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# taz.de -- Ticker Neonazi-Trauermarsch Dresden: "Bis zum nächsten Wochenende"
> Der rechte Spuk in Dresden ist für dieses Wochenende vorbei. Mehr als
> 1.000 Neonazis marschierten durch die Stadt. Für den 19. Februar ist eine
> weitere Großdemo angekündigt.
Bild: Neonazis marschieren mit Fackeln durch Dresden.
In Dresden geht ein schwieriger Tag zu Ende. Nachdem die Rechtsextremen
sich auf den Heimweg gemacht haben und auch die meisten Ansammlungen von
Gegendemonstranten aufgelöst sind, fällt die Bilanz des Tages ambivalent
aus: In Dresden fällt das Gedenken noch immer schwer. Bereits am frühen
Morgen waren die Szenen verstörend, als die jüdische Gemeinde und die
rechtsextreme NPD nahezu nebeneinander und ungestört ihre Kränze auf dem
Heidefriedhof der Stadt niederlegten.
Mit einer großen Menschenkette setzten dann zahlreiche Dresdnerinnen und
Dresdner am Mittag ein beeindruckendes Signal in der Innenstadt. Über
zehntausend Menschen kamen, demonstrierten friedlich und symbolisch gegen
Rassimus, für den Frieden.
Doch auch Ernüchterung bleibt. Natürlich: Bei ihrem geschichtsfälschenden
"Trauermarsch" konnten die Neonazis nur völlig isoliert durch ein
menschenleeres Stadtviertel laufen. Und um die Demonstration der
Rechtsextremen nicht zu gefährden, verkürzte die Polizei ihre Demoroute.
Gleichzeitig stimmt aber auch: Der wahrnehmbare Protest gegen sie in Hör-
und Sichtweite beschränkte sich auf einige letzte Meter. Grund ist eine
rigorose Politik der Stadt Dresden, die die Demonstration mit allen Mitteln
durchsetzen wollte.
Kein Grund allerdings für zu frühzeitige Bilanzen: Denn deutschlandweit
mobilisiert das Bündnis "Dresden Nazifrei" erst für kommenden Samstag, wenn
in Dresden erneut und möglicherweise weit mehr Rechtsextreme demonstrieren
wollen. Dann werden auch weitaus mehr Gegendemonstranten aus ganz
Deutschland erwartet, die mit zahlreichen Prominenten, Politikern und
Verbänden zu zivilem Ungehorsam, Sitzblockaden und direkten Aktionen
aufrufen. Das wird eine neue Chance, für eine neue Gedenkpraxis.
+++
taz.de berichtet auch am kommenden Samstag im Live-Ticker direkt aus
Dresden.
+++
Der Ticker vom 13.2.2011:
19.15 Uhr: Aktionsbündnis "Dresden Nazifrei"
Das Aktionsbündnis "Dresden Nazifrei" zeigt sich zufrieden mit den Aktionen
gegen den Trauermarsch der Rechtsextremen. "Es war heute ein großer Erfolg.
3.500 Leute haben wie angekündigt in Hör- und Sichtweite der Nazis
demonstriert", sagte eine Sprecherin der taz. Dass man die Marschroute der
Nazis verkürzt habe, setze ein klares Zeichen. Das Bündnis ist
zuversichtlich am 19. Februar die geplante Kundgebung von Rechtsextremen
blockieren zu können.
19.05 Uhr: Hauptbahnhof
Im Hauptbahnhof haben alleine Neonazis Vorrang. Alle anderen Reisenden
werden nicht an die Gleise gelassen. Einige Rechte sagen schon: "Toller
Marsch. Nächstes Wochenende bin ich wieder dabei." Das Marschieren hat
einige Rechte so hungrig gemacht, dass es ihnen anscheinend egal ist, dass
sie auch an einem Imbissstand mit ausländischen Gerichten sich etwas zu
essen holen. Schon schauen einige Kameraden skeptisch.
