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# taz.de -- Anti-Doping-Bemühungen: Handballer und Basketballer wehren sich
> Handballer und Basketballer starten eine Protestaktion gegen die
> Meldeauflagen im Antidopingkampf. Ihre Aktion zeigt, wie uneins die
> Sportler sind.
Bild: Johannes Bitter, Torhüter beim HSV Hamburg und Sprecher der Spielergewer…
Goal heißt Tor - im Fußball wie im Handball. Goal ist aber auch eine
Abkürzung. Sie steht für Gemeinschaftliche Organisation aller
Lizenzhandballer in Deutschland. Das ist eine Profivereinigung, die sich
für die Belange von Handballprofis einsetzt. Im August hat sich die
Spielergewerkschaft gegründet. Geführt wird sie von Nationaltorhüter
Johannes Bitter. Der sieht sein Ziel vor allem darin, die Belastung der
Profis durch allzu viele Liga- und Europapokalbegegnungen zu minimieren.
Viel mehr wusste man bis Anfang dieser Woche nicht über die Vereinigung,
die in Deutschland keine 100 Handballer vertritt. Das hat sich geändert.
Goal ruft wie Spin, die Vereinigung der Basketballprofis, für den ersten
Weihnachtsfeiertag zu einer Protestaktion gegen die Meldeauflagen im
Antidopingkampf auf. An diesem Tag wollen sie ihre Mitglieder dazu
aufrufen, im Meldesystem der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada statt des
verlangten Aufenthaltsorts die Adresse von Goal bzw. Spin anzugeben. Der
organisierte Sport reagiert mit Ablehnung auf die Aktion.
Der Deutsche Olympische Sportbund lässt seinen Aktivensprecher Christian
Breuer zu Wort kommen. "Dabei handelt es sich um eine reine PR-Aktion, die
daran zweifeln lässt, dass die Beteiligten an einer Lösung im Sinne der
Athletinnen und Athleten interessiert sind oder konstruktive Vorschläge
parat haben", wird der Eisschnellläufer in einer Pressemitteilung des DOSB
vom Mittwoch zitiert. Er hat keine datenschutzrechtlichen Bedenken gegen
das Meldewesen. Tags zuvor hatte sich bereits die Nationale
Anti-Doping-Agentur Nada beschwert, dass Goal und Spin zu Protestaktionen
aufgerufen hätten, ohne zuvor das Gespräch mit ihren Verbänden oder der
Nada gesucht zu haben. Jan Pommer, Geschäftsführer der
Basketball-Bundesliga, nimmt die Spielervereinigung Spin gar nicht für voll
und bezeichnete sie als "Scheinriese". Der ist aber gut vernetzt in Europa.
Denn der deutsche Protest ist Teil einer europaweiten Aktion von "EU
Athletics", einem Zusammenschluss von 25 Spielergewerkschaften aus ganz
Europa, zu der auch Spin gehört. Von ihr geht die Protestaktion aus, an der
sich Sportler aus den Niederlanden, aus Frankreich und Spanien beteiligen.
Eine Reform der Regeln im Antidopingkampf soll damit initiiert werden.
Das Thema ist den Sportlergewerkschaften so wichtig, weil sie sich in den
Nationalen Verbänden, aber auch in der internationalen Sportorganisationen
nicht gut repräsentiert fühlen. So fragt "EU Athletics" in einer
ausführlichen Stellungnahme zum Thema Dopingbekämpfung nach der
Legitimation der Athletenkommission der Weltantidopingagentur. Das seien
Einzelpersonen, die von der Wada benannt werden und die nicht mehr als ihre
persönliche Meinung zu den Dopingregularien abgeben würden. Zu ihnen
gehören unter anderem der russische Sportfunktionär und ehemalige
Eishockeyspieler Wjatscheslaw Fetisow, der ehemalige Sprinter Frankie
Frederiks aus Namibia und die US-Tennisspielerin Lindsay Davenport. "Sie
handeln, ohne ein Mandat dafür zu haben."
Die Diskussionen um die Ausgestaltung des Kampfs gegen Doping findet vor
dem Hintergrund einer Debatte statt, in der es darum geht, wer eigentlich
der legitime Vertreter der Sportlerinteressen ist. Christian Breuer
bezeichnet den Beirat der Sportler im DOSB als "offizielle und demokratisch
legitimierte Vertretung der deutschen Athleten". Goal und Spin, die als
Gewerkschaft angestellter Profisportler mit der Dachorganisation deutscher
Sportvereine nur wenig gemein haben, wären demnach nicht berechtigt, Kritik
zu äußern. Auch die Nada zeigte sich verwundert über die Aktion der
Mannschaftssportler. Für die gelten in der Regel die strengen Meldeauflagen
nicht, nach denen drei Monate im Voraus für jeden Tag eine Stunde für
mögliche Kontrollen angegeben werden muss. Goal-Chef Johannes Bitter weiß
das. "Es geht ja auch um eine Aktion mit Symbolwirkung", sagt der Torwart
des HSV Hamburg.
22 Dec 2010
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Handball-EM
Fußball-Bundesliga
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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