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# taz.de -- Neue Instant-Suchfunktion: Google weiß, was du suchst
> Der Internet-Konzern krempelt seine Suchmaschine um: Künftig reichen
> wenige Zeichen aus, um erste Resultate zu erhalten. Doch das funktioniert
> nur, wenn man Google vertraut.
Bild: Schöne neue Google-Welt: Mit "Instant" führt die Suche schneller zum Zi…
Noch immer ist die Suchmaschine Googles Hauptprodukt - und als wichtigster
Umsatzträger das Brot- und Buttergeschäft. Dennoch traut sich der Konzern
seit einigen Monaten diverse Veränderungen zu: In mehreren Schritten wurde
das Angebot im Detail umgekrempelt, optisch aufgemotzt, mit neuen
Funktionen erweitert und eine [1][Echtzeitsuche] in Blogs, Twitter und Co
integriert.
Doch all das war nichts gegen den neuen Dienst, den
Google-Suchmaschinen-Chefin Marissa Mayer am gestrigen Abend deutscher Zeit
in San Francisco präsentierte. Mit [2][Google Instant] soll es künftig
möglich sein, nach der Eingabe eines einzigen Buchstabens erste Ergebnisse
angezeigt zu bekommen. Diese basieren auf einem Vorhersagealgorithmus, der
unter anderem einbezieht, wo man sich gerade befindet und was man vorher
alles gesucht hat.
Die Ergebnisse lassen sich sofort anpassen - dazu reicht die Eingabe
weiterer Buchstaben oder das Annehmen von Vorschlägen mit den
Cursor-Tasten. "Return" muss der Nutzer genauso wenig mehr drücken wie die
"Suchen"-Taste per Mausklick betätigen. Einzige Voraussetzung ist ein
moderner Browser wie Firefox, Safari, Google Chrome oder Internet Explorer
8. "Instant" ist dabei wörtlich gemeint: In der Demonstration war der neue
Dienst enorm schnell, quasi verzögerungsfrei, zu nutzen.
Google Instant könnte, sollte sich das Angebot durchsetzen, auf das ganze
Internet große Auswirkungen haben. So tauchen bei der Suche viel mehr
Anzeigen auf als zuvor - einfach deshalb, weil sich mit jedem eingegebenen
Zeichen die Ergebnisseite ändert. Dies dürfte Auswirkungen auf die
Werbekosten haben, auch wenn Google betont, Reklametreibende bezahlten
weiterhin pro Klick auf einen Werbelink.
Auch das Ranking der ersten paar Ergebnisse wird damit noch wichtiger als
zuvor - Google Instant lädt nicht gerade dazu ein, auf die zweite oder
dritte Ergebnisseite zu klicken, wenn man die ersten Treffer mit wenigen
Tastendrücken anpassen kann. "Das wird die Experten für
Suchmaschinen-Marketing eine ganze Weile beschäftigen", hieß es aus
Fachkreisen bereits zur Vorstellung in San Francisco.
Die Anpassung der Suchergebnisse an einer Art virtuelle
Mehrheitsentscheidung könnte auch zu einer Ausdünnung der ersten Treffer
führen. So kann es beispielsweise sein, dass "W" künftig überall in
Deutschland für "Wetter" steht, weil danach hierzulande am meisten gesucht
wird, in Amerika aber für "Walmart". "Wer bestimmt, welche Marken da vorne
sind?", fragte die Werbejournalistin und Bloggerin Irina Slutsky von "Ad
Age". Die Amerikanerin hatte mit Google Instant auch aus einem anderen
Grund ein Problem: Der Internet-Riese hat standardmäßig einen Suchfilter
für die "Autovervollständigen"-Funktion eingeschaltet, der laut Angaben der
Firma "Gewalt, Hass und Pornografie" ausfiltern soll. Slutsky, bei deren
Name die ersten vier Buchstaben auch den unschönen englischen Begriff
"Slut" ("Schlampe") ergeben, fand sich daraufhin per Google Instant nicht.
Der neue Suchdienst funktioniert zum Start nur bei der US-Suche, soll in
der nächsten Woche aber auch in andere Länder exportiert werden, darunter
auch Deutschland. Google Instant funktioniert nur dann, wenn der Nutzer mit
seinem Google-Account eingeloggt ist. Da Google in diesem Modus den Nutzer
noch einfacher verfolgen kann und beispielsweise ein umstrittenes
Web-Protokoll aufschaltet, dürfte der Dienst so manchem Datenschützer noch
graue Haare bereiten. Es ist jedoch auch gut möglich, dass Google Instant
in einigen Monaten allen Google-Nutzern standardmäßig zur Verfügung steht.
Bis dahin müsste sich der Dienst, der den Konzern viel Rechen- und
Bandbreitenlast kosten dürfte, eingespielt haben.
Google-Managerin und bekennende "Sex and the City"-Freundin Mayer zeigte
sich jedenfalls davon überzeugt, dass Google Instant eine Revolution für
die Suche darstellen könnte. "Google Is Now On Crack", kommentierte das
IT-Klatschblog "Valleywag". Fragt sich nur, ob die Nutzer da auch
mitziehen. In Betatests sei Google Instant bei Jung und Alt sehr gut
angekommen, hieß es von dem Konzern.
9 Sep 2010
## LINKS
[1] /1/netz/netzkultur/artikel/1/google-in-echtzeit/
[2] http://www.google.de/instant/
## AUTOREN
Ben Schwan
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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