18.55 Uhr: Hauptbahnhof
Der Veranstalter JLO hat den Marsch offiziell für beendet erklärt. Kleinere
Gruppen der Rechten setzen sich ab und versuchen, an der Polizei vorbei in
die Stadt zu kommen. Der Großteil von ihnen geht aber zum Bahnhof wo laut
Polizei für sie die Abfahrt geregelt ist.
18.50 Uhr: Abschlusskundgebung
Bei der Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof singen die Nazis eine Strophe
des Deutschlandliedes ("Deutschland, Deutschland, über alles").
18.45 Uhr: Hauptbahnhof
Am Hauptbahnhof hat die Abschlusskundgebung der Rechtsextremen begonnen.
Ein Redner der veranstaltenden Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO)
spricht von mehr als 2.000 Teilnehmern. Ein Gastredner aus Litauen hält die
Abschlussrede und beschwört darin die "alte Waffenbrüderschaft". Er wird
von den Rechtsextremen herzlich und lautstark begrüßt.
18.40 Uhr:
Über die Anzahl der Rechten gibt es unterschiedliche Angaben: Das
Protestbündnis "Dresden Nazifrei" spricht von weniger als 1.000
Demonstranten und feiert das in einer ersten Pressemittlung als "braune
Schlappe". Die Veranstalter haben 2.400 Teilnehmer gezählt, ein
Taz-Reporter kommt auf etwa 1.600 Nazis. Nur die Polizei war besonders
gründlich. Nach ihren Angaben waren es exakt 1.291 Neonazis, die durch
Dresden marschiert sind.
18.30 Uhr: Hauptbahnhof
Mehr als 1.000 Gegendemonstranten haben sich südlich vom Hauptbahnhof
versammelt und werfen Schneebälle gegen die Wasserwerfer der Polizei. Die
Samba-Gruppen spielen dazu flotte Musik. Die Beamten fordern die
Demonstranten auf, den Platz zu verlassen. Doch viele haben dazu keine
Lust. Steffi, 35, sagt: "Wir lassen uns den Spaß von der Polizei nicht
verderben."
18.25 Uhr: Nürnberger Straße
Erste Verletzte: Einer Demonstrantin wird die Platzwunde am Kopf und die
geprellte Rippe von Sanitätern verarztet. Zwei Aktivisten haben angeblich
beobachten können, wie der Frau von hinten mit dem Schlagstock auf den Kopf
geschlagen wurde. Sechs Beamte stehen um die Verletzte herum. "Was habt ihr
hier zu suchen" fragt ein Polizist und droht mit einer Anzeige wegen
Beamtenbeleidigung, als eine der Aktivistinen ihn weinend anschreit: "Das
ist meine Mutter du Arschloch".
18.20 Uhr: Fritz-Löffler-Straße
Ein halbes dutzend Studentenwohnheime werden von der Polizei bewacht,
niemand darf raus. Aus den Fenstern ist lauter Protest zu hören. In den
Seitenwegen sucht die Polizei hektisch nach Gegendemonstranten. Die Spitze
des Nazi-Aufmarsches erreicht derweil schon den Hauptbahnhof.
18.18 Uhr: Fritz-Löffler-Straße/Reichenbach-Straße
Erstmals gibt es lautstarken Protest an der Route, als die Neonazis
vorbeiziehen. Getrennt von zahlreichen Polizeiwannen und Absperrgittern
passieren nun die rechtsextremen eine Ansammlung von einigen hundert
Nazi-Gegnern. Menschen stehen an der Straße und an den Fenstern. Prompt
brechen die Rechten das Schweigen und brüllen "Antifa verrecke". Über allen
schwebt ein Hubschrauber. Kurz darauf ziehen die Gegendemonstranten
parallel zum Nazi-Marsch in Kleingruppen weiter.
