| # taz.de -- Projekte gegen Rechtsextremismus: Verfassungsschutz entscheidet mit | |
| > Geförderte Projekte gegen Rechtsextremismus sind künftig von der | |
| > Einschätzung des Verfassungsschutzes abhängig. Die Initiativen sind über | |
| > den Beschluss empört. | |
| Bild: Was war noch gleich seine Aufgabe? Bundesamt für Verfassungsschutz. | |
| HAMBURG taz | Die Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern werden in | |
| Zukunft dabei mitreden, welche Projekte gegen Rechtsextremismus vom Bund | |
| gefördert werden. Deren Berichte "sind ein wichtiges Indiz dafür, ob es | |
| sich bei dem betroffenen Träger oder den sonstigen Partnern um eine den | |
| Zielen des Grundgesetzes verpflichtete Organisation handelt oder ob daran | |
| Zweifel bestehen", heißt es in der Antwort des Familienministeriums auf | |
| eine Anfrage der Linkspartei-Bundestagsfraktion. Und weiter: "Eine | |
| Erwähnung schließt eine Zusammenarbeit in der Regel aus." | |
| Der Abgleich mit dem Verfassungsschutz geht zurück auf eine Initiative von | |
| Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Ab 2011 müssen Projekte, die | |
| Geld aus dem Anti-Rechts-Bundesprogramm "Toleranz fördern - Kompetenzen | |
| stärken" erhalten, ein Bekenntnis zur "freiheitlichen demokratischen | |
| Grundordnung der Bundesrepublik" ablegen. Sie müssen auch ihre Partner auf | |
| dieses Bekenntnis hin überprüfen. | |
| Unterzeichne ein Träger diese Erklärung nicht, erhalte er keine Förderung, | |
| heißt es in der Antwort, die der taz vorliegt. Wenn das Ministerium | |
| Hinweise auf Verstöße eines Trägers gegen die Klausel erhalte, würden diese | |
| in Abstimmung mit anderen Bundesministerien und dem Verfassungsschutz | |
| überprüft. | |
| "Der Verfassungsschutz wird künftig darüber entscheiden, mit wem die | |
| Projekte zusammenarbeiten dürfen und mit wem nicht", sagte Ulla Jelpke, | |
| innenpolitische Sprecherin der Linkspartei-Fraktion, am Donnerstag. Das | |
| Ministerium kehre die Beweislast um und verunsichere die Projekte gegen | |
| Rechtsextremismus. "Diese sollen mit Hilfe des Geheimdienstes Spitzelarbeit | |
| leisten", sagte Jelpke weiter. | |
| An die hundert Personen und Initiativen aus Wissenschaft, Politik und | |
| Demokratieprojekten hatten angekündigt, die Erklärung zu verweigern - | |
| darunter etwa Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung. | |
| "Die Antworten des Ministeriums bestätigen meine Befürchtungen" sagte | |
| Bianca Klose, die Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus | |
| Berlin. "Wo die Bundesregierung bislang zivilgesellschaftliches Engagement | |
| förderte, setzt sie jetzt auf staatliche Kontrolle und Misstrauen." Dadurch | |
| entstünden hohe Hürden für demokratisches Handeln. | |
| Bei der Zusammenarbeit mit Vertretern der Linkspartei müsse auf die | |
| Heterogenität der Partei geachtet werden, argumentiert das Ministerium. | |
| Manche Zusammenschlüsse wie die Kommunistische Plattform seien offen | |
| extremistisch, andere Gremien und Mandatsträger könnten "natürlich Partner | |
| in Projekten sein". Wenn Träger unsicher seien, sollten sie beim Land oder | |
| Bund nachfragen. | |
| 16 Dec 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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