# taz.de -- L'Oréal-Affäre erreicht Sarkozy: Schwarzgeld von Bettencourt? | |
> Der französische Präsident Nicolas Sarkozy gerät zunehmend in den Strudel | |
> des Finanzskandals um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt. Sie soll | |
> seinen Wahlkampf illegal mit 150 000 Euro unterstützt haben. | |
Bild: Arbeitsminister Eric Woerth soll 2007 für Sarkozys Präsidentschaftswahl… | |
NANTERRE afp | Die Affäre um L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt hat nun auch | |
Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy erreicht. Der heutige | |
Arbeitsminister Eric Woerth habe 2007 für Sarkozys | |
Präsidentschaftswahlkampf 150.000 Euro in bar von der Milliardärin | |
erhalten, sagte der Anwalt von Bettencourts ehemaliger Buchhalterin am | |
Dienstag. In einem Gespräch mit der Nachrichtenwebsite Mediapart sagte die | |
Buchhalterin, dass auch Sarkozy in seiner Zeit als Bürgermeister des | |
Pariser Nobelvororts Neuilly regelmäßig von Bettencourt "seinen Umschlag" | |
erhalten habe. "Alle im Haus wussten, dass auch Sarkozy zu Bettencourt kam, | |
um Geld abzuholen." | |
"Das ist vollkommen falsch", hieß es in Sarkozys Umfeld am Dienstag. Auch | |
Woerths Mitarbeiter wiesen die Darstellung der Buchhalterin zurück. In | |
Frankreich ist die Höchstsumme für eine Spende an eine politische Partei | |
7500 Euro pro Jahr. Ein Kandidat darf jährlich maximal 4600 Euro erhalten. | |
Finanziert werden Parteien normalerweise durch eine staatliche | |
Wahlkampferstattung, die von der Zahl der auf sie entfallenen Stimmen | |
abhängig ist. | |
Die Buchalterin Claire T. hatte zwölf Jahre lang, bis November 2008, für | |
Liliane Bettencourt gearbeitet. Sie war am Montag von der Polizei vernommen | |
worden. Anlass waren die heimlichen Tonbandaufzeichnungen aus der | |
Bettencourt-Villa. "Sie wurde mehrere Stunden am Montag angehört", sagte | |
ihr Anwalt Antoine Gillot. "Aber das hat offenbar nicht gereicht, weil die | |
Ermittler sie abends nochmals angerufen haben und zu ihr nach Hause | |
gekommen sind, um sie zu befragen." Sie habe der Polizei gesagt, dass | |
Bettencourts Finanzberater Patrice de Maistre sie 2007 gebeten habe, | |
150.000 Euro in bar abzuheben. Das Geld sei für Woerth bestimmt gewesen. | |
Woerth ist seit Wochen in Erklärungsnot, nachdem bekannt geworden war, dass | |
seine Frau für die Verwaltung des Vermögens der L'Oréal-Haupteignerin | |
Bettencourt zuständig gewesen ist. Bettencourt soll einen Teil ihres | |
Vermögens am Fiskus vorbei ins Ausland gebracht haben, während Woerth in | |
seiner früheren Funktion als Haushaltsminister zur Jagd auf Steuersünder | |
geblasen hatte. | |
Die Affäre sorgt inzwischen für erhebliche Unruhe in Sarkozys | |
Regierungspartei UMP. Ex-Premierminister Jean-Pierre Raffarin und | |
Fraktionschef Jean-François Copé forderten Sarkozy auf, sich möglichst | |
schnell zu äußern. Es sei "absolut unerlässlich, dass die Dinge in einen | |
Zusammenhang gestellt werden", sagte Copé im Sender France 2. Nach Angaben | |
mehrerer UMP-Mitglieder denkt SArkozy darüber nach, sich an die Franzosen | |
zu wenden. | |
Die Zeitung Le Figaro berichtete am Dienstag, Sarkozy prüfe, die für | |
Oktober angekündigte Regierungsumbildung vorzuziehen. Am Wochenenende waren | |
bereits zwei Staatssekretäre zurückgetreten, denen in anderen Affären die | |
Verschwendung von Steuergeldern vorgeworfen worden war. | |
6 Jul 2010 | |
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