# taz.de -- Zentralbank kauft kaum Staatsanleihen: Euro-Spekulanten verlieren W… | |
> Trotz vieler Gerüchte: Die Europäische Zentralbank kauft nicht im großen | |
> Stil Staatsanleihen, um die Märkte zu beruhigen. Liquiditätshilfen für | |
> Banken setzt sie aber fort. | |
Bild: Jean-Claude Trichet bei der EZB-Pressekonferenz am 2.12.2010. | |
Die Märkte reagierten sofort. Der Euro fiel am Donnerstag, noch während | |
Jean-Claude Trichet seine Pressekonferenz abhielt. Denn der Chef der | |
Europäischen Zentralbank (EZB) enttäuschte die Investoren. Er teilte mit, | |
dass sich die europäische Geldpolitik vorerst nicht ändern wird. Dabei | |
hatten Spekulanten auf eine Sensation gehofft. Hartnäckig hatte sich vor | |
der Sitzung der EZB das Gerücht gehalten, dass die Notenbank den Kauf von | |
Staatsanleihen der Euro-Krisenländer im Wert von 1 bis 2 Billionen Euro | |
ankündigen würde. | |
Eine gewisse Rationalität hatte dieses Gerücht: Allein Spanien und Italien | |
müssen im kommenden Jahr 500 Milliarden Euro auf den Kapitalmärkten | |
aufnehmen, um auslaufende Kredite zu refinanzieren und ihr Haushaltsdefizit | |
zu decken. | |
Da jedoch die Investoren eine Staatspleite fürchten, steigen die | |
Risikoaufschläge seit Wochen - diese Zinslasten könnten für die | |
angeschlagenen Länder bald nicht mehr tragbar sein. Aus Spanien war daher | |
vor der EZB-Sitzung zu hören gewesen, dass es einen Sondergipfel der | |
EU-Regierungschefs zur Euro-Krise geben müsse, falls sich die Zentralbank | |
nicht für den Kauf von Staatsanleihen entscheiden könne. | |
Völlig neu wäre eine solche Aktion zur Beruhigung der Finanzmärkte nicht. | |
Denn in einem bescheidenen Umfang tut die EZB dies bereits: Seit dem | |
Ausbruch der Griechenlandkrise im Mai wurden rund 67 Milliarden Euro | |
investiert. Allein in der vergangenen Woche kaufte die EZB Staatsanleihen | |
für 1,35 Milliarden Euro auf. Dieses Sonderprogramm soll fortgesetzt | |
werden, wie Trichet nun ankündigte. Die Geldmenge wird damit aber nicht | |
erhöht, denn weiterhin soll der Grundsatz gelten, dass diese Käufe durch | |
Gegengeschäfte "neutralisiert" werden. | |
Die Weigerung der EZB, in großem Stil Staatsanleihen aufzukaufen, wird die | |
Diskussion anheizen, wie den Euro-Pleiteländern anderweitig zu helfen ist. | |
So hat Bundesbankchef Axel Weber kürzlich vorgeschlagen, den | |
EU-Rettungsschirm ausweiten. Bisher stehen maximal 750 Milliarden Euro | |
bereit, um Krisenstaaten beizuspringen. Weber könnte sich vorstellen, | |
diesen Fonds im Notfall um weitere 145 Milliarden Euro aufzustocken. Andere | |
Ökonomen fordern sogar, die Kapazität des Rettungsschirms auf 1,5 Billionen | |
Euro zu verdoppeln. | |
Doch nicht nur Euro-Staaten wie Portugal oder Spanien haben ein Problem, | |
noch Geld auf den Kapitalmärkten zu bekommen. Auch viele Banken können sich | |
nicht mehr refinanzieren. | |
Dies gilt besonders für die angeschlagenen irischen Institute, aber auch | |
für die portugiesischen Banken. Sie leihen sich daher das Geld von der EZB. | |
Eigentlich sollten diese Liquiditätshilfen zurückgefahren werden, doch | |
Trichet kündigte jetzt an, dass sie mindestens bis Ende März weiterlaufen. | |
Wenig überraschend war eine eine weitere EZB-Entscheidung: Der Leitzins | |
bleibt bei niedrigen 1 Prozent, denn eine Inflation ist momentan nirgends | |
in der Euro-Zone zu erkennen. | |
2 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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