# taz.de -- Wegen Akw-Laufzeit-Streit: Mappus legt Röttgen Rücktritt nahe | |
> Weil Röttgen die Laufzeit der Atommeiler nur mit Zustimmung des | |
> Bundesrats verlängern will, schießt nun Ministerpräsident Mappus quer: Er | |
> legt dem Bundesumweltminister den Rücktritt nahe. | |
Bild: So klein bitte, den Röttgen! Mappus wünscht sich was. | |
STUTTGART dpa | Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus hat im | |
Streit um die Atompolitik Bundesumweltminister Norbert Röttgen (beide CDU) | |
den Rücktritt nahegelegt. "Ich bin nicht mehr bereit, die Eskapaden des | |
Bundesumweltministers zu akzeptieren", sagte Mappus am Montag in Stuttgart. | |
"Politik ist ein Mannschaftsspiel und wer Individualsport bevorzugt, der | |
muss sich ein anderes Tätigkeitsfeld suchen." | |
Zu der Frage, ob die Laufzeiten der Kernkraftwerke ohne den Bundesrat | |
verlängert werden können, gebe es klare Vorgaben aus dem Kanzleramt. Wenn | |
Röttgen hier einfach widerspreche, sei das nicht hinnehmbar. Mappus | |
verlangte ein Machtwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Ich | |
erwarte vom heutigen Tag, dass der Kollege Röttgen zurückgepfiffen wird." | |
Mappus machte auch deutlich, dass er an Merkels Stelle Röttgen bereits aus | |
dem Kabinett geworfen hätte. "In Baden-Württemberg wäre es schon so, wenn | |
da ein Minister auf Dauer anderer Meinung ist wie der Rest der Regierung, | |
dann müsste er sich mit Blick auf die Individualsportart ein anderes | |
Betätigungsfeld suchen." | |
Der Regierungschef kritisierte das Stimmengewirr in der CDU nicht nur beim | |
Thema Atom, sondern auch in der Steuerdebatte. "So können wir einfach nicht | |
weitermachen." Steuererhöhungen wie von Hessens Ministerpräsident Roland | |
Koch (CDU) vorgeschlagen wären völlig falsch. Auch in diese Debatte müsse | |
Merkel dringend eingreifen. | |
Röttgen verwehrte sich gegen die Attacke: Die gemeinsame Energiepolitik der | |
Bundesregierung basiere auf dem Koalitionsvertrag von Union und FDP. "Ich | |
zweifle, ob Herr Mappus da nicht richtig aufgepasst hat, als der | |
abgeschlossen wurde", sagte Röttgen. "Jedenfalls gilt der | |
Koalitionsvertrag. Mein Eindruck ist, dass er (Mappus) mit dem nicht | |
einverstanden ist." | |
Röttgen ergänzte: "Nebenbei gilt auch das Grundgesetz, das die Mitwirkung | |
der Länder und des Bundesrates an der Gesetzgebung regelt. Und an beides | |
werde ich mich halten." | |
Röttgen stellte zugleich dem Vorrang des Ausbaus Erneuerbarer Energien und | |
den vorübergehenden Charakter der Kernenergie heraus. "Ich glaube, dass | |
Herr Mappus weniger mit mir, sondern mit diesen klaren Festlegungen ein | |
Problem hat." | |
17 May 2010 | |
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