# taz.de -- Bieterverfahren gestoppt: Doch ein Herz für Kreuzberg | |
> Nach einem taz-Bericht stoppen Wirtschaftsstaatssekretär Heuer und die | |
> Berliner Großmarkt GmbH das Bieterverfahren an der südlichen | |
> Friedrichstraße. Das vom Bezirk geplante Kreativquartier bekommt eine | |
> neue Chance. | |
Bild: Das ist der neue: Blumengroßmarkt in Moabit. | |
Die Flächen rund um den ehemaligen Blumengroßmarkt in Kreuzberg werden nun | |
doch nicht an den Meistbietenden verkauft. Das erklärte am Mittwoch | |
Wirtschaftsstaatsekretär Jens-Peter Heuer (Die Linke). "Es wird am | |
Blumengroßmarkt kein bedingungsfreies Bieterverfahren geben", sagte Heuer | |
der taz und verwies auf einen entsprechenden Beschluss des Aufsichtsrats | |
der Berliner Großmarkt GmbH (BGM), dessen Vorsitzender er ist. Damit | |
bekommt das vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg geplante Kreativquartier in | |
der südlichen Friedrichstraße eine neue Chance. | |
Mit ihrer Entscheidung vollziehen BGM und Wirtschaftsverwaltung eine | |
überraschende Kehrtwende. Noch am vergangenen Donnerstag berichtete die taz | |
von einem Brief Heuers an den Bezirksbürgermeister von | |
Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne). Darin hieß es: "Die | |
Planungen der BGM für die umliegenden Flächen sind inzwischen (…) zugunsten | |
von Wohnen und Gewerbe vorangetrieben worden." Franz Schulz begrüßte den | |
Sinneswandel im Senat. "Wir hoffen, dass es nun möglichst bald Gespräche | |
mit der Wirtschaftsverwaltung zur weiteren Entwicklung des Quartiers gibt." | |
Hintergrund des Konflikts war der Umzug des Blumengroßmarkts von Kreuzberg | |
nach Moabit. Als Eigentümer wollte die BGM die Flächen meistbietend an | |
Investoren verkaufen, die zwischen Friedrichstraße und Lindenstraße Büros | |
und Hotels bauen sollten. Der Bezirk hingegen plädiert für eine | |
Grundstücksvergabe nach einem festgelegten Verkehrswert. Das soll auch | |
Investoren aus dem Sozial-, Bildungs- und Kreativbereich ermöglichen, dort | |
ein "Kunst- und Kreativquartier" zu errichten. Um den Kontakt zu ansässigen | |
Projekten, Bewohnern und Unternehmern kümmert sich seit 2009 ein | |
Projektbüro. "Wir hoffen nun, dass wir im September alle Akteure an einen | |
Tisch bekommen", sagte Florian Schmidt, der Leiter des Projektbüros, der | |
taz. | |
Zusammen mit der BGM, dem Liegenschaftsfonds, den beteiligten | |
Senatsverwaltungen und möglichen Investoren wollen Schmidt und Schulz das | |
Konzept eines Kreativquartiers konkretisieren. Dessen Anker sollen das | |
Jüdische Museum sein, das die Hälfte der ehemaligen Markthalle bereits | |
erworben hat sowie zahlreiche Galerien, die sich in der südlichen | |
Friedrichstadt niedergelassen haben. Aber auch Bildungseinrichtungen sollen | |
laut Schmidt eine Rolle spielen. Immerhin liegt die südliche | |
Friedrichstraße am Schnittpunkt zwischen City und sozialem Brennpunkt. | |
Noch aber ist es nicht so weit. Ein "nutzungsorientiertes | |
Ausschreibungsverfahren" als Kultur-, Bildungs- und Kreativstandort wie es | |
der Bezirk fordert, hat der Aufsichtsrat der BGM am Montag abgelehnt. | |
Vielmehr sollen die BGM und der Liegenschaftsfonds, der die Flächen | |
vermarktet, laut Heuer einen Vorschlag zum Verfahren unterbreiten, "der die | |
Interessen des Landes und des Bezirks berücksichtigt". | |
Gleichwohl zeigt sich Heuer gesprächsbereit. Einem von Bürgermeister Schulz | |
gewünschten Gespräch noch vor dessen Urlaub Ende Juli will er nachkommen - | |
wenn es der Terminkalender erlaubt. "Als Stadtquartier", so Heuer, | |
"verdient die südliche Friedrichstadt eine besondere Aufmerksamkeit." | |
14 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
taz-Neubau | |
Berlin-Kreuzberg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Der Neubau der taz: Provokant, offen und direkt | |
Die taz baut ein Medienhaus, das eine städtebauliche und zugleich soziale | |
Antwort auf das problematische Viertel an der südlichen Friedrichstraße | |
sein soll. | |
Der neue Kiez der taz: Am kürzeren Ende der Friedrichstraße | |
Seit einer Woche baut die taz ihr neues Haus. Der neue Kiez gilt als | |
schwierig. Viele Arme leben oft in einer viel zu kleinen Wohnung. Ein | |
Spaziergang. | |
Stadtentwicklung: Linke Kulturbanausen | |
Eigentlich soll am ehemaligen Blumengroßmarkt in der südlichen | |
Friedrichstraße ein Kreativquartier entstehen. Doch Wirtschaftssenator Wolf | |
(Linkspartei) will die Flächen meistbietend verscherbeln. |