# taz.de -- Al-Quaida Videobotschaft im Jemen: Al-Awlaki droht Amerikanern | |
> Der radikale islamische Prediger meldet sich im Internet mit einer | |
> Videobotschaft zu Wort und ruft Muslime dazu auf, US-Bürger zu töten. | |
Bild: Der jemenitische Prediger Al-Awlaki in seiner jüngsten Videobotschaft. | |
"Tot oder lebendig", will der US-Geheimdienst ihn ergreifen. Nun meldete | |
sich der radikale Prediger Anwar Al-Awlaki, der wahrscheinlich im Jemen | |
untergetaucht ist, äußert lebendig zu Wort: mit einer Videobotschaft via | |
Internet wünscht seinerseits den Amerikanern den Tod. Er ruft darin die | |
Muslime auf, Amerikaner zu töten. | |
Dazu, sagt er, brauche es keine speziellen Fatwas oder islamische | |
Rechtfertigungen "Beratet euch mit niemandem, wenn ihr Amerikaner töten | |
wollt", sagt er. "Sie sind die Partei des Teufels. Entweder sie oder wir". | |
Al-Awlaki steht auf der CIA Hitliste derzeit ganz oben. Laut dem | |
US-Geheimdienst ist er einer der Führungspersonen al-Qaidas auf der | |
Arabischen Halbinsel, die für die Bombenpakete aus dem Jemen verantwortlich | |
gezeichnet hat, die vergangene Woche einen weltweiten Terroralarm ausgelöst | |
hatten. Daran soll Al-Awlaki nicht aktiv beteiligt gewesen sein, er habe | |
die Aktion aber abgesegnet, behaupten die jemenitischen Behörden. Er wird | |
auch mit einem gescheiterten Anschlag auf eine US-Verkehrsmaschine am | |
Weihnachtstag 2009 und einen Anschlag auf einen US-Stützpunkt in Ford Hood | |
in Texas in Verbindung gebracht, bei dem 13 Menschen ums Leben kamen. | |
In der jüngsten Videobotschaft predigt er 23 Minuten lang. Mit einer weißen | |
Galabiya und einem Beinkleid, einem Turban auf dem Kopf und den für | |
Jemeniten typische Dschambiya, den Dolch im Gürtel, sitz er an einem Tisch. | |
Er greift auch die arabischen Regierungen an. "Unsere Könige, Emire und | |
Präsidenten sind nicht qualifiziert, eine Herde von Schafen, geschweige | |
denn, Nationen zu führen," erklärt er. "Wenn unsere politischen Führer | |
korrupt sind, dann müssen die islamischen Rechtsgelehrten die Verantwortung | |
übernehmen, unsere Länder zu führen", propagiert er. Al-Awlaki hatte | |
bereits in der Vergangenheit zu Anschlägen gegen Amerikaner aufgerufen. Die | |
jüngste Botschaft ist aber im Ton schärfer, da sie beinhaltet, dass dazu | |
keinerlei Genehmigungen oder Rechtfertigungen nötig sind. | |
Normalerweise predigt der in den USA im Bundesstaat New Mexico von | |
jementischen Eltern geborene Al-Awlaki auf Englisch. Damit hat er sich in | |
den vergangenen Jahren als einer der wichtigsten spirituellen Rekrutierer | |
al-Qaida bei einem nicht arabisch sprechenden Publikum einen Namen gemacht. | |
Seine Predigten wurden vom Englischen ins Deutsche, Französische, | |
Russische, Indonesische und auch ins Arabische übersetzt. Mit seiner | |
neusten Botschaft, die im Original auf Arabisch aufgenommen wurde, versucht | |
er nun offensichtlich, die gleiche Position in der arabischen Welt | |
einzunehmen. Denn dort spielt er nach anderen al-Qaida-Führungskadern, wie | |
dem Chef al-Qaidas auf der Arabischen Halbinsel, Nasir Al-Wihayschi, immer | |
noch eine untergeordnete Rolle. Die Wichtigkeit, die ihm der CIA bemisst, | |
lag bisher vor allem in seiner Fähigkeit begründet ein englischsprachiges | |
Publikum anzusprechen. | |
Egal in welcher Sprache, der Internet-Dschihad bleibt offensichtlich | |
Al-Awlakis Spezialität. Auf der Internet-Videoplattform Youtube fanden | |
US-Ermittler mehr als 700 Videos mit seinen Predigten, die mehr als 3,5 | |
Millionen Mal angeklickt worden waren. Mit dem Argument, er sei ein | |
Hassprediger und rufe zu Gewalt auf, entfernte Youtube letzte Woche | |
hunderte seiner Clips. | |
9 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Karim El-Gawahry | |
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