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# taz.de -- Al-Quaida in Jemen: Großoffensive gegen eine Kleinstadt
> Die jemenitische Armee hat eine Kleinstadt im Süden des Landes umstellt.
> In ihr sollen sich 100 Al-Qaida-Kämpfer verschanzt haben. 15.000 Menschen
> mussten fliehen.
Bild: Wollen Stärke beweisen: Jemens Armee bei einer Parade.
KAIRO taz | Im Jemen eskaliert der Kampf zwischen Al-Qaida-nahen Gruppen
und der Zentralregierung in Sanaa. Diesmal ist die Armee mit einer
Offensive am Zug. Bis zu 15.000 Menschen sind bisher aus der 20.000
Einwohner zählenden Kleinstadt Huta in der bergigen Region Schabwa im Süden
des Landes geflüchtet.
Die Stadt ist seit Beginn der Woche umstellt und wird beschossen. Angeblich
wartet die Armee auf eine weitere Truppenverstärkung, bevor sie in den Ort
einrückt. In Huta sollen sich um die 100 Al-Qaida-Kämpfer verschanzt haben.
"Die Belagerung wird andauern, bis diese Elemente aufgeben und wir die
terroristischen Gruppierung in dieser Region entwurzelt haben", kündigt der
Provinzgouverneur Ali Hassan Alahmadi an.
"Die Sicherheitskräfte haben bewaffnete Elemente al-Qaidas in Schabwa in
heftige Kämpfe verstrickt", heißt es in einer Erklärung der Online-Zeitung
des Verteidigungsministeriums lediglich. Über den Verlauf der Kämpfe gibt
es keine genauen Informationen. Die Armee verweigert jeglichen weiteren
Kommentar. Auf der Webseite des Innenministeriums heißt es, die
Al-Qaida-Kämpfer hätten einige Zivilisten an der Flucht gehindert und sie
als menschliche Schutzschilde benutzt. Lokale Stammesführer berichten, dass
die Kämpfer jegliche Vermittlung abgelehnt hätten, die Kleinstadt friedlich
zu verlassen.
Die Region Schabwa gilt als eine der wichtigsten Rückzugsgebiete des
regionalen Zweigs von al-Qaida. Sie liegt nördlich einer wichtigen
Gaspipeline, die laut Angaben von Muhammad Albascha, dem Sprecher der
jemenitischen Botschaft in Washington, in letzter Zeit mehrmals angegriffen
worden ist. Im Jemen, dem nicht nur seine begrenzten Ölvorkommen, sondern
auch das Wasser ausgeht, bekommen die Gasvorkommen eine zunehmend
strategische Bedeutung.
Der neuen Armee-Offensive vorausgegangen waren mehrere Operationen von
al-Qaida. Die spektakulärste war ein Angriff auf ein Gebäude des
jemenitischen Geheimdienstes in Aden im Juni, bei dem elf Menschen ums
Leben kamen. In einer Serie weiterer Angriffe starben über 50 Menschen. In
diesem Monat veröffentlichte al-Qaida im Jemen eine Todesliste, auf der 55
hochrangige Polizisten, Geheimdienstleute und Richter stehen, mit dem
Hinweis, dass sie seit dem Ende des Fastenmonats Ramadan gejagt werden,
falls sie nicht öffentlich in einer Moschee Reue bekunden.
Gerüchte, dass sich in Huta auch der radikale Prediger Anwar al-Awlaki
aufhält, wurden nicht bestätigt. Ihm wird nachgesagt, eine Schlüsselrolle
bei einem gescheiterten Anschlagsversuch auf ein US-Passagierflugzeug am
Weihnachtstag gespielt zu haben.
Spätestens seit dieser Zeit haben die US-Behörden den Jemen und die dort im
Hinterland operierenden Al-Qaida-Kader ins Visier genommen. Es wird
befürchtet, dass der unübersichtliche Jemen mit seiner schwachen
Zentralregierung ähnlich wie Afghanistan zur wichtigen Operationsbasis
al-Qaidas werden könnte. Die neue Armeeoffensive geht mit einem Besuch John
Brennans im Jemen einher, dem obersten Terrorbekämpfungsbeauftragten der
US-Regierung. Er soll dort ein militärisches Hilfspaket von einer Milliarde
Dollar über die nächsten fünf Jahre ausarbeiten.
Die Zahl der US-Trainer, die derzeit im Land operieren, hat sich im
vergangenen Jahr nach Angaben der amerikanischen Nachrichtenagentur AP von
25 auf 50 verdoppelt. Ihr Fokus soll darauf liegen, die jemenitischen
Sicherheitskräfte zu schulen, taktische Operationen am Boden mit
Luftunterstützung zu kombinieren, ähnlich wie das jetzt anscheinend in Huta
geschieht. Nach unbestätigten Angaben wurde der Ort mit Panzern und
Artillerie beschossen, während gleichzeitig in der Luft Hubschrauber
operierten.
23 Sep 2010
## AUTOREN
Karim Gawhary
Karim El-Gawhary
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