# taz.de -- Auslieferungsverfahren gegen Assange: Punktsieg für Wikileaks-Grü… | |
> Mitarbeiter der schwedischen Justiz kritisieren vor dem Londoner Gericht | |
> die eigene Staatsanwaltschaft. Es gebe keinen Grund für eine Auslieferung | |
> Assanges nach Schweden. | |
Bild: Gibt sich optimistisch: Julian Assange mit Anwältin Jennifer Robinson au… | |
DUBLIN taz | Am Dienstag ging die zweitägige Anhörung des | |
Wikileaks-Gründers Julian Assange vor dem Londoner Amtsgericht zu Ende. | |
Gehört wurden vor allem Aussagen, die Assange zu seiner Verteidigung | |
vorgebracht hatte. Sven Erik Alhem, ein pensionierter schwedischer | |
Staatsanwalt, der als Zeuge der Verteidigung auftrat, sagte, es sei eine | |
"goldene Regel", dass einem Verdächtigem von Anfang an mitgeteilt wird, was | |
ihm vorgeworfen wird. | |
Es gebe gar keinen Grund, warum Assange nicht in Großbritannien verhört | |
werden könne, sagte Alhem. An Assanges Stelle wäre er allerdings sofort | |
nach Schweden gereist, um die Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. Auf die | |
Frage, ob er einen Europäischen Haftbefehl ausgestellt hätte, antwortete | |
er, dass er Assange erst gar nicht hätte laufen lassen. | |
Die Staatsanwaltschaft Göteborg will den Australier zu den Vorwürfen der | |
sexuellen Nötigung und Vergewaltigung befragen, die zwei Frauen gegen ihn | |
erhoben haben. Eine der beiden Frauen hat ausgesagt, Assange habe gegen | |
ihren Willen ohne Kondom mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt, die andere | |
wirft Assange vor, sie im Schlaf zum Sex gezwungen zu haben. Assange | |
bestreitet diese Vorwürfe. Er hatte sich Anfang Dezember in London der | |
Polizei gestellt, nachdem Schweden einen europäischen Haftbefehl gegen ihn | |
erlassen hatte. Seitdem steht er in Großbritannien unter Hausarrest. | |
Assanges Anwalt Geoffrey Robertson sagte, ein weiterer Grund für die | |
Ablehnung der Auslieferung sei, dass Assange womöglich die Todesstrafe | |
drohe, falls Schweden ihn an die USA ausliefere. Robertson beanstandete, | |
dass sowohl die schwedische Staatsanwältin Marianne Ny als auch der Anwalt | |
der beiden Frauen, Claes Borgström, gegenüber den Medien Assanges Identität | |
preisgegeben haben. | |
"Dieser Borgström würde in diesem Land wegen Missachtung des Gerichts | |
hinter Gittern sitzen", sagte Robertson. Alhem kritisierte ebenfalls, dass | |
Ny den Medien gegenüber Assanges Namen genannt habe. Das sei "keine | |
angemessene Verfahrensweise" gewesen. Außerdem hätte sie ihn nicht als | |
Angeklagten bezeichnen dürfen, sondern als Verdächtigen, es sei ja keine | |
Anklage erhoben worden. | |
Bereits am Montag hatte die pensionierte schwedische Richterin Brita | |
Sundberg-Weitmann ausgesagt, dass sie Ny für eine "bösartige radikale | |
Feministin" halte, die Männern gegenüber voreingenommen sei. "Ich verstehe | |
ihre Einstellung nicht", sagte sie. "Sie scheint mir niederträchtig." In | |
Schweden herrsche eine solche Feindseligkeit gegen Assange, dass die | |
meisten Menschen Assange für schuldig halten. "Ich mache mir große Sorgen | |
um den schwedischen Rechtsstaat", sagte Sundberg-Weitmann. | |
Der schwedische Blogger Göran Rudling sagte aus, dass eine der beiden | |
Frauen nach der angeblichen Vergewaltigung über Twitter nachgefragt habe, | |
ob es irgendwo eine Party gebe, die sie mit Assange besuchen könne. "Das | |
widerspricht den Aussagen, die sie bei der Polizei gemacht hat", sagte | |
Rudling. Er habe das auch der schwedischen Polizei mitgeteilt, aber keine | |
Rückmeldung erhalten. | |
Assange sagte nach der Anhörung, er sei optimistisch, was den Ausgang des | |
Verfahren angehe. Mit einem Urteil von Richter Howard Riddle ist erst gegen | |
Ende des Monats zu rechnen. | |
8 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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