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# taz.de -- Strom aus Holz: Vattenfalls zwielichtige Afrika-Connection
> Vattenfall lässt aus liberianischen Kautschukbäumen Brennstoff machen –
> für deutsche Kraftwerke. Damit könnten aber alte Abhängigkeiten gefördert
> werden.
Bild: Die Bäume, die Vattenfall in dem ehemaligen Bürgerkriegsland schreddern…
BUCHANAN/BERLIN taz | Auf der Suche nach neuen Energiequellen geht der
Vattenfall-Konzern in Westafrika fragwürdige Allianzen ein. Der
Stromversorger will Holz für geplante deutsche Biomassekraftwerke in
Liberia kaufen. Dafür kooperiert Vattenfall über eine Firmenbeteiligung mit
Großbetreibern von Kautschukbaum-Plantagen. Dort, kritisieren
Menschenrechtler, herrschten Zustände wie zu Zeiten der Sklaverei.
Die Baumplantagen hatten nach dem Bürkerkrieg in Liberia lange
brachgelegen. Die toten Stämme, die heute kein Kautschuk mehr liefern,
werden jetzt von dem Unternehmen Buchanan Renewables zu Holzchips
gehäckselt. Die alten Bäume ersetzt Buchanan durch neue.
Mit dem Wiederaufbau der Plantagen allerdings, warnt Transparency
International Liberia, werde das alte Unrecht aus Sklavenzeiten
manifestiert, als Großgrundbesitzer Einheimische dort unter
menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten ließen. „In den Achtzigern und
Neunzigern hat das zum Bürgerkrieg geführt; das kann wieder passieren“,
sagte Thomas Nah, der Direktor der liberianischen Sektion von Transparency
International der sonntaz. Vattenfall ist seit einigen Wochen mit 20
Prozent an Buchanan Renewables beteiligt.
Der Energiekonzern will in den kommenden Jahren in Berlin drei neue
Biomassekraftwerke bauen, um seinen CO2-Ausstoß deutlich zu senken. In
Berlin und im umliegenden Brandenburg findet sich allerdings nicht genug
Holz, um die Kraftwerke zu befeuern. Ab 2020 rechnet Vattenfall mit einem
Bedarf von einer Million Tonnen jährlich. Um ihn zu decken setzt das
Unternehmen auf „internationale Biomasseströme“. Nicht nur in Westafrika
werde man Holz einkaufen, denkbar seien auch Lieferungen aus Ländern wie
Russland, Kanada oder die USA, sagte Vattenfall-Vorstand Frank May der
sonntaz: „Liberia ist nur ein erster Schritt.“
Vattenfall verspricht, sich dafür einzusetzen, dass die Erzeugung und der
Transport des Brennholzes ökologisch und sozial gerecht geschieht. „Egal
woher das Holz kommt, es muss nachhaltig produziert und transportiert
worden sein“, sagt Vattenfall-Vorstand Frank May. Dafür entwickelt das
Unternehmen gerade einen Kriterienkatalog.
Aufgrund der engen Verflechtung von Politik und Konzernen in Liberia könnte
es allerdings schwierig werden, die Einhaltung der Kriterien zu überprüfen.
Buchanan Renewables gehört mehrheitlich der Stiftung des kanadischen
Millionärs John McCall MacBain. McCall MacBain engagiert sich in Liberia
nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Großspender. „Buchanan
Renewables hat wegen seiner Spenden sehr gute Verbindungen zu Präsidentin
Ellen Johnson-Sirleaf", sagt Thomas Nah.
sonntaz-Recherchen zufolge macht Buchanan Renewables liberianischen Farmern
Versprechungen zu ihrem Lebensunterhalt, die am Ende schwer einzuhalten
sind. Wie es dazu kommt, warum kein Pfeffer wächst und was das mit der
Armut in dem ehemaligen Bürgerkriegsland zu tun hat, davon erzählt die
Ganze Geschichte der aktuellen sonntaz.
31 Jul 2010
## AUTOREN
J. Gernert
M. Engelhardt
## TAGS
Liberia
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