18.10 Uhr: Fritz-Löffler-Platz:
Die Veranstalter haben die Versammlung inzwischen offiziell beendet. Der
Platz ist weitgehend geleert, die Teilnehmer verteilen sich in verschiedene
Richtungen. Für manche ist es ein Misserfolg, andere sehen auch das
Positive: "Natürlich ist es doof, dass die Rechtsextremen marschieren
können. Ich halte es aber für einen Erfolg, dass sie wegen uns ihre Route
ändern mussten", sagt der 23-jährige Student Tobias.
17:59 Reichenbach-Straße
Die Route des rechtsextremen Marsches wurde nach taz-Informationen
verkürzt, um die Konfrontation mit den Gegendemonstranten am
Fritz-Löffler-Platz zu vermeiden. Durch die Änderung wird vermutlich der
Zellescher Weg ausgelassen.
17.57 Uhr Reichenbach-Straße
Unter Nazigegnern kursiert das Gerücht, dass die Route der Neonazis
verkürzt werden soll. Sie könnte durch die Reichenbachstraße führen. Eine
Parallelstraße zur ursprünglichen Planung. Mit der Wegänderung könnten die
Nazis einer Begnung mit den Gegendemonstranten aus dem Weg gehen. Die
Reichenbachstraße ist leer. Hier ist nicht mit Blockadeaktionen zu rechnen.
Ein Polizeisprecher wollte gegenüber der taz keine Wegeänderung bestätigen,
weil die Polizei aus sicherheitstechnischen Gründen dazu keine Angaben
mache.
17.50 Uhr: Nürnberger Straße
Rund 200 Demonstranten vom Fritz-Löffler-Platz haben sich abgespalten und
protestieren nun an der Nürnberger Straße. Sie skandieren den Polizisten
entgegen: "Wir sind viele, was seid Ihr?" Die Polizei drängt die
Gegendemonstranten gewaltsam zum Nürnberger Platz ab. Auch ein taz-Reporter
wird mit einem Stock angegriffen - der Hinweis, dass er von der Presse ist,
wird ignoriert: "Ist mir jetzt scheißegal", so der Beamte wörtlich.
17.47 Uhr: Ackermannstraße
Es wirkt gespenstisch. Vereinzelt leuchten die Fackeln und schweigend zieht
ein doch wesentlich größerer Neonazi-Aufmarsch durch die Straßen, als
vorher von der Polizei angenommen und durchgeben wurde. Die Rechten sind
zufrieden. Schon jetzt beginnen sie, Erinnerungsfotos von sich und ihren
Anhänngern auf dem Marsch zu machen. Ganz vereinzelt schauen Anwohner aus
dem Fenster oder stehen auf dem Balkon. Nur hier und da erschallt ein "Nazi
Raus"-Ruf.
17.45 Uhr: Hauptbahnhof
Die unangekündigte Demonstration am Hauptbahnhof hat sich mittlerweile
weitgehend aufgelöst. Die Polizei forderte vor wenigen Minuten die
verbliebenen Demonstranten auf, den Platz zu verlassen. Ein Sprecher des
Bündnisses "Dresden Nazifrei" zeigte sich gegenüber der taz zufrieden, dass
dort - in unmittelbarer Nähe der Kundgebung der Rechtsextremen - ein
spontaner, größerer Protest möglich war.
17.36 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Die Entscheidung, ob noch ein Versuch gestartet wird, um auf die
Marschroute der Nazis zu kommen wird von der Gruppe aller Delegierten auf
dem Fritz-Löffler-Platz mit einem deutlich "Ja" entschieden. In Gruppen
werden jetzt die Strategien besprochen. Ein Taz-Reporter ist am Strehlener
Platz und kann keine Blockade entdecken.
17.33 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Im Plenum wird die Nachricht diskutiert, die Polizei plane eine verkürzte
Route für die Nazis, die nicht am Fritz-Löffler-Platz vorbeiführt. In
Kleingruppen soll entschieden werden, ob die Kälte langsam genug sei und
man sich zurückziehe oder ob versucht werden soll, zur Blockade
vorzustoßen. Angeblich gibt es eine erfolgreiche Blockade am Strehlener
Platz, heißt es vom Lautsprecherwagen. Die Menge jubelt.
