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# taz.de -- Klimaschutz vom Vermieter: Mieter zahlen fürs Energiesparen
> Monatlich 120 bis 250 Euro mehr würde laut Mieterbund eine energetisch
> sanierte Wohnung kosten. Schwarz-Gelb müsse die Lasten gerechter
> verteilen, fordert der Verband.
Bild: Da gibt's noch Raum zur Optimierung: Wärmebild einer Hausfassade.
Der Deutsche Mieterbund warnt vor deutlichen Mietsteigerungen durch die
energetische Gebäudesanierung, sollte die Bundesregierung bei ihren Plänen
zur Mietrechtsnovelle bleiben. "Je nach Wohnungsgröße drohen monatliche
Mehrkosten in Höhe von 120 bis 250 Euro", sagte der Präsident des Deutschen
Mieterbundes, Franz-Georg Rips, am Dienstag in Berlin.
Allerdings könnten Vermieter solche Mieterhöhungen nicht überall am Markt
durchsetzen. In München, Hamburg, Frankfurt am Main und allen
Universitätsstädten dürften sie damit aber kaum Probleme haben. Rips: "Das
kann zur sozialen Entmischung von Quartieren führen."
Hintergrund sind Änderungen im Mietrecht, die die schwarz-gelbe
Bundesregierung plant. Dem Mieterbund ein Dorn im Auge ist vor allem das
Vorhaben, künftig auch solche ökologischen Sanierungsmaßnahmen als auf die
Miete umlegbare Modernisierung anzuerkennen, die den Bewohnern keine
Heizkostenersparnis bringen. Dazu könne etwa der Bau einer
Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Miethauses zählen oder der Austausch
einer Ölheizung durch eine Holzpelletheizung.
Der Mieterbund weist darauf hin, dass schon heute Mieter energetische
Modernisierungen "teuer bezahlen". Vermieter dürfen nämlich 11 Prozent der
Modernisierungskosten auf die Jahresmiete aufschlagen, nur die Kosten für
reine Instandhaltungsmaßnahmen sind davon ausgenommen.
Ein Beispiel des Mieterbundes: Eine Durchschnittswohnung von 70
Quadratmetern wird für 20.000 Euro energetisch modernisiert, sie bekommt
etwa neue Fenster und eine Fassadendämmung. Anschließend könnte der
Vermieter pro Monat 180 Euro mehr Miete verlangen. Selbst wenn anschließend
die Heizkosten auf Grund der Modernisierung um die Hälfte sinken würden,
müsste der Mieter 140 Euro monatlich mehr zahlen als zuvor.
Dabei kann die reale Heizkostenersparnis - je nach Gebäudetyp - sogar noch
geringer ausfallen. Das ergibt eine neue Studie des Instituts für
Wirtschaftsforschung Halle (IWH), das die Sanierung von 200.000 Gebäuden
ausgewertet hat.
Demnach sank der Heizenergieverbrauch in Gründerzeitgebäuden mittlerer
Größe, die zwischen 1900 und 1918 errichtet wurden, nach einer Sanierung
nur um 10 Prozent; bei Gebäuden mittlerer Größe aus den späten 1950er und
1960er Jahren betrug die Differenz immerhin 27 Prozent. Ursache dafür
könnte die unterschiedliche Gebäudesubstanz, etwa dickere Wände in älteren
Häusern, sein.
Allerdings befürwortet auch der Mieterbund grundsätzlich die energetische
Sanierung der Häuser. Die Lasten dafür müssten aber Mieter, Vermieter und
Staat zu jeweils gleichen Anteilen gemeinsam tragen, so Rips. Außerdem
sollte sich eine energetische Modernisierung im Mietspiegel vor Ort
abbilden. Das heißt: Eine umweltfreundliche Wohnung würde heraufgestuft;
der Vermieter könnte entsprechend mehr verlangen.
19 Oct 2010
## AUTOREN
Richard Rother
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