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# taz.de -- Kritik an geplanter Koran-Verbrennung: Selbst Geert Wilders rät ab
> Kanzlerin Merkel findet es "abstoßend", US-Außenministerin Clinton
> "schändlich": Immer stärker wird die geplante Koran-Verbrennung
> kritisiert. Doch der Initiator will daran festhalten.
Bild: Will am Jahrestag der Anschläge vom 11. September Koran-Bücher verbrenn…
WASHINGTON/LONDON dpa | In der ganzen Welt haben sich politische und
religiöse Führer mit Abscheu zu den Plänen der radikalen Christen aus
Florida geäußert, die für Samstag eine Koran-Verbrennung angekündigt haben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte zu der Ankündigung: "Das ist schlicht
respektlos, abstoßend - einfach falsch."
Der frühere britische Premierminister und jetzige Nahost-Vermittler Tony
Blair hat den radikalen US-Pastor Terry Jones aufgefordert, die für Samstag
geplante Koran-Verbrennung zu stoppen. "Ich verurteile die Aktion, den
Koran zu verbrennen. Sie ist respektlos, falsch und sie wird von Menschen
mit oder ohne Glauben abgelehnt", betonte Blair am Donnerstag.
Blair, der Katholik ist und eine Organisation zur Verständigung zwischen
den Religionen gegründet hat, schloss sich damit den Stimmen von
Mitgliedern der US-Regierung, des Vatikans und anderer politischer und
religiöser Führer an. Der US-Pastor, der eine kleine Kirche in Florida
leitet, hat jedoch bereits angekündigt, sein Vorhaben umzusetzen, obwohl er
bereits mehr als 100 Todesdrohungen bekommen habe.
US-Außenministerin Hillary Clinton verurteilte die angekündigte öffentliche
Verbrennung des Korans als "quälend" und "schändlich". Die Pläne des
Pastors repräsentierten nicht die amerikanische Haltung zum Islam. "So sind
wir nicht", sagte Clinton laut CNN am Mittwoch bei einer außenpolitischen
Tagung in Washington. Sie wünsche sich, dass die Medien kein so großes
Interesse an Pastor Jones zeigen würden. Dabei verwies sie darauf, dass er
einer Gemeinde von gerade mal 50 Mitgliedern vorstehe.
Selbst der erklärte Islamgegner Geert Wilders hat von der Koranverbrennung
abgeraten. "Schlechter Plan!" erklärte der Rechtspopulist in einer SMS an
die niederländische Nachrichtenagentur ANP ohne seine Position näher zu
begründen. Wilders hält derweil an seinem Plan fest, am 9. Jahrestag der
Terroranschläge vom 11. September in New York dagegen zu protestieren, dass
in der Nähe des Ground Zero eine Moschee entstehen soll.
Pastor Jones zeigte sich trotz der Kritik an seinem Vorhaben weiter
unbeirrt. Er bekräftigte, dass er mit der Aktion am neunten Jahrestag der
Terroranschläge dem "radikalen Islam" klarmachen wolle, "dass wir sein
Verhalten nicht tolerieren werden". Ein mögliches Einlenken komme für ihn
nur infrage, wenn Gott ihm ein entsprechendes Signal sende. Jones, der auch
lange Jahre in Köln tätig war, hat nach eigenen Angaben mittlerweile mehr
als 100 Morddrohungen erhalten und trägt jetzt eine Pistole bei sich.
Der Sender MSNBC zitierte am Mittwoch ein Mitglied der evangelikalen
Gemeinde, dem Dove World Outreach Center, mit den Worten, Kirchenmitglieder
hätten bereits einen Stapel von etwa 150 Koranen aus verschiedenen Teilen
der Welt erhalten. "Wir erwarten, mindestens 200 zu verbrennen."
9 Sep 2010
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Wahlen NIederlande
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