17.30 Uhr: Nazi-Marsch
Etwa 1.600 Rechtsextreme sind auf der Straße und marschieren. Darunter ist
auch die gesamte achtköpfige Landtagsfraktion der Sachsen-NPD.
17.25 Uhr: Strehlener Straße
Der Nazi-Marsch zieht schweigend durch die Straße. An der Häusern hängen
keine Transparente gegen die Rechten. Auf der Straße sind keine Anwohner.
Über dem Stadtteil kreist ein Helikopter.
17.15 Uhr: Friedrich-List-Platz
Der Marsch der Neonazis hat sich in Richtung Strehlener Straße in Bewegung
gesetzt. Die Nazis frieren, sie mussten schon lange stehen. Vier Frauen
halten das Führungstransparent. Auf ihm steht: "Flucht, Vertreibung,
Bombentod. Eure Opfer - unser Auftrag". Hinter dem Transparent halten zwei
Neonazis einen Kranz, vier Rechte haben sich als Skelette verkleidet und
tragen Kreuze. Die ersten Fackeln sind angezündet worden. Unter den
Demonstranten sind Autonome Nationale, NPD-Parteifunktionäre aber auch
einige Rentnerinnen und Rentner.
17.10 Uhr Fritz-Löffler-Platz
Die Lage ist ruhig. Mittlerweile sind es etwa 1.000 Menschen, zumindest da
sind sich Polizei und Aktivisten einig. Nur die Sambagruppe macht noch
Stimmung und die Durchsagen der Polizei hallen regelmäßig durch die Luft,
man möge sich 30, 50, dann irgendwann 100 Meter zurückziehen. Doch die
Menge bleibt: "da hält sich doch eh keiner dran", sagt einer gelangweilt.
17.00 Uhr: Friedrich-List-Platz
Der Marsch der Neonazis kann noch nicht losgehen, weil überraschend für die
Polizei eine Gruppe von mindestens 60 Neonazis erst jetzt zum
Veranstaltungsort kommt. Sie wird von der Polizei eingekesselt und muss
noch kontrolliert werden.
16.55 Uhr: Bayerischer Platz
Rechte Reaktion auf [1][die Nazileaks der taz]: Der Rechtsextreme
NPD-Funktionär Udo Pastörs aus Mecklenburg-Vorpommern reagiert am Rande der
NPD-Demo auf die Veröffentlichung von NPD-Mails durch die taz: "Es sorgt
für Verstimmung innerhalb der Partei, dass die Parteizentrale in Berlin
offenbar nicht in der Lage ist, den Mailverkehr ordentlich zu
verschlüsseln."
16.50 Uhr: Friedrich-List-Platz
Die Neonazis formieren sich zum Marsch. Die Route wurde nicht geändert.
16.45 Uhr: Hauptbahnhof
Bahnreisende sollten heute überpünktlich sein. Vor dem Eingang des
Bahnhofes steht eine lange Schlange Reisender. Polizisten prüfen
Personalien und Fahrausweis jedes Einzelnen. Hier herrscht ganz offenbar
Ausnahmezustand.
16.35 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Es heißt, auf der Südseite des Platzes würden wieder Leute von der Polizei
herausgegriffen werden. Der Polizeisprecher sagt, sie hätten nicht vor, die
Kundgebung aufzulösen.
16.31 Uhr: Nordseite Hauptbahnhof
An der Nordsseite des Hauptbahnhofs, wo mehrere hundert Nazi-Gegner
versammelt sind, sieht ein Gegendemonstrant die Angelegenheit pragmatisch:
"Jetzt noch ein bisschen demonstrieren, dann gehen wir aber einen saufen."
16.30 Uhr: Friedrich-List-Platz
Die Neonazis stehen noch auf dem Versammlungsplatz. Über die Polizeigitter
streiten ältere Dresdner mit den Rechten. "Ihr habt doch keine Ahnung",
schimpft einer der älteren Herren.
