# taz.de -- Mord an Schwulenaktivist in Uganda: David Kato in seinem Haus ersch… | |
> David Kato, der bekannteste Fürsprecher der Homosexuellen des Landes, | |
> wurde in Kampala brutal umgebracht. Er kämpfte gegen Medienhetze und | |
> gesetzliche Diskriminierung. | |
Bild: David Kato. Das Hetzblatt "Rolling Stone" will sich noch nicht zu seinem … | |
KAMPALA taz | Ugandas berühmtester Schwulenaktivist ist ermordet worden. | |
David Kato wurde am Mittwochnachmittag in seinem Haus in Kampalas | |
Vorstadtbezirk Mukono angegriffen. Laut Katos Anwalt sahen Nachbarn ein | |
Auto vorfahren, der Fahrer sei in Katos Haus eingedrungen und wenig später | |
davongefahren. Die Nachbarn sahen nach, fanden Kato schwerverletzt und | |
wollten ihn ins Krankenhaus bringen; unterwegs starb er. | |
"Er wurde bewusstlos mit Wunden am Kopf aufgefunden", bestätigt | |
Polizeisprecherin Judith Nabakooba. Sie kann noch nicht sagen, womit Kato | |
getötet wurde. Es sei ein Hammer gefunden worden. "Wir wissen nicht, ob er | |
wegen seiner sexuellen Orientierung angegriffen wurde oder ob dies ein | |
gewöhnliches Verbrechen war", betont sie. In Mukono habe sich jüngst eine | |
Serie von Angriffen mit Eisenstangen ereignet. | |
Kato hatte erst im November ein Gerichtsverfahren gegen das Boulevardblatt | |
Rolling Stone angestrengt, nachdem sein Foto auf dem Titelblatt abgedruckt | |
worden war. "Aufhängen" stand in großen Lettern über seinem Bild, das ihn | |
in Badehose zeigte. Das neue Schmierblatt hatte in einer Serie Ugandas | |
"Top-100-Homos" mit Namen und Wohnort geoutet. Daraufhin hatten zahlreiche | |
Schwulen und Lesben Morddrohungen erhalten. | |
David Kato war daraufhin für die ugandische Homosexuellenorganisation SMUG | |
vor Gericht gezogen. Im Januar urteilte das Gericht in Kampala, Zeitungen | |
in Uganda dürfen keine Schwule mehr outen. Es gehe um die Sicherheit der | |
Betroffenen und ihr Recht auf Privatsphäre, erklärte Justice Kibuuka. | |
Solange der Mordanschlag nicht geklärt ist, will sich jetzt auch das | |
Hetzblatt Rolling Stone nicht dazu äußern. "Wir haben Mitleid mit Katos | |
Familie und hoffen, dass er in Frieden ruhen wird", sagt Herausgeber Giles | |
Muhame der taz. "Wir fordern die Polizei auf, den Fall zu untersuchen und | |
herauszufinden, warum er getötet wurde." | |
Michelle Kagari, Amnesty Internationals Vizedirektorin für Afrika, | |
kritisiert Ugandas Regierung. Es sei besorgniserregend, dass die Regierung | |
"so verdächtig still bezüglich der diskriminierenden Rhetorik" gegenüber | |
Schwulen und Lesben sei. In Uganda ist Geschlechtsverkehr mit | |
Gleichgeschlechtlichen illegal. | |
Vor rund einem Jahr wurde im Parlament ein Gesetzesvorschlag eingebracht, | |
der das bislang bestehende Anti-Homosexuellen-Gesetz noch verschärfen | |
sollte. Sogar von der Todesstrafe war die Rede, bis | |
Menschenrechtsorganisationen auf die Barrikaden gingen. Geberländer | |
drohten, die Hilfsgelder einzustellen. Präsident Yoweri Museveni pfiff | |
daraufhin die Hetzer zurück. Seitdem ist es still geworden um den | |
Gesetzentwurf. | |
27 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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