Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rettungspaket für Irland: Irland beugt sich dem Druck
> Irlands Notenbank-Chef Honohan versichert: Das Land nimmt die
> Milliardenhilfe. Die Regierung will aber Bedingungen stellen. Die
> Sanierung der Banken wird sehr teuer.
Bild: Irlands Notenbankchef Patrick Honohan.
Es wird ein Rettungspaket für Irland geben. "Dutzende Milliarden Euro"
erwartet der irische Zentralbank-Chef Patrick Honohan. "Deswegen sitzen
doch die vielen Finanzexperten zusammen", sagte er am Donnerstag im
irischen Rundfunk.
Abgesandte des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen
Kommission und der europäischen Zentralbank sind nach Dublin gereist, um
dort den Haushalt der irischen Regierung und die Lage der angeschlagenen
Banken zu überprüfen.
Einen offiziellen Zeitplan für die Hilfe gibt es aber noch nicht. "Wir
konzentrieren uns auf die Vorbereitungsarbeiten in Dublin, um fertig zu
sein, sobald es eine Anfrage Irlands gibt", ließ EU-Währungskommissar Olli
Rehn ausrichten.
Die Hilfe der Euroländer und des IWF wären keine Geschenke, sondern
Darlehen, für die Zinsen entrichtet werden müssen. Honohan rechnet mit
einem Satz von "ungefähr 5 Prozent". Dies entspricht den Zinsen, die Irland
gegenwärtig auf den Finanzmärkten zahlen muss. Das Rettungspaket von EU und
IWF wäre also nicht billig.
In Irland sind insgesamt fünf Banken marode, die inzwischen 11.000
"Problemkredite" mit einem Buchwert von 73 Milliarden Euro an die
staatliche Bad Bank weitergereicht haben. Vor allem die Allied Irish Banks
ist vollkommen überschuldet. Allein ihre Sanierung könnte bis zu 34
Milliarden Euro kosten, wie die irische Regierung Ende September wissen
ließ.
Nicht viel besser sieht es bei der Anglo Irish Bank aus, die ebenfalls
bereits Kapitalhilfen in Höhe von 22,88 Milliarden Euro benötigte. Weniger
dramatisch stellt sich die Lage bei der Bank of Ireland dar, der es
inzwischen gelungen ist, eine Kapitalerhöhung durchzuführen und private
Investoren für ihre Aktien zu interessieren. Dadurch ist der Staatsanteil
gesunken und liegt nur noch bei 36 Prozent des Eigenkapitals.
Neben diesen drei Großbanken sind auch noch die beiden Bausparkassen EBS
Building Society und Irish Nationwide Building Society angeschlagen.
Die Rettung aller Banken dürfte 50 Milliarden Euro kosten, schätzt die
irische Regierung. Doch tatsächlich dürfte noch deutlich mehr Geld nötig
sein: Bis Ende Oktober hat die europäische Zentralbank (EZB) Kredite in
Höhe von 130 Milliarden Euro an die irischen Banken vergeben, damit diese
liquide bleiben. Denn private Anleger trauen den irischen Banken nicht
mehr. Die EZB würde ihre Hilfen jedoch gern einstellen.
In den Verhandlungen rund um das Rettungspaket stellt die irische Regierung
offenbar zwei Bedingungen. Zum einen will man nicht noch mehr sparen
müssen. Schon jetzt sind für das Haushaltsjahr 2011 weitere Kürzungen von 6
Milliarden Euro vorgesehen. In den nächsten vier Jahren sollen es 15
Milliarden sein. Zum anderen besteht die irische Regierung darauf, dass die
Körperschaftsteuer nicht erhöht wird, die momentan bei dem niedrigen Satz
von 12,5 Prozent liegt, um ausländische Firmen anzulocken. Die anderen
Euroländer finden es aber schwierig, ihren Wählern zu vermitteln, dass
Irland Hilfe benötigt, wenn das Land gleichzeitig Steuerdumping betreibt
und auf Einnahmen verzichtet.
Auch die Aktienmärkte gehen davon aus, dass es ein Rettungspaket für Irland
geben wird: Der deutsche Aktien-Index DAX bewegte sich am Donnerstag wieder
in Richtung von 6.800 Punkten. Doch selbst wenn es jetzt zu internationalen
Hilfen für Irland kommt, ist keineswegs ausgemacht, dass nicht bald neue
Milliarden nötig werden. Die Rettungsszenarien beruhen auf sehr
optimistischen Prognosen.
So nimmt die OECD an, dass die irische Wirtschaft 2011 um 1,5 Prozent und
2012 sogar um 2,5 Prozent wachsen wird. Dabei ist jedoch nicht
berücksichtigt, dass dieser Aufschwung wieder abgewürgt werden könnte, weil
die Regierung in Dublin so eisern bei den Staatsausgaben sparen muss.
18 Nov 2010
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## ARTIKEL ZUM THEMA
Zentralbank kauft kaum Staatsanleihen: Euro-Spekulanten verlieren Wette
Trotz vieler Gerüchte: Die Europäische Zentralbank kauft nicht im großen
Stil Staatsanleihen, um die Märkte zu beruhigen. Liquiditätshilfen für
Banken setzt sie aber fort.
Finanzielle Hilfe für Irland: Bundesregierung rettet Banken
Weil Berlin Dublin unter den Rettungsschirm drängt, hat die Deutsche Bank
ein Problem weniger. Denn die deutschen Institute hängen mit Milliarden in
der Pleite-Insel.
Finanzhilfen für die Pleiteinsel: Die Iren müssen bluten
Leitfaden für die Irland-Hilfe: Wie sie funktioniert, an welche Bedingungen
sie gebunden ist und wer dafür aufkommt. Nur wie viel Geld fließt, ist noch
nicht bekannt.
EU springt für Schulden ein: Irland flüchtet untern Rettungsschirm
Irlands Regierung hat sich entschlossen, Hilfe aus dem EU-Rettungsfonds zu
erbitten. Die EU stimmt grundsätzlich zu – es geht um 80 bis 90 Milliarden
Euro.
Annahme von Hilfsgeldern: Die Iren sollen sich nicht schämen
Müssen die Iren um ihre Souveränität fürchten, wenn sie Hilfsgelder
annehmen? Nein, wiegelt Premier Cown ab. Die Opposition wirft der Regierung
derweil dreiste Lügen vor.
Was der Euro-Schutzschirm kann: Rettung im Ernstfall
750 Milliarden Euro stellt die EU für Rettungsmaßnahmen bereit. Wie geht
das?
Grüne Insel im Schuldenloch: Irland ziert sich
Dublin will aus innenpolitischem Kalkül heraus auf Geld aus dem
EU-Rettungsfonds verzichten. Brüssel fürchtet nun um die Stabilität des
Euros.
Irland in der Krise: 53 Tonnen Cheddar fürs Volk
Die Märkte haben Irland aufgeben. Und 70 Milliarden Euro wird die
Bankenrettung kosten - die sind mit Sparen nicht reinzuholen. Deshalb
verteilt die Regierung jetzt Käse.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.