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# taz.de -- Drogenkrieg in Mexiko: Brutalität ist sein Markenzeichen
> Mit "La Barbie" ist in Mexiko einer der meistgesuchten Drogenbosse
> verhaftet worden. Er soll hunderte Menschen ermordet haben.
Bild: Polizisten präsentieren ihren Gefangenen, den Drogenboss Edgar Valdez Vi…
Die mexikanische Bundespolizei hat einen der meistgesuchten Drogenbosse des
Landes verhaftet. Edgar Valdez Villareal, genannt "La Barbie", wurde in der
Nacht zum Dienstag in der Nähe der mexikanischen Hauptstadt festgenommen.
Der aus Texas stammende Valdez, 37, ist Chef der Todesschwadron "Los
Negros". Die Gruppe war jahrelang zuständig für die Drecksarbeit des
Sinaloa-, später des Kartells der Brüder Beltrán, insbesondere für den
Kampf gegen die Zetas, den bewaffneten Arm des Golf-Kartells, die
inzwischen auch als eigene Organisation auftreten.
Valdez gilt als Verantwortlicher für ein Youtube-Video von 2005, auf dem
mehrere gefangene "Zetas" zu sehen sind, die vor der Kamera Informationen
preisgeben. Zum Schluss der Aufnahme wird einer der Gefangenen vor
laufender Kamera erschossen - im Hintergrund soll die Stimme von Valdez zu
hören sein, der die Fragen stellt.
Beobachtern des mexikanischen Drogenkriegs gilt das Video als Geburtsstunde
einer neuen Welle demonstrativer Grausamkeit auf allen Seiten. Brutalität
und seine US-amerikanische Herkunft gelten als Markenzeichen von "La
Barbie". Er soll direkt für die Ermordung mehrerer hundert Menschen
verantwortlich sein.
Nach dem Tod des Kartellmitgründers Arturo Beltrán Leyva, alias "El
Barbas", im Dezember vergangenen Jahres, machte sich Valdez selbstständig
und baute seine Gruppe zum eigenen Kartell aus.
Seither liefert er sich einen heftigen Kampf um Macht und Einfluss nicht
nur mit den "Zetas", den traditionellen Konkurrenten des
Beltrán-Leyva-Kartells, sondern auch dem Kartell selbst, das vom Bruder des
Toten geleitet wird.
Sichtbarer Höhepunkt dieser Machtkämpfe war die Ermordung von vier
Valdez-Vertrauten vor gut einer Woche, deren enthauptete Körper an einer
Brücke in Cuernavaca aufgehängt waren, versehen mit der Warnung, ja nicht
mit Valdez zusammenzuarbeiten.
Wie genau es zur Festnahme kam, woher der Hinweis kam, ist noch nicht
bekannt. Die US-Regierung hatte 2 Millionen US-Dollar für seine Festnahme
ausgesetzt, die mexikanische sogar 2,3 Millionen. Valdez stammt aus einer
wohlsituierten Mittelschichtsfamilie in Laredo, Texas, galt an der Uni als
beliebter Football-Star.
Den Spitznamen "La Barbie" soll ihm sein früherer Football-Coach wegen
seiner Ähnlichkeit mit der Puppe Ken, dem Gefährten der Barbie, gegeben
haben.
Aber Valdez geriet schon früh wegen Marihuana-Verkaufs mit der Justiz in
Konflikt. Als er sich vor 15 Jahren nach Mexiko absetzte, stieg er zunächst
beim Sinaloa-Kartell des Chapo Guzman ein, damals noch Partner des
Beltrán-Veyra-Kartells.
Als vor rund fünf Jahren der Krieg zwischen den Kartellen zu eskalieren
begann, schaltete Valdez eine ganzseitige Zeitungsanzeige, in der er sich
über den Mangel an Rechtsstaatlichkeit beschwerte - er werde von den Zetas
bedroht und der Staat unternehme nichts. Zu dem Zeitpunkt galt er bereits
als einer der gefährlichsten Gewaltverbrecher des Landes.
Die Aufspaltung und Feindschaft der Kartelle untereinander und der "Krieg
gegen die Drogen", den Mexikos konservativer Präsident Felipe Calderón seit
vier Jahren führt, haben die Todeszahlen drastisch in die Höhe schnellen
lassen. Seit Dezember 2006 sind rund 28.000 Menschen getötet worden. Mehr
als 50.000 mexikanische Soldaten sowie tausende von Bundespolizisten sind
im Einsatz.
Mit der Festnahme von "La Barbie" ist der Polizei ein Erfolg gelungen -
aber niemand glaubt, dass diese Fahndungsleistung mittelfristig irgendetwas
bewirkt.
Mit mindestens 20 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz allein in den USA ist
das Geschäft mit den Drogen einfach zu groß und zu lukrativ, um nicht ganz
schnell Nachfolger für die Führungspositionen zu finden.
Im Übrigen erstrecken sich die Geschäftsbereiche der Kartelle längst schon
nicht mehr auf den Drogenhandel allein: Neben jeder Art von Schmuggel und
allerlei Rotlichtgeschäften fließen ein Großteil der Dollars per Geldwäsche
in legale Wirtschaft - und Finanzmärkte. Die Bekämpfung der Drogenkartelle
durch das Militär wird da nicht viel bewirken.
31 Aug 2010
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Mexiko
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