# taz.de -- Staatliche Bonuszahlungen für Banker: Gewinner aus der zweiten Rei… | |
> Kritik von allen Seiten. Die Vergütung von Bankern steigt auch in | |
> staatlich gestützten Geldhäusern - obwohl die Regierung vor allem die | |
> Boni im Visier hatte. | |
Bild: Nur während der Bankenkrise im Fokus der Regierung? Finanzzentrum Frankf… | |
BERLIN/DÜSSELDORF taz/afp | Die millionenschweren Gehälter für Banker, | |
deren Institute in der Krise vom Staat gerettet wurden, stoßen auf massive | |
Kritik bei den Gewerkschaften. "Es ist nicht zu verstehen und inakzeptabel, | |
dass 500.000 Euro Gehalt nicht für ein gutes Leben ausreichen", sagte | |
DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel der Frankfurter Rundschau. Uwe Foullong | |
vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bezeichnete es als | |
"gravierenden Konstruktionsfehler", dass der der staatliche Rettungsfonds | |
Soffin nur die Gehälter der Vorstandsebene, nicht aber die der zweiten | |
Führungsebene deckele. | |
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass in deutschen Banken, die in der | |
Krise vom Staat gerettet wurden, wieder üppige Managergehälter gezahlt | |
werden. Für die Vorstandsmitglieder von Banken, die in der Krise Staatsgeld | |
angenommen haben, hatte der staatliche Rettungsfonds Soffin die Gehälter | |
verbindlich auf 500.000 Euro im Jahr gedeckelt. Für Mitglieder der zweiten | |
Führungsebene machte der Fonds aber keine verbindlichen Vorgaben. | |
Auch Union und FDP kritisieren die Bonuszahlungen. "Notfalls muss man | |
gesetzlich regeln, dass bei einer vom Staat geretteten Bank auch Gehälter | |
gekürzt werden können", sagte der FDP-Finanzmarktexperte Florian Toncar der | |
Rheinischen Post. CDU-Finanzexperte Leo Dautzenberg kritisierte in der | |
Zeitung, die Bankenkontrolleure zeigten statt höchster Sensibilität "sehr | |
viel Verständnis und Einfühlungsvermögen für die Banker". Das sei "nicht | |
nachvollziehbar und überhaupt nicht erklärbar". | |
Sonderprämien für Banker gehören zu den Lieblingsthemen von Politikern bei | |
der Aufarbeitung der Finanzkrise: Gelten die Boni vielen doch als eine | |
ihrer Hauptursachen, weil sie kurzfristige Börsenerfolge belohnen und so | |
die Risikoneigung der Manager fördern. Kein Wunder, dass es die | |
Parlamentarier empört, wenn die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) ihren | |
1.400 Mitarbeitern für das vergangene Jahr 25 Millionen Euro extra zahlte, | |
wie vor einer Woche bekannt wurde. Für heute haben sie deshalb die | |
Verantwortlichen vom Bankenrettungsfonds Soffin, darunter Vertreter des | |
Bundesfinanzministeriums und des Bundeskanzleramtes, zu einer Sondersitzung | |
des Bundestagsgremiums für Finanzmarktstabilisierung geladen, dem Vertreter | |
aller Parteien angehören. | |
Die Bundesregierung versucht seit Längerem, den Bonus-Boom einzuhegen: Ende | |
2008 wurden Managergehälter begrenzt, 2009 folgten Regeln für | |
Vorstandsbezüge, seit Ende Juli ist das "Gesetz für strengere | |
Vergütungsregeln in Banken und Versicherungen" in Kraft, das Boni enger an | |
den nachhaltigen Unternehmenserfolg knüpfen soll. Auch in der G-20-Gruppe | |
wurden Richtlinien erlassen. | |
Elf deutsche Banken und Versicherungen haben sich daraufhin selbst | |
verpflichtet, auf exzessive Bonuszahlungen zu verzichten. Die HRE ist nicht | |
dabei. In der EU tritt Anfang 2011 eine Regelung in Kraft, wonach Boni "in | |
einem angemessenen Verhältnis zum Gehalt stehen" müssen. Fachanwälte | |
erkennen darin eine "allgemeine Tendenz" zur Vergütungskontrolle. | |
Doch alle Regelungen fallen letztlich vage aus. Das Bundesfinanzministerium | |
kann künftig die Anforderungen "im Einzelnen" regeln. Die Finanzaufsicht | |
Bafin darf überhöhte Bonuszahlungen unterbinden, "wenn es die | |
wirtschaftliche Situation eines Unternehmens verlangt". | |
Auch dies ein mustergültiger Gummipassus, so Kritiker. Schließlich stehen | |
die Banken international im Wettbewerb um fähige Finanzjongleure. So | |
argumentierten die Unternehmen allerdings schon vor der Krise - verhindert | |
haben die teuren Topleute sie nicht. | |
Trotzdem argumentiert die Bundesregierung bei den HRE-Boni nun damit, dass | |
man gute Manager halten wolle. Das gilt offenbar auch für andere mit | |
Staatshilfen gerettete Banken. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen | |
Sonntagszeitung zufolge sollen in diesen Geldinstituten rund 200 Manager | |
auf mehr als 500.000 Euro Jahresvergütung kommen. Rettungsgelder vom Soffin | |
waren mit der Bedingung verknüpft, dass die Vorstände nicht mehr als eine | |
halbe Million Euro im Jahr bekämen, für die niedrigeren Managementebenen | |
gilt jedoch keine verbindliche Vorgabe. | |
"Die Debatte über die Beschränkung der Bonizahlungen ist sicherlich | |
wichtig. Aber sie nimmt nicht die Ursache in Blick", warnt Rudolf Hickel. | |
Der Direktor des Bremer Instituts Arbeit und Wirtschaft hält es für | |
wichtiger, das Gewinnpotenzial bei Bankgeschäften zu senken: "Regulierungen | |
müssen darauf abzielen, abenteuerliche Spekulationen zu reduzieren." Dann | |
würden auch die Boni sinken. | |
Alles also eine Frage des Geschäftsmodells. Sparkassen und | |
Genossenschaftsbanken, die soziale Ziele mitverfolgen, sind nicht nur gut | |
durch die Krise gekommen, sie blieben auch von Boni-Exzessen weitgehend | |
verschont. Ökonomisch entscheidend ist nicht, wie hoch Prämien sind und wie | |
sie besteuert werden, sondern ob sie ein bestimmtes Ziel, beispielsweise | |
den langfristigen Erfolg eines Unternehmens, wirklich befördern. | |
27 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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