# taz.de -- Debatte um geistiges Eigentum im Netz: 12-Punkte-Papier gegen Downl… | |
> Mit einem System von Warnhinweisen will Kulturstaatsminister Bernd | |
> Neumann (CDU) gegen illegale Downloads vorgehen. Ein 12-Punkte-Papier | |
> soll's richten. Widerspruch bleibt nicht aus. | |
Bild: Legale Downloads wie Neumann und andere sie mögen: Musikeinkauf in Apple… | |
BERLIN dpa/taz | Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) will das illegale | |
Herunterladen von Dateien aus dem Internet mit einem System von | |
Warnhinweisen bekämpfen. Wer bei Verstößen erwischt werde, soll zunächst | |
einmal per Mail persönlich verwarnt werden, erst bei einer Wiederholung | |
wären Abmahnungen und Anzeigen fällig. | |
Das geht aus dem [1][12-Punkte-Papier zum Schutz des geistigen Eigentums im | |
digitalen Zeitalter] hervor, das am Freitag in Berlin unter dem Titel "Ohne | |
Urheber keine kulturelle Vielfalt" veröffentlicht wurde. "Ein solches | |
System hätte als Ergänzung zu den existierenden Möglichkeiten der | |
zivilrechtlichen und gegebenenfalls strafrechtlichen Verfolgung den Vorzug, | |
dass es den rechtswidrigen Nutzer zunächst über den Unrechtsgehalt seiner | |
Tat aufklärt, ohne dass ihm sofort Sanktionen drohen", heißt es in dem | |
Papier | |
Auch sollten beim Schutz des Urheberrechts Internetprovider stärker als | |
bisher in die Pflicht genommen werden. Nutzer, die Dateien illegal | |
herunterladen, sollten in der Regel als Strafe eine doppelte Lizenzgebühr | |
zahlen. Thomas Stadler, Fachanwalt für IT-Recht und für gewerblichen | |
Rechtsschutz, sieht darin allerdings einen "gewissen Widerspruch zur | |
geltenden Rechtslage. Nach der E-Commerce-Richtlinie und dem TMG treffen | |
die Internet-Service-Provider nämlich grundsätzlich keine Prüf- und | |
Überwachungspflichten", schreibt er in seinem Weblog. | |
Gleichzeitig gibt Neumann den Verlegern in ihrem Streit mit | |
Nachrichtenportalen wie Google News und Suchmaschinen wie Google | |
Schützenhilfe. Der CDU-Politiker spricht sich für eine Reform des | |
Urheberrechts aus, mit der die Interessen der Verleger als Werkvermittler | |
im Internet stärker geschützt werden soll. Mit dem Leistungsschutzrecht | |
würden die Rahmenbedingungen zur Durchsetzung der Verlegeransprüche im | |
Internet verbessert. Das neue Recht soll allerdings nur die gewerbliche | |
Nutzung betreffen. | |
Die Verlegerverbände fordern seit längerem, dass der Zugriff auf ihre | |
Internetauftritte, etwa durch Suchmaschinen, eigens honoriert wird. Mit | |
einer Urheberrechtsreform wollen sie verhindern, dass die Leistung der | |
Verlage, etwa die technische Bereitstellung von Informationen, durch | |
Suchmaschinen zum eigenen Nutzen missbraucht wird. Im traditionellen | |
Urheberrecht werden die Belange von Verlagen, Autoren und Kreativen | |
geschützt. | |
Diese Regelungen reichen nach Ansicht Neumanns nicht mehr aus. Geistiger | |
Diebstahl im Netz sei kein Kavaliersdelikt. Eine Reform des Urheberrechts | |
sollte auf europäischer Ebene gelten. Auch weltweit müssten Regeln | |
festgelegt werden. Urheber und andere Rechteinhaber seien vor allem auf die | |
Mithilfe von Providern angewiesen. Auch hier widerspricht IT-Anwalt Stadler | |
in seinem Blog vehement: "Neumann scheint, wie viele andere auch, immer | |
noch nicht erkannt zu haben, dass diese Forderung nicht im Interesse der | |
Autoren ist und letztlich auf eine gebührenfinanzierte Presse hinausläuft." | |
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich | |
grundsätzlich für ein Leistungsschutzrecht ausgesprochen, dämpfte aber | |
zugleich Hoffnungen auf allzu große Einkünfte. Ein Leistungsschutzrecht für | |
Presseverlage sei auch keine "Sonder-Gema", hatte die Ministerin mit | |
Verweis auf die Vergütungsregelung der Musikbranche gesagt. | |
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels begrüßte die zwölf Thesen. "Im | |
staatspolitischen Sinn ist dieses Thesenpapier ein enorm wichtiger | |
Vorstoß", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, | |
in einer Mitteilung. "Es stellt das Kulturgut und den kulturellen | |
Schaffensprozess in den Mittelpunkt und macht deutlich, dass die künftige | |
Ausgestaltung des Urheberrechts unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, | |
aber auch kulturpolitisch von großer Bedeutung ist." Die Interessen der | |
Kultur und der Kulturschaffenden würden damit im Internetzeitalter | |
geschützt. | |
29 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2010/11/2010-11-26-bernd-n… | |
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