# taz.de -- Nach Paketbomben-Fund: Merkel fordert strengere Kontrollen | |
> Vorsicht vor der Fracht: Die gefährliche Paketlieferung ins Kanzleramt | |
> hat die Politik alamiert. Offenbar vorhandene Sicherheitslücken sollen | |
> geschlossen werden. | |
Bild: Was steckt in Paketen? Damit es künftig nicht mehr zu gefährlichen Lief… | |
BERLIN dpa/dapd | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will nach den | |
jüngsten Paketbomben-Funden im Berliner Kanzleramt sowie in Dubai und | |
Großbritannien mögliche Sicherheitslücken beim Luftfracht-Transport | |
schließen. "Dieser Vorfall und auch das Problem, das wir gerade im | |
Bundeskanzleramt mit einem verdächtigen Paket hatten, müssen Anlass sein, | |
die Kontrollen für Frachtgüter innerhalb Europas, mit den Vereinigten | |
Staaten und dann möglichst weltweit besser abzustimmen", sagte Merkel der | |
"Passauer Neuen Presse". | |
"Es geht vordringlich darum, weltweit strengere Kontrollen durchzusetzen, | |
um Terroranschlägen vorzubeugen." Das Kabinett ist am Mittwoch im | |
Bundeskanzleramt in Berlin zusammengetreten. Offiziell stand der | |
Integrationsgipfel auf dem Programm. Intern wurde aber davon ausgegangen, | |
dass die Regierung auch darüber beriet, welche Konsequenzen aus der | |
gefährlichen Lieferung zu ziehen sind. | |
Merkel sagte der Zeitung weiter, die neuen Fälle zeigten allerdings auch, | |
dass die internationale Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte funktioniere. | |
"Der Terrorismus lässt sich nur wirksam bekämpfen, wenn wir weltweit die | |
Kräfte bündeln." Merkel betonte, bis jetzt seien durch hervorragende | |
internationale Zusammenarbeit und die Arbeit der eigenen | |
Sicherheitsbehörden mehrfach Anschläge vereitelt worden. "Trotzdem will ich | |
nichts beschönigen - die Gefahr existiert. Jeder Einzelne ist zur | |
Wachsamkeit aufgerufen", betonte Merkel. | |
Im Kanzleramt wurde am Dienstag ein Päckchen mit Sprengstoff entschärft, | |
das an Merkel adressiert war und aus Griechenland kam. Die Regierung sieht | |
einen Zusammenhang mit der Briefbomben-Serie in Athen, aber nicht zu den | |
entdeckten Luftfracht-Bomben aus dem Jemen. In Athen gingen den zweiten Tag | |
in Folge Pakete mit Brandsätzen an mehrere Botschaften ein. Als Absender | |
werden radikale Autonome vermutet. Der griechische Ministerpräsident | |
Giorgos Papandreou verurteilte am Dienstagabend die Bombenserie und die | |
Entsendung eines explosiven Pakets aus Griechenland an die Bundeskanzlerin. | |
Innenminister Thomas de Maizière (CDU) veranlasste nach eigenen Angaben, | |
dass sämtliche Poststellen der Bundesregierung ihre Sicherheitsmaßnahmen | |
überprüfen und gegebenenfalls verschärfen. Er bat alle öffentlichen | |
Stellen, in den nächsten Tagen bei unbekannten Postsendungen vor allem aus | |
Griechenland sehr vorsichtig zu sein und die Polizei einzuschalten. | |
Die Deutsche Polizeigewerkschaft warnte unterdessen angesichts des | |
Bombenfundes und der Entdeckung zweier Sprengsätze aus dem Jemen vor einem | |
weiteren Stellenabbau bei der Polizei. "Für das Kanzleramt und den Fund der | |
Paketbombe durch aufmerksames Personal der Bundesverwaltung sollte der | |
Vorgang ein Weckruf sein", sagte hat der Gewerkschaftsvorsitzende, Rainer | |
Wendt, der Onlineausgabe des "Handelsblatts". Nach dem Motto "Es wird schon | |
gut gehen" werde "tausendfacher Stellenabbau geplant und auf freiwillige | |
Bereitschaft der Unternehmen gesetzt, Sicherheitsstandards einzuhalten". | |
Mit dem Sprengstoffalarm im Kanzleramt wird sich am Mittwoch nächster Woche | |
auch der Innenausschuss des Bundestages befassen, kündigte dessen | |
Vorsitzender Wolfgang Bosbach (CDU) in der "Rheinischen Post" und der | |
"Berliner Morgenpost" an. | |
Die Logistikbranche wehrt sich gegen Forderungen der Politik, die Kontrolle | |
von Luftfracht zu verschärfen und bei der Bundespolizei zu bündeln. "Wir | |
halten das für unnötig", sagte Marten Bosselmann, Geschäftsführer des | |
Bundesverbandes Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK), der | |
"Financial Times Deutschland". Man habe schon "maximale | |
Sicherheitsauflagen". Zum BIEK gehören mit Ausnahme von DHL alle großen | |
Paketdienste. | |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte die Bundesregierung | |
auf, klare Standards für Luftfrachtkontrollen zu definieren. "Es ist nicht | |
nachvollziehbar und in höchstem Maße unlogisch, dass es bei der Luftfracht | |
andere Standards gibt, als sie bei der Beförderung des Gepäcks von | |
Flugpassagieren gelten", sagte er der "FTD". | |
3 Nov 2010 | |
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