16.27 Uhr: Friedrich-List-Platz
Die Nazi-Kundgebung auf dem Friedrich-List-Platz hat angefangen. Der erste
Redner spricht: Olaf Rose ist NPD-Fraktionsmitarbeiter. Er beschwerte sich
zu erst, nur vor Kameraden zu sprechen.
16.25 Uhr: Polizeipräsidium
Gegenüber der taz bestätigt ein Sprecher der Polizei den Drohneneinsatz,
über den bereits auf Twitter spekuliert wurde. "Im Rahmen der heutigen
Polizeimaßnahmen war in der Tat eine Drohne im Einsatz", so der Sprecher:
"Das ist aber völlig legitim." Bereits bei früheren Einsätzen, etwa im
Rahmen von Fußballspielen, seien diese benutzt worden. Genauere Angaben zum
heutigen Einsatz wollte die Polizei zunächst nicht machen.
16.08 Uhr: Friedrich-List-Platz
Links und rechts der Absperrungen stehen sich ältere Menschen gegenüber -
und diskutieren. Die auf der Seite der Gegendemonstranten werfen den
Senioren gegenüber vor, an einer Nazi-Demonstration teilzunehmen. Diese
bestreiten das: "Sehen Sie hier welche?", fragt eine ältere Dame, während
hinter ihrem Rücken autonome Nationalisten in Thor-Steinar-Kleidung stehen.
16.05 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Wasserwerfer und Pferdeeinheiten werden in der Nähe der Demonstranten
zusammengezogen. Über den Lautsprecher der Protestierer wird die Polizei
aufgerufen, sich zum Hauptbahnhof zurückzuziehen. "Das ist die erste
Aufforderung", die Menge lacht.
Daraufhin reagiert die Polizei mit der Durchsage, die Demonstranten sollen
sich 30 Meter von der Absperrung zurückziehen. "Nur zu ihrer Sicherheit"
sagt ein Polizist vom Antikonfliktteam. Ein IG-Metaller kontert, sein
Arbeitgeber habe ihm auch gesagt, durch seine Lohnkürzung würde sein
Arbeitsplatz gesichert. "Diese Sicherheit hat genau drei Monate gehalten.
Ich gehe hier nicht mehr weg."
16 Uhr: Friedrich-List-Platz
Die Polizei sagt, dass 700 Neonazis inzwischen auf dem Friedrich-List-Platz
sind. Angemeldet hatte der Veranstalter 1.500 Teilnehmer.
15.50 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Nachdem immer wieder Polizisten in die Menge der Demonstranten vorgerückt
sind, um einzelne Personen herauszugreifen, schaltet sich der ebenfalls
teilnehmende Oberbürgermeister Jenas ein: "Ich habe bei der Polizei um
Deeskalation gebeten", sagt Albrecht Schröter der taz. Die Polizei habe ihr
Verhalten damit gerechtfertigt, dass Demonstrationsteilnehmer vermummt
gewesen wären.
15.55 Uhr: Friedrich-List-Platz
Es reisen immer noch Neonazis an. Am Beginn des Versammlungsplatzes der
Rechtsextremen ist der Gegenprotest von der anderen Seite des Bahndamms zu
hören. Die NPD-Fraktion aus Sachsen ist mittlerweile auch mit einem
Kleinbus vorgefahren.
15.50 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Eine alte Dame wird zum Kaffee trinken von der Polizei auf die gesperrte
Strecke durchgelassen. Während sie wartet kommen ihr die Tränen: "Ich war
sieben Jahre alt, als Deutschland befreit wurde. Mein Vater starb in den
Trümmern. Das ist so lang her, ich bin beeindruckt, das heute noch so viele
auf die Straße gehen."
