# taz.de -- Österreichische Bank soll auszahlen: SED-Vermögen zurück in den … | |
> Mehr als 20 Jahre nach der Wende soll nun das letzte SED-Geld | |
> zurückgezahlt werden. Die SED-Nachfolgepartei hatte schon 1992 auf das | |
> Auslandsvermögen verzichtet. | |
Bild: Da ging zu DDR-Zeiten viel Geld rein: Palast der Republik (inzwischen abg… | |
Jetzt ist endgültig Schluss: Die Spekulationen um ein vagabundierendes | |
SED-Altvermögen haben als politisches Kampfmittel gegen die Linkspartei | |
ausgedient. Genährt wurden sie Ende März 2010 noch einmal durch ein Urteil | |
des Kantonsgerichts Zürich in der Schweiz. | |
Es verurteilte in zweiter Instanz die Unicreditbank Austria zur Auszahlung | |
vermutlich veruntreuter DDR-Parteiengelder in Höhe von 230 Millionen Euro | |
an die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS). Wegen | |
der beantragten Kassation ist das Urteil aber noch nicht rechtskräftig. | |
Nach BvS-Angaben wäre dies vermutlich die letzte Zahlung, auf die die | |
ostdeutschen Bundesländer noch hoffen können. | |
Notariell hatte die damalige PDS als Nachfolgerin der Sozialistischen | |
Einheitspartei in der DDR schon 1992 auf eventuelles Auslandsvermögen | |
verzichtet. Zwischen ihr, der Treuhandanstalt und der Unabhängigen | |
Kommission zum Parteienvermögen wurde 1995 abschließend ein Vergleich | |
geschlossen. | |
Die Treuhand-Nachfolgerin BvS fordert jedoch aus der Schweiz Gelder zurück, | |
die kurz nach der Wende offensichtlich von der PDS bei der | |
österreichisch-deutschen Novum Handelsgesellschaft geparkt wurden. Die | |
Novum ist ursprünglich eine Gründung der Österreichischen Kommunistischen | |
Partei, in die aber immer mehr der DDR-Außenhandel einstieg. 1992 hatte | |
sich Gesellschafterin Rudolfine Steindling Millionenbeträge von der | |
heutigen Unicreditbank-Tochter Austria auszahlen lassen. Wo das Geld heute | |
ist, ist aber unbekannt. | |
Laut Einigungsvertrag stehen Summen aus dem Altvermögen der Parteien und | |
Massenorganisationen (PMO) der DDR den beigetretenen Bundesländern zu. Nach | |
dem Parteiengesetz müssen sie für gemeinnützige und investive Zwecke | |
verwendet werden und dürfen nicht den allgemeinen Haushaltsmitteln | |
zugeschlagen werden. Bis 2006 sollen nach Angaben des sächsischen | |
FDP-Generalsekretärs Torsten Herbst 275 Millionen Euro aus diesem Vermögen | |
allein nach Sachsen geflossen sein. Die eigentlich bereits in Abwicklung | |
befindliche BvS weist eintreffende PMO-Gelder nach einem Länderschlüssel | |
den ostdeutschen Bundesländern zu. | |
Die Jahresabrechungen der BvS fallen indessen immer schmaler aus. 2010 | |
zahlte sie an Sachsen knapp 4 Millionen Euro, an Sachsen-Anhalt 2,3 | |
Millionen. Eingesetzt werden sie beispielsweise für die Dresdner | |
Stasi-Gedenkstätte, für die Krankenhaussanierung oder die Lehrerfortbildung | |
in Halle. Üppiger sprudelte es in den Vorjahren. Rund 100 Millionen Euro | |
wurden 2009 ausgeschüttet. Davon gingen 43,3 Millionen Euro an Sachsen und | |
25 Millionen an Sachsen-Anhalt. | |
Bestätigen das Kassationsgericht oder das Schweizer Bundesgericht das | |
Unicredit-und Novum-Urteil noch 2011, können sich die ostdeutschen Länder | |
ein letztes Mal über einen Euro-Regen in Höhe von insgesamt 230 Millionen | |
freuen. "Sonst ist nichts mehr zu verteilen", prophezeit ein BvS-Sprecher. | |
Die PMO-Kommission hatte bereits 2006 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Ein | |
Sprecher der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft bestätigt, dass auch die | |
Grundstücksverwertung aus dem sogenannten Mauerfonds längst erledigt ist. | |
Sollte doch noch verstecktes Vermögen auftauchen, will die Linkspartei | |
freiwillig eine dreimal so hohe Strafe zahlen. | |
5 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
## TAGS | |
Österreich | |
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