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# taz.de -- Kommentar zu Guttenberg: Flucht in die rigide Pose
> Nach außen will Guttenberg die Bundeswehr als ein glänzendes Unternehmen
> verkaufen. Führung nach innen beherrscht der Verteidigungsminister aber
> leider nicht.
Im Bundesverteidigungsministerium spielt sich etwas ab, was an den Anfang
der Wahlperiode erinnert. Im Jahr 2009 überrollte den neuen Minister
Karl-Theodor zu Guttenberg der Fall Kundus, als durch deutschen Befehl in
Afghanistan viele Zivilisten starben.
Guttenberg hielt das Bombardement zunächst für angemessen, dann nicht - und
am Ende fand er in Staatssekretär und Generalinspekteur zwei Bauernopfer,
die er rigoros entließ. Er selbst entkam der Affäre.
Züge dieses rigorosen Verhaltens finden sich auch im Umgang mit den drei
Skandalen, die sein Haus aktuell erschüttern. Guttenberg verkündet, er sei
ungeduldig, und droht mit Konsequenzen wegen der Meuterei auf der "Gorch
Fock", dem Tod eines Soldaten und dem Öffnen von Feldpost in Afghanistan.
In Krisenzeiten ist die Entlassung einer der ersten politischen Reflexe aus
Guttenbergs Repertoire. Um sich vor der Öffentlichkeit selbst zu schützen,
spielt er diese Karte schneller als jeder andere Minister.
Dieser Reflex schützt ihn jedoch nicht davor, dass in seinem Haus in Fällen
solcher Tragweite die interne Kommunikation nicht funktioniert. Ein
Widerspruch: Denn nach außen will Guttenberg die Bundeswehr als ein
glänzendes Unternehmen verkaufen, lädt sie durch medial durchgeplante
Auftritte mit Pathos auf und baut sie scheinbar nebenbei zur
schlagkräftigen Interventionsarmee um. Welcher Druck dabei in der
Bundeswehr entsteht und in Kriegszeiten noch verstärkt wird, scheint dem
Minister zu entgehen.
Es ist nicht das Versagen Einzelner, wenn dann Informationen vertuscht
werden. Es ist eine Frage der inneren Organisation der Bundeswehr. Die
tragischen Fälle zeigen: Führung nach innen beherrscht Guttenberg nicht. Da
hilft auch kein rigides Auftreten nach außen.
21 Jan 2011
## AUTOREN
Gordon Repinski
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