gazastreifen nicht mehr ändern dürfte. Doch damit stehen | |
die Zeichen im Nahen Osten auf Eskalation. Den Toten und Verletzten vom | |
letzten Sonntag dürften daher bald viele weitere folgen - im Mittelmeer, im | |
Gazastreifen, dem Westjordanland und auch im israelischen Kernland selbst. | |
1 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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