# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Uganda: Der Alte macht auf Jugendfrische | |
> Nach 25 Jahren an der Macht will sich Ugandas Staatschef Yoweri Museveni | |
> wiederwählen lassen. Dafür zieht er alle finanziellen, militärischen und | |
> musikalischen Register. | |
Bild: Die Jugend entscheidet, ob Museveni wiedergewählt wird: fast 80 Prozent … | |
KAMPALA taz | Aus Lautsprechern dröhnt Rap, als die Präsidentenlimousine | |
auf den Schulhof fährt. "Wollt ihr einen Rapsong?", hallt die Stimme von | |
Ugandas Präsident Yoweri Museveni aus den Boxen. "Ja, Mann", brüllen seine | |
Fans. Einen Rap aufzunehmen - das war ein kluger Schachzug des 66-Jährigen, | |
um sich bei der Jugend beliebt zu machen, damit er am Freitag nach bereits | |
25 Jahren an der Macht als Präsident wiedergewählt wird. | |
Museveni-Rap läuft in Diskotheken, viele haben ihn als Handy-Klingelton | |
installiert. Ein Propellerflugzeug beschallt damit die Hauptstädter. Fast | |
80 Prozent der ugandischen Bevölkerung sind unter 30 Jahre alt. | |
Osborne Opio hat seinen nackten Oberkörper gelb angemalt, in der Farbe der | |
Museveni-Partei NRM (Nationale Widerstandsbewegung). Der 23-jährige Student | |
stammt aus Gulu, der Stadt im Norden, wo einst die Rebellen der LRA | |
(Widerstandsarmee des Herrn) wüteten. "Es hat sich so viel verändert, wir | |
Jugendlichen können jetzt bis nach Mitternacht in Gulu ausgehen", jubelt | |
er. | |
Sicherheit und Aufschwung hat Museveni im Norden neue Anhänger verschafft. | |
Dagegen hat er sich jedoch in der Region um Kampala, wo Ugandas größte | |
Volksgruppe der Baganda lebt, viele neue Feinde gemacht, als er zweimal | |
Proteste mit Waffengewalt auflöste. Früher stimmten die Baganda treu für | |
Museveni. | |
Auch jetzt, sagt Museveni, dass er die Wahl "mit großer Mehrheit gewinnen | |
wird". Jüngste Umfragen versprechen ihm 65 Prozent. Sein wichtigster Rivale | |
Kiiza Besigye, Spitzenkandidat eines Oppositionsbündnisses, soll nur 15 | |
Prozent einholen. 2006 erzielte Museveni 59 Prozent, Besigye 37 Prozent. | |
Insgesamt treten sieben Kandidaten gegen Museveni an. Es ist das dritte | |
Mal, dass Besigye, ein ehemaliger Mitstreiter Musevenis aus Guerillazeiten, | |
den Präsidenten schlagen will. | |
Vor den Wahlen 2006 war Besigye mehrfach verhaftet worden. Alle Anklagen - | |
Vergewaltigung, Staatsverrat, Terrorismus - wurden später fallen gelassen. | |
Dass er dieses Mal in Ruhe gelassen wird, raubt ihm die Aura des Opfers, | |
die ihm bei früheren Wahlen half. Dennoch verzeichnet Besigye Zulauf. | |
Anstelle von Rapsongs wettert er gegen Korruption und Vetternwirtschaft. | |
"Der Wandel wird kommen", verspricht er. | |
Doch Musevenis NRM hat alle Ressourcen mobilisiert. T-Shirts und Geldbündel | |
wurden großzügig verteilt. Motorrad-Taxifahrer erhielten Geld, um für | |
Museveni zu werben. Abgeordnete fanden umgerechnet 10.000 Dollar auf ihren | |
Konten. Gleichzeitig erklärte Finanzministerin Syda Bbumba die Regierung | |
für bankrott, kurz nachdem das Parlament zusätzlich 260 Millionen Dollar | |
für die Wahlen bereitgestellt hatte. "Die Manipulation durch Geld hat ein | |
Level erreicht, das wir noch nie gesehen haben", sagt John Odoy, Direktor | |
von DEMgroup, ein Bündnis lokaler NGOs zur Wahlbeobachtung. | |
Die Misswirtschaft bemerken auch die Ugander. Hundert Tomaten kosteten | |
bislang 20.000 Schilling (7 Euro), erzählt eine Gemüseverkäuferin; dann | |
wurden es 30.000, gestern sogar 35.000. Während Ugandas Zentralbank | |
angeblich darüber nachdenkt, mehr Geld zu drucken, müssen Konsumenten | |
feststellen: Plötzlich bekommt man wieder die alten Scheine ausgehändigt, | |
die vergangenes Jahr gegen frische Banknoten in neuen Farben ausgetauscht | |
worden waren. Offenbar hat die Zentralbank einfach das alte Geld wieder in | |
Umlauf gebracht. | |
Besigye sagt, dass er die Wahlen nicht wieder gerichtlich anfechten werde. | |
2006 urteilten die Richter: Die Wahlen seien nicht fair verlaufen. Doch die | |
Ergebnisse wurden nicht annulliert. Damit bleibt Besigye nur die Option, zu | |
Protesten aufzurufen, wie in Nordafrika. "Wir werden alles ausprobieren", | |
sagt er. | |
Doch das Regime ist gerüstet: Jüngst rollte eine Kolonne neuer | |
Tränengaswerfer durch Kampala. 51.000 Polizisten sind im Einsatz, das | |
Militär in Bereitschaft. 170.000 "Verbrechensbekämpfer", Männer mit | |
Schlagstöcken, werden an den 24.000 Wahllokalen postiert. | |
Museveni protzt, er sei "Wahlexperte". Es werde keine Revolution wie in | |
Ägypten stattfinden. Er habe noch viele Pläne. Er wolle Uganda zu einem | |
Land mittleren Einkommens machen. Und ein Rap-Album produzieren. | |
17 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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