# taz.de -- Mangel an Master-Studienplätzen: Schavan will nicht handeln | |
> Nur jeder dritte Bachelor-Absolvent ergattert derzeit einen | |
> Master-Studienplatz. Bildungsministerin Schavan (CDU) sieht dennoch | |
> keinen Handlungsbedarf des Bundes. | |
Bild: Festhalten nutzt nichts: Viele Studenten können nach der ersten Hälfte … | |
BERLIN taz | Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die | |
Bundesländer ermahnt, ihren Verpflichtungen zur Schaffung zusätzlicher | |
Studienplätze nachzukommen. "Die Hochschulen wissen seit dem 15. Dezember, | |
dass Bund und Länder sich die die Kosten teilen und Studienplätze | |
geschaffen werden können", sagte Schavan dem Hamburger Abendblatt. "Die | |
Länder müssen ihren Anteil von 50 Prozent nun auch leisten." | |
Bezüglich der Knappheit an Masterstudienplätzen hatte das | |
Bundesbildungsministerium kürzlich in einer Antwort auf eine Anfrage der | |
Linkspartei-Fraktion erklärt, die Länder seien dafür zuständig, den Zugang | |
zum Masterstudium zu regeln. Trotz des anhaltenden Unmuts über den Mangel | |
an Masterstudienplätzen sah das Ministerium jedoch noch keinen dringenden | |
Handlungsbedarf. "Der Bundesregierung liegen derzeit keine Gründe zur | |
Annahme vor, dass eine grundsätzliche Knappheit an Masterstudienplätzen | |
besteht", heißt es in der Antwort. | |
Aus einer Umfrage, die das Bundesbildungsministerium vor vier Jahren in | |
Auftrag gab, geht jedoch hervor, dass mehr als drei Viertel der | |
Studierenden nach dem Bachelorabschluss gern einen Master erwerben würden. | |
Laut Deutschem Hochschulverband ergattert nur jeder dritte | |
Bachelorabsolvent einen Master-Platz. | |
Und die Situation verschärft sich, da es mit jedem Jahr mehr | |
Bachelor-Absolventen gibt. An der Berliner Humboldt-Universität etwa | |
bewarben sich in diesem Wintersemester 5.500 Bachelor-Absolventen auf 1.800 | |
Master-Studienplätze. Doch in den elf Jahren seit Beginn des sogenannten | |
Bologna-Prozesses haben sich weder der Bund noch die Länder darüber | |
Gedanken gemacht, wie viel Masterstudienplätze es gibt und wie viel | |
gebraucht würden. Die Kultusminister wollen im Frühjahr erstmals eine | |
entsprechende Übersicht erstellen. Schavans Staatsekretär Thomas Rachel | |
verweist in der Anfrage auf den Hochschulpakt. | |
Den Pakt hatte das Ministerium im Jahre 2007 mit den Ländern geschlossen, | |
um Plätze für zusätzliche Studienanfänger zu schaffen. Der Haken: Dabei | |
geht man nur von jenen aus, die durch die doppelten Abiturjahrgänge nach | |
acht und neun Jahren kurzzeitig in die Hochschulen geschwemmt werden, und | |
rechnet damit, dass die Studierenden maximal acht Semester an der Uni | |
bleiben, also bis zum Bachelor. Hochschulverbandspräsident Bernhard Kempen | |
möchte daher Studienplätze grundsätzlich bis zum Master finanzieren. Auch | |
die Hochschulrektorenkonferenz fordert, den Pakt um mindestens 2 Milliarden | |
Euro aufzustocken. | |
Bisher konnten sich Bund und Länder dazu nicht durchringen. Das Motto | |
heißt: still abwarten und schauen, was passiert. Im Mai klang das noch | |
anders. Da hatte Schavan zur Bologna-Konferenz geladen und sich | |
anschließend selbst gelobt: "Von dieser Konferenz geht das Signal aus, dass | |
wir alle gemeinsam etwas für die Studienbedingungen und eine bessere Lehre | |
tun wollen." Passiert ist gerade für die Masterstudierenden wenig. So kommt | |
es vor, dass selbst Studierende mit einem sehr guten Bachelorabschluss | |
keinen Master-Platz bekommen, weil der Zugangskommission vor Ort | |
persönliche Eindrücke oder auch das Abiturzeugnis wichtiger sind. | |
Linkspartei-Hochschulexpertin Nicole Gohlke bemerkt daher bitter: "Die | |
Bundesregierung könnte das Chaos bei der Zulassung zum Master beheben. Sie | |
müsste den Hochschulpakt aufstocken, die Länderfinanzen stärken und ein | |
Bundesgesetz zu Hochschulzulassung und Hochschulabschlüssen verabschieden. | |
Aber sie will nicht. | |
28 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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