15.45 Uhr: Drohnen im Einsatz?
Auf Twitter melden seit kurzem mehrere User, sie hätten in Dresden
Polizeidrohnen beobachtet: "Werden von der Polizei gefilmt über uns fliegen
Drohnen" (Nutzer MrJohnNada). Twitter-Nutzer peter_der_koch hat in seinem
Tweet auf den Flickr-User "Elbflorenz" verlinkt, der offenbar eines der
fliegenden Überwachungsgeräte fotografiert und das Foto [2][bei Flickr
online gestellt].
15.35 Uhr: Seestraße
In der Altstadt würde man kaum merken, dass etwas besonderes los ist. Nur
der Polizeihubschrauber kreist über den Dächern und erinnert einen an den
Aufmarsch der Neonazis. Darauf angesprochen, warum sie sich nicht an der
Gegendemo beteiligt, sagt eine ältere Dame, sie habe bereits bei der
Menschenkette mitgemacht und geht jetzt nach Hause.
15.20 Uhr: Fritz-Förster-Platz
Auf Nachfrage der taz streitet ein Einsatzleiter ab, dass die eingekesselte
Gruppe festgesetzt werden soll. Kurze Zeit später dürfen die Demonstranten
weiterziehen. Ein Teilnehmer sucht derweil lautstark seine Kopfbedeckung,
die er offenbar während das Kesseln verloren hatte: "Wo ist meine Mütze?
Die ist von meiner Oma!"
15.15 Uhr: Fritz-Förster-Platz
Rund 50 Demonstranten haben sich von der großen Kundgebung am
Fritz-Löffler-Platz losgerissen und bahnen sich nun den Weg durch die
Polizeisperren - oder drum herum. Am Universitätssportzentrum wird etwa die
Hälfte der Gruppe von der Polizei eingekesselt. Auch der taz-Reporter vor
Ort wird nicht aus dem Kessel gelassen.
15.10 Uhr: Friedrich-List-Platz
Nicht alle Neonazis gehen gleich auf den Versammlungsplatz der von
Polizeigittern eingereist ist. Vermutlich wollen sie sich nicht durchsuchen
lassen. Denn am Eingang hat die Polizei eine "Kontrollstelle" eingerichtet.
Kerstin Köditz, antifaschistische Sprecherin von der Landtagsfraktion Die
Linke in Sachsen sagt vor Ort: "Noch sind es nicht sehr viele Neonazis,
sollten es bei dieser Teilnehmerzahl bleiben, ist es für die Neonazis eine
Niederlage". Hoffen sei doch erlaubt schieb sie lächelnd nach.
Der Marsch soll laut Anmeldung nun beginnen. Auffallend: Die NPD-Fraktion
aus Sachsen um Holger Apfel fehlt. "Die Kameraden frieren und die
Abgeordneten sind noch nicht da, ja ja ..." scherz ein Journalist.
15.05 Uhr: Friedrich-List-Platz
Die rechtsextreme Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) hatte den
Beginn ihrer Kundgebung für 15 Uhr angemeldet. Bis jetzt sieht es noch gar
nicht nach einem Start in der nächsten halben Stunde aus. Die Vorkontrollen
der Polizei sind auch noch nicht abgeschlossen.
15 Uhr: Frauenkirche
Vor der Frauenkirche steht in großen Lettern aus Kerzen das Wort Shoah auf
dem Platz geschrieben. In der Kirche beginnen die Konzerte unter dem Motto
"Da pacem domine". Etwa 300 Menschen sind gekommen, um der Opfer von
Kriegen zu gedenken und um Frieden zu bitten.
In Dresdens Altstadt scheint die Normalität wider einzukehren. Die
Straßenbahn fährt wieder und nur vereinzelt patroulliert die Polizei. Bei
McDonalds ist der Andrang nach der Menschenkette riesig, die Schlangen vor
den Klos sind lang. "Ich kann zufrieden sein", sagt die Klofrau.
