# taz.de -- Leutheusser-Schnarrenberger gegen Schaar: Miniüberwachung abgelehnt | |
> Die Justizministerin und die Grünen wehren sich gegen die Idee des | |
> Datenschutzbeauftragten Peter Schaar, Internetdaten zwei Wochen lang zu | |
> speichern. | |
Bild: Hoffentlich ist kein Scanner in der Nähe: Demonstrantin mit Barcode-Schm… | |
BERLIN taz | Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) | |
bleibt kompromisslos. Sie sei weiter gegen jede Form der anlasslosen | |
Speicherung von Internet-Verbindungsdaten, sagte am Sonntag ein Sprecher | |
zur taz. Damit lehnt sie implizit auch den jüngsten Vorschlag des | |
Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar (Grüne) ab. Er hatte eine | |
zweiwöchige "kleine" Vorratsdatenspeicherung [1][vorgeschlagen.] Die | |
zugrundeliegende EU-Richtlinie fordert mindestens sechs Monate. | |
Am Wochenende bekam Schaar auch heftigen Gegenwind aus seiner eigenen | |
Partei. Der zuständige Abgeordnete Konstantin von Notz warnte auf dem | |
netzpolitischen Kongress der Grünen vor einem "Dammbruch". Und | |
Vorstandsmitglied Malte Spitz erklärte: "Wir Grüne treten für ein Ende der | |
Vorratsdatenspeicherung ein, für uns geht es nicht um das Wie, sondern um | |
das Ob." Eine Verkürzung der Speicherzeit reduziere zwar die Datenmenge, | |
öffne aber weiterhin Tür und Tor für massenhafte Überwachung. | |
Schaar antwortete in seinem Blog: "Eine Bewegung, die nicht in der Lage | |
ist, auf Gegenargumente einzugehen, läuft Gefahr, sich sektenähnlich zu | |
verhärten." Das von Leutheusser-Schnarrenberger und den Grünen befürwortete | |
anlassbezogene "Quick Freeze"-Verfahren werde von der Polizei | |
"nachvollziehbar" kritisiert, weil man nur solche Daten einfrieren könne, | |
die auch vorhanden seien. "Und das sind im Zeitalter von Flatrates immer | |
weniger", schreibt er. Immerhin wurde Schaars Vorstoß Anfang November bei | |
der jüngsten Konferenz der Datenschutzbeauftragten von vielen Kollegen | |
unterstützt. | |
Und das Bundesinnenministerium? "Die Justizministerin soll endlich einen | |
Gesetzentwurf vorlegen, der die entstandenen Sicherheitslücken schließt", | |
sagte ein Sprecher der taz. Darüber könne man dann diskutieren, nicht über | |
sonstige Vorschläge. Leutheusser-Schnarrenberger will erst einen Entwurf | |
vorlegen, wenn klar ist, ob und wie die EU ihre Vorgaben zur | |
Vorratsdatenspeicherung verändert. | |
Die Überprüfung der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung wird sich | |
aber noch lange hinziehen. Etwa im März will die EU-Kommission einen | |
Evaluationsbericht vorlegen, heißt es in Kommissionskreisen. Ein Vorschlag | |
zur Änderung der Richtlinie dürfte dann Ende 2011 vorliegen. Und damit | |
begännen erst die Verhandlungen von Ministerrat und EU-Parlament. | |
Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im März 2010 gibt es in | |
Deutschland keine Vorratsdatenspeicherung mehr. Bis dahin mussten alle | |
Telefon- und Internetverbindungsdaten von den Providern ein halbes Jahr | |
festgehalten werden. Karlsruhe verlangte eine bessere Sicherung der Daten | |
gegen Missbrauch. | |
15 Nov 2010 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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