| # taz.de -- Neues Datenleck im Online-Netzwerk: Facebook-Werbung outet Mitglied… | |
| > Wer auf Facebook werben will, kann seine Zielgruppe detailreich | |
| > definieren. Eine Wissenschaftlerin zeigte nun, dass sich damit auch | |
| > sensible Nutzer-Infos finden lassen. | |
| Bild: So gesichtslos bleibt auf Facebook nicht jeder. | |
| BERLIN taz | Facebook und der Datenschutz - es wächst nicht zusammen, was | |
| zusammen gehören sollte. Nach den bereits in der letzten Woche | |
| bekanntgewordenen Datenlecks zeigt eine [1][Studie] der Stanford University | |
| in Kalifornien, dass Facebook mindestens eine weitere grobe | |
| Datenschutzlücke enthält. Es geht dabei um die Art, wie das soziale | |
| Netzwerk sein Geld verdient - und das mittlerweile im deutlich | |
| dreistelligen Millionenbereich -: mittels Online-Reklame, die genau auf | |
| einzelne Zielgruppen abgestimmt ist. | |
| Dieses so genannte Targeting gilt als größter Vorteil von Facebook für | |
| Werbetreibende. Da das soziale Netzwerk von seinen Nutzern dank ihrer | |
| zumeist freigiebigen Dateneingaben sehr viel weiß, kann die Werbung Nutzer | |
| gezielt ansprechen. Facebook weiß ja meist, wo sie leben, bei welcher Firma | |
| sie arbeiten und welche Hobbys sie haben. | |
| Die Stanford-Informatikerin Aleksandra Korolova demonstrierte in der | |
| Studie, wie sich mit dem Werbesystem, das jedem Menschen im Besitz einer | |
| Kreditkarte freisteht, detaillierte Informationen über Facebook-Nutzer | |
| sammeln lassen. In ihrem Versuch zeigte sie, wie mittels Targeting | |
| herausgefunden werden kann, ob ein Facebook-Mitglied schwul oder lesbisch | |
| ist - selbst dann, wenn es diese Information nur seinen Freunden verrät. | |
| Die Forscherin nutzte dazu die öffentlich verfügbaren Daten der Zielperson: | |
| Alter, Bildungshintergrund, Ort, Interessen. Ergänzt wurde dies mit einer | |
| Targeting-Einstellung, die die Reklame nur Frauen zu zeigen, die sich auch | |
| für Frauen interessieren. | |
| So ermittelte Korolova nicht nur die Homosexualität ihrer Testpersonen, | |
| sondern konnte mit leicht modifizierten Anzeigen auch andere Details wie | |
| Alter, politische und religiöse Einstellungen und den Beziehungsstatus | |
| herausbekommen. Das alles koste, so die Forscherin, gegebenenfalls "nur ein | |
| paar Cent". | |
| Facebook ist über das Problem informiert und hat auch umgehend reagiert. ab | |
| sofort lassen sich über das Targeting keine Einzelpersonen mehr finden, es | |
| müssen mindestens 20 Personen in einer Zielgruppe stecken. Doch das lässt | |
| sich umgehen, meint Korolova, indem man einfach 19 zusätzliche Fake-Profile | |
| erstellt. Dies koste höchstens ein paar Stunden Zeit. | |
| Ein Blick auf die gegenwärtigen [2][Möglichkeiten] beim Targeting zeigt, | |
| dass diese auch jetzt noch erstaunlich detailliert sind. Der Werbetreibende | |
| kann Ort, Firma, Alter, Interessen und auch Geschlecht sowie Vorlieben für | |
| das andere Geschlecht definieren, ganz so, wie es auch Korolova tat. Firmen | |
| oder Schuldistrikte lassen sich ermitteln, einzelne Schulen hingegen | |
| "derzeit noch nicht". Facebook gibt dabei hilfreiche Tipps: "Sie können | |
| trotzdem Anzeigen verwenden, um die Schulpopulation zu erreichen. Dazu | |
| müssen sie Ihre Anzeigen im geografischen Netzwerk laufen lassen, in dem | |
| sich die gewünschte Schule befindet." Man könne die Anzeige auch nach einem | |
| "Altersbereich 13-18" strukturieren. | |
| Der Druck auf Facebook, beim Datenschutz endlich besser zu werden, dürfte | |
| sich weiter erhöhen. In der vergangenen Woche war [3][zuerst bekannt | |
| geworden,] dass Facebook über den so genannten Freundefinder auch | |
| Email-Adressen von Nichtmitgliedern sammelt. Das "Wall Street Journal" | |
| [4][fand zudem heraus,] dass zahllose Anwendungen sensible Daten | |
| übertragen. | |
| Zahlreiche Unternehmen schränken die Benutzung von Facebook auf | |
| Firmenrechnern aus anderen Gründen [5][mittlerweile ein.] Wie die | |
| "Wirtschaftswoche" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, sperren | |
| Großunternehmen wie die Commerzbank, Porsche und VW den Zugang zu sozialen | |
| Netzwerken. Als Grund wird Angst vor Wirtschaftsspionage angegeben. Klar | |
| ist aber auch, dass die Firmen verhindern wollen, dass ihre Mitarbeiter | |
| während der Dienstzeit ihre privaten Accounts auf Facebook pflegen. | |
| 25 Oct 2010 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://tinyurl.com/38v2syg | |
| [2] http://www.facebook.com/ads/create | |
| [3] /1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/artikel/1/schoener-schnueffeln-mit-face… | |
| [4] http://online.wsj.com/article/SB10001424052702304772804575558484075236968.h… | |
| [5] /1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/artikel/1/konzerne-sperren-facebook-zug… | |
| ## AUTOREN | |
| Ben Schwan | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Überwachung | |
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