# taz.de -- Kommentar SPD und Rekommunalisierung: SPD surft auf Rückkauf-Welle | |
> Für die SPD ist es einfach, jetzt den Rückkauf von Betrieben zu | |
> beschließen. Denn derzeit herrscht sowieso ein privatisierungkritischer | |
> Wind. | |
Bild: Da ist er wieder in seinem Element: Wowereit auf dem Parteitag am Samstag. | |
Es ist eine klare Linie, die die SPD-Delegierten am Samstag auf ihrem | |
Parteitag verabschiedet haben: Daseinsvorsorge gehört in öffentliche und | |
nicht in private Hand. Rekommunalisierung forderten die Genossen daher, und | |
zwar am besten gleich von allem, was sich so im entferntesten | |
(re)kommunalisieren ließe: Wasserbetriebe, S-Bahn, Gas, Fernwärme, Strom. | |
Die Beschlüsse kommen nicht von ungefähr. Schließlich weht gerade - | |
angeregt von der Debatte über die Wasserverträge - ein | |
privatisierungskritischer Wind. Vorbei die Zeiten, in denen nur Insider | |
über den Zusammenhang zwischen hohen Wasserpreisen und der | |
Teilprivatisierung fachsimpelten, als die Forderung nach einem Rückkauf der | |
Versorgungsnetze einen hämischen "Sozialismus"-Kommentar hervorgerufen | |
hätte. Jetzt, wo der Staat wieder im Trend liegt, ist es einfach, nach ihm | |
zu rufen. Realistischer wird es deshalb noch nicht. | |
Das liegt vor allem in dem Satz, der in keinem Papier zur | |
Rekommunalisierung fehlen darf: Der Rückkauf müsse "finanziell darstellbar" | |
sein, der Landeshaushalt dürfe nicht übermäßig belastet werden. Und da ist | |
eigentlich schon klar: Alles geht nicht - und schon gar nicht auf einmal. | |
Eine klare Prioritätensetzung, an der der Wähler erkennen kann, wo zuerst | |
angesetzt und welches Vorhaben am wahrscheinlichsten verwirklicht werden | |
soll, fehlt. Zwar könnte sich ein Kauf der Versorgungsnetze in absehbarer | |
Zeit rechnen. Doch S-Bahn, Wasserbetriebe und Energieerzeugung sind damit | |
noch längst nicht finanziert - ein Kauf würde sich noch einige | |
Legislaturperioden hinziehen. Wenn, ja, wenn sich bis dahin nicht schon | |
wieder der Wind gedreht hat. | |
15 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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