# taz.de -- Protest gegen Amflora: Gentech-Gegner wollen Feld verwüsten | |
> Die BASF-Kartoffel "Amflora" wächst bundesweit nur auf einem Acker. Dort | |
> kündigen Aktivisten nun eine "Feldbefreiung" an. | |
Bild: Anbau unter Polizeischutz: Im April wurde die Amflora in Mecklenburg-Vorp… | |
BERLIN taz | Die Initiative "Gendreck weg" will am Donnerstag das einzige | |
kommerzielle Feld mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland | |
zerstören. "In Schutzanzügen werden wir uns auf den Acker bei Zepkow in | |
Mecklenburg-Vorpommern begeben, die Knollen der Kartoffelsorte Amflora aus | |
dem Boden holen und in einem Müllsack sammeln", kündigten zwei Mitglieder | |
der Gruppe an. "Wir gehen davon aus, dass die Polizei die Entsorgungsaktion | |
beenden und uns festnehmen wird." | |
Niemand wisse, welche Schäden die Gentech-Kartoffel des Chemiekonzerns BASF | |
auslöse, wenn sie in die Nahrungskette gelange, erklärten die zwei. Amflora | |
sei gentechnisch so verändert, dass sie Resistenzen gegen ein Antibiotikum | |
auslösen könne. Dieses Antibiotikum habe die Weltgesundheitsorganisation | |
als Reservermedikament für Patienten eingestuft, die nicht auf andere | |
Antibiotika ansprächen. | |
Zwar solle Amflora in Stärkefabriken etwa zu Kleister und nicht zu | |
Lebensmitteln verarbeitet werden. Aber die Gentechnik-Gegner macht | |
misstrauisch, dass die EU Verschmutzungen von Speisekartoffeln und | |
Tierfutter mit Amflora bis 0,9 Prozent am jeweiligen Produkt erlaubt hat. | |
Auftrieb hat den Amflora-Gegnern auch eine Äußerung von | |
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus gegeben, wonach Amflora | |
"einen erhöhten Virusbefall hat". Das könne andere Pflanzen gefährden, | |
sagte der SPD-Politiker dem Nordkurier. | |
Der für die Überwachung des Anbaus zuständige Dezernatsleiter im Rostocker | |
Landesamt für Landwirtschaft, Günther Erbe, erklärte jedoch der taz: | |
"Amflora ist ähnlich anfällig für Viren wie etwa die Kartoffelsorte Linda. | |
Mit Gentechnik hat das nichts zu tun." Da die nächsten Kartoffelfelder | |
kilometerweit entfernt seien, sehe er kein Infektionsrisiko. Laut BASF | |
waren nur schätzungsweise 3 Prozent der Knollen auf dem Feld befallen - von | |
Krankheiten, die bei Kartoffeln üblich seien: Rhizoctonia und Raumosaik. | |
Die erkrankten Knollen würden aussortiert, durch Hitze abgetötet und später | |
als Dünger auf das Feld ausgebracht, sagte Firmensprecherin Britta | |
Stellbrink. | |
Der Konzern argumentiert, es sei extrem unwahrscheinlich, dass das | |
Antibiotikaresistenz-Gen von Amflora auf das Erbgut eines Bakteriums | |
übertragen werde. Amflora werde getrennt von anderen Kartoffeln | |
ausgepflanzt, geerntet, transportiert, gelagert und verarbeitet, so dass | |
sie nicht in Lebensmittel gelangen könne. | |
27 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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