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# taz.de -- Darfurs Rebellen setzen auf Südsudan: "Der Norden ist schon gesche…
> Der Krieg in Darfur flammt neu auf. Darfurs Rebellen wittern Morgenluft –
> und Südsudans zukünftige Regierung sieht sich in einer starken Position.
Bild: Flüchtlinge aus dem Kalma-Camp kehren zurück nach West-Darfur.
Sollte Südsudan im Januar seine Unabhängigkeit beschließen, könnten die
Probleme im Norden am größten sein: Die Machtverhältnisse in ganz Sudan
werden auf den Kopf gestellt. Darauf hoffen zumindest die Rebellen in der
westsudanesischen Region Darfur, die seit 2003 gegen Sudans Regierung
kämpfen. Der Krieg dort hat mehrere hunderttausend Tote und mehrere
Millionen Vertriebene produziert und Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir
einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs eingebrockt.
"Der Norden ist schon ein gescheiterter Staat", sagt Minni Minawi, Führer
der einst größten Darfur-Rebellenbewegung SLA (Sudanesische
Befreiungsarmee). "Es gelang der Regierung in Khartum nicht, Sudan
zusammenzuhalten. Nach der Abtrennung des Südens muss Nordsudan neu
aufgeteilt werden."
Vor kurzem ist Minawi in Juba aufgetaucht, der Hauptstadt des Südens. Dort
empfängt er im Grand Juba Hotel Gäste unter einem schattigen Baum im
Garten. Dort sitzen noch andere politische Führer aus Darfur. Minawi ist
der einzige Rebellenführer Darfurs, der im Jahr 2006 einen in Nigeria auf
internationalen Druck ausgehandelten Darfur-Friedensvertrag mit Khartum
unterzeichnete. Er wurde Berater von Bashir, während andere Rebellen
weiterkämpften und ihn als Verräter bezeichneten. Aber dieses Jahr brach
Minawi wieder mit Khartum.
Sudans Armee überfiel in den letzten Tagen SLA-Stellungen bei Khor Abeche
in der Provinz Süddarfur, die an Südsudan grenzt. 12.000 Menschen flohen.
Die UNO Friedensmission in Darfur (Unamid) bestätigte die Angriffe und
sagte, dass es eine unbekannte Zahl von Toten gab. Sudans Regierung sagte,
die SLA habe als Erster angegriffen. Aber sie bestätigte auch, dass ihre
Luftwaffe Ziele in Darfur bombardiert hat. Einige Bomben landeten auf
südsudanesischem Gebiet. "Aus Versehen", meinte Khartum, während Juba von
"Provokationen" sprach, aber nicht reagierte.
Die Bombardierung von südsudanesischem Gebiet könnte als Warnung gesehen
werden. Es gibt zahlreiche Berichte, dass sich Kämpfer der stärksten
Darfur-Rebellenbewegung JEM (Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit) ab
und zu im Norden von Südsudan aufhalten. "Nach der Abspaltung von Südsudan
grenzt Darfur im Süden an ein unabhängiges Land. Das bietet Möglichkeiten
für Rebellen in Darfur, Südsudan als Nachschubroute zu nutzen", meint ein
Beobachter in Juba.
Aber Südsudans Autonomieregierung verneint das. "Wir haben zwar Sympathie
für die Rebellen in Darfur, aber wir unterstützen sie nicht", sagt resolut
Riek Machar, Südsudans Vizepräsident. "Wir hoffen, nach dem Referendum
zwischen der Regierung in Khartum und den Darfur-Rebellen vermitteln zu
können." Er macht sich Sorgen über die Entwicklungen im Norden. "Es wird
nicht einfach sein für uns, auf eigenen Beinen zu stehen. Instabilität im
Norden ist für uns keine Hilfe", sagt Riek Machar in seinem gemütlichen und
chaotischen Büro, wo ständig Menschen ein und aus gehen.
Nicht nur die Lage in Darfur untergräbt die Stabilität im Norden. Viele
Nordsudanesen sind wütend und enttäuscht, dass sie mit dem Südsudan auch Öl
und andere Bodenschätze verlieren. Präsident Bashir ist der Sündenbock für
sie.
22 Dec 2010
## AUTOREN
Ilona Eveleens
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