14.50 Uhr: Aus den Nachrichtenagenturen
Mit einer Menschenkette haben tausende Dresdner am 66. Jahrestag der
Zerstörung der Stadt gegen Rechtsextremisten protestiert. "Auch in diesem
Jahr werden wir unser Dresden zu schützen wissen", sagte der Zweite
Bürgermeister Detlef Sittel, der gemeinsam mit Ministerpräsident Stanislaw
Tillich und Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (alle CDU) die
Menschenkette eröffnete. Neonazis dürfe keinen Raum gegeben werden, sagte
Sittel. Sie besudelten das Andenken der Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft.
De Maiziere sagte, es scheine, als ob sich weniger Neonazis am Sonntag in
Dresden versammelten. "Das ist ein Sieg für diese Bewegung und ein starkes
Votum für die Demokratie", sagte er. Er forderte die Menschen auf,
friedlich gegen den Neonazi-Aufmarsch zu protestieren. Im Falle von
gewaltsamen Blockaden seien die Polizisten die Leidtragenden, betonte der
CDU-Politiker. Regierungschef Tillich sagte, es gehe erneut ein starkes
Signal von Dresden aus.
Die Menschenkette erstreckte sich vom Rathaus aus an Synagoge und Altmarkt
vorbei bis über die Carola- und Augustusbrücke in die Neustadt. Während die
Kette geschlossen wurde, läuteten die Glocken aller Kirchen in der
Innenstadt. (dapd)
14.40 Uhr: Nordseite Hauptbahnhof/Wiener Platz
Auf dem Wiener Platz versammelt sich eine große Anzahl an Menschen. Nur
durch den Bahnhof und die Gleisanlagen sind hier bislang etwa 2.000
Gegendemonstranten von den Rechtsextremisten getrennt. Die Polizei lässt
niemanden durch und zieht offenbar eine größere Anzahl von Mannschaftswagen
zusammen.
14.35 Fritz-Löffler-Platz
Die Kundgebung auf dem Fritz-Löffler Platz wurde jetzt offiziell genehmigt,
jedoch nur "stationär". Die Polizei geht von 750 Personen aus. Eine
entschiedene Gruppe von 70 Leuten hat sich abgespalten und ist in Richtung
Eisenstuck-Straße losgezogen.
14.32 Uhr: Rathausplatz
Nach taz-Informationen wird die Mahnwache, die von den Grünen am Denkmal
der Trümmerfrauen geplant war, nicht stattfinden. Laut einem
Grünen-Sprecher soll dort niemand auf die Grünen warten.
14.30 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Die Zahl der Gegendemonstranten ist auf etwa 600 angestiegen. Alle 15
Minuten kommen Delegierte zu den Plenumssitzungen der verschiedenen
Bezugsgruppen zusammen. Die Mehrheit war dort dafür, nicht auf die
Nazi-Strecke zu gehen. Kurz nach der Entscheidung wurde durchgesagt, dass
bereits rund 2.000 Teilnehmer in Richtung Bahnhof aufgebrochen sind.
14:30 Uhr:
Das Aktionsradio ColoRadio berichtet, dass in der Franz-List-Straße
Polizisten in die Straßenbahnlinien 9 und 13 eingestiegen sind. Dort sollen
sie nun offenbar die Passagiere kontrollieren.
14.25 Uhr: Hauptbahnhof
Eine erste größere Gruppe von etwa 70 Neonazis ist angereist. Die meisten
sind im Chic der "Autonomen Nationalisten" gekleidet. Sie waren mit einem
Zug aus Leipzig angereist. In dem Zug aus Leipzig waren auch
Gegendemonstranten. "Das war nicht schön" sagt eine von ihnen am Bahngleis.
Die Polizei hatte aber die große Neonazigruppe gleich im Zug separiert,
berichtet sie.
14.12 Uhr: Rathausplatz
Nach dem Ende des Glockengeläuts applaudieren die Menschen. Wie eine
Laola-Welle des Beifalls wandert der Applaus durch die Menschenkette.
Manche singen das Lied "Dona Nobis Pacem", ein Mann spielt auf seiner
Mundharmonika "