# taz.de -- Rot-roter Autobahnkompromiss: Wahl entscheidet über Bau der A100 | |
> Rot-Rot einigt sich auf einen Autobahnkompromiss. Die Planung darf weiter | |
> laufen. Über den Bau soll aber erst die nächste Landesregierung nach der | |
> Wahl 2011 entscheiden. Grüne fürchten schnellen Baubeginn. | |
Bild: Die Wähler sollen darüber entscheiden, ob die Autobahn nach Treptow geb… | |
SPD und Linkspartei haben sich im Streit über die A 100 geeinigt und damit | |
ein Scheitern der Koalition verhindert. Nun soll Stadtentwicklungssenatorin | |
Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die Planungen für die Autobahn weiter führen | |
dürfen. Ob der Bauplan aber umgesetzt wird, soll sich erst nach der | |
Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2011 entscheiden. Damit soll sowohl | |
Junge-Reyer das Gesicht wahren können als auch die Linkspartei, die den Bau | |
ablehnt. Die Grünen kritisierten die Einigung als Einladung für den Bund, | |
nun die Bagger anrollen zu lassen. | |
Die koalitionsinterne Auseinandersetzung über die Autobahnverlängerung, | |
deren Baukosten von über 400 Millionen Euro der Bund zahlen würde, drohte | |
zuletzt zu eskalieren. Junge-Reyers Verwaltung hatte unabgesprochen im für | |
die Finanzen zuständigen Hauptausschusses des Parlaments beantragt, die | |
bislang gesperrten Planungsgelder frei zu geben. Dieses Schreiben | |
verschwand zwar wieder von der Tagesordnung. Kurz darauf aber überraschte | |
die Stadtentwicklungsverwaltung die Linkspartei mit der Nachricht, die | |
Planung sei [1][sehr weit fortgeschritten]. | |
Linkspartei-Landeschef Klaus Lederer hatte daraufhin daran erinnert, dass | |
sich die Koalitionspartner noch nicht geeinigt hätten. Der taz hatte er | |
[2][Ende letzter Woche gesagt]: "Frau Junge-Reyer geht ein hohes Risiko | |
ein, wenn sie versuchen würde, die Sache vorher weiter zu drehen." | |
Die Einigung wurde nun am gestrigen Dienstag im Koalitionsausschuss | |
getroffen. Das sechsköpfige Spitzengremiums besteht aus Senatsmitgliedern, | |
Partei- und Fraktionschefs. Gemäß der Vereinbarung will die Koalition am | |
10. November von den derzeit noch 3,15 Millionen Euro eingefrorenen | |
Planungsgeldern 1,7 Millionen frei geben. Mittel für die Bauausführung | |
sollen gesperrt bleiben. "Das bedeutet, dass mit Beginn der kommenden | |
Legislaturperiode über den Baubeginn entschieden werden muss", heißt es in | |
einer Erklärung von SPD und Linkspartei. Den endgültigen Beschluss wird | |
demnach erst die nächste Landesregierung fällen, über deren Zusammensetzung | |
die Wähler im September 2011 entscheiden. | |
Die Grünen sehen das ganz anders: "Rot-Rot will dem Bund die Baugenehmigung | |
erteilen", sagte Fraktionschef Volker Ratzmann der taz. Vor allem die | |
Linkspartei ist für ihn heuchlerisch: "Die haben immer suggeriert: Wir | |
wollen nicht. Jetzt machen die den Planfeststellungsbeschluss möglich - | |
aber mit dem Bau wollen sie dann nichts zu tun haben." Die FDP ruft zwar | |
anders als die Grünen heftig nach der Autobahn, kritisiert die rot-rote | |
Einigung aber nicht weniger scharf: Die Verschiebung hinter die Wahl | |
bedeute einen Zeitverzug zum Schaden Berlins. | |
5 Oct 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/berlin/artikel/1/berliner-spd-ueberfaehrt-die-linkspartei/ | |
[2] /1/berlin/artikel/1/linke-bremst-junge-reyer/ | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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