| # taz.de -- Abgabe für Brennelemente: Atom-Streit spaltet Union | |
| > Sollen Energiekonzerne die geplante Abgabe für Brennelemente unabhängig | |
| > von Laufzeitverlängerungen zahlen? Merkel und Schäuble sind dafür, | |
| > Röttgen und Kauder dagegen. | |
| Bild: Ein Arbeiter im Atomkraftwerk Gräfenrheinfeld. | |
| BERLIN dpa | Wegen unterschiedlicher Auffassungen in der Atompolitik drohen | |
| der Union neue Spannungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich | |
| am Wochenende bei der Frage der geplanten Brennelementesteuer für die | |
| Atomwirtschaft gegen Unionsfraktionschef Volker Kauder. Die Einführung | |
| hängt nach ihrer Ansicht nicht davon ab, ob die Atomkraftwerke länger am | |
| Netz bleiben sollen: "Wir haben uns vorgenommen, die Laufzeit der | |
| Kernkraftwerke zu verlängern, und wir haben uns vorgenommen, Brennelemente | |
| unabhängig davon zu besteuern, wann ein Kraftwerk abgeschaltet wird", sagte | |
| Merkel der Bild am Sonntag. Kauder hatte gesagt, er sehe eine klare | |
| Verbindung zwischen der Steuer und der Laufzeitverlängerung. | |
| Andernfalls befürchtet der CDU-Politiker höhere Energiekosten. | |
| Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist der gleichen Ansicht wie Merkel. | |
| Die Brennelementesteuer soll die Atomkonzerne mit 2,3 Milliarden Euro im | |
| Jahr belasten. Das Geld könnte aus Schäubles Sicht in den Haushalt und in | |
| die Sanierung des Atommülllagers Asse II in Niedersachsen fließen. | |
| Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte der Welt am Sonntag, er | |
| trete für eine "moderate Laufzeitverlängerung" ein. Über Vorgehensweise und | |
| Zeitplan bestehe innerhalb der Regierung und den Unions-Ministerpräsidenten | |
| Einvernehmen. Er forderte, die Atomwirtschaft bei einer längeren Laufzeit | |
| der Atommeiler zur Kasse zu bitten. "Der Koalitionsvertrag sieht den | |
| Zusammenhang zwischen Laufzeitverlängerungen und Investitionen in | |
| erneuerbare Energien sogar vor." Ein mögliches Instrument sei die | |
| Brennelementesteuer. | |
| Kritik an Röttgen kommt aus der Unionsfraktion. "Unsere Geduld mit dem | |
| Umweltminister ist jetzt zu Ende", sagte der CDU/CSU-Wirtschaftsexperte | |
| Joachim Pfeiffer dem Magazin Focus. "Wir erwarten, dass die Bundesregierung | |
| endlich umsetzt, was wir immer vertreten haben: substanzielle | |
| Laufzeitverlängerungen." | |
| Auch Baden-Württembergs CDU-Fraktionschef Peter Hauk hält die | |
| Brennelementesteuer für falsch. "Die Steuer widerspricht unserem Anspruch, | |
| im Klimaschutz voranzugehen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Dadurch | |
| werde es schwerer, Zusatzgewinne abzuschöpfen, um den Ausbau erneuerbarer | |
| Energien zu forcieren. Außerdem könne die Steuer auf die Stromtarife | |
| umgelegt werden. | |
| Der SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte: "Schwarz-Gelb will die Laufzeiten | |
| von alten Pannenreaktoren um jeden Preis verlängern." Für das "Schnäppchen" | |
| Brennelementesteuer schenke die Regierung den Atomkonzernen Milliarden. | |
| An diesem Montag vor zehn Jahren hatten die damalige rot-grüne | |
| Bundesregierung und die Wirtschaft den Atomausstieg unterzeichnet. | |
| Im hessischen Biblis demonstrierten am Samstag rund 600 Atomkraftgegner. | |
| Unter dem Motto "Tödliche Nachbarn" ließen sie mehr als 12.000 Luftballons | |
| in die Luft steigen. Damit wollten die Veranstalter zeigen, wohin eine | |
| radioaktive Wolke bei einem Unfall wehen würde. | |
| 13 Jun 2010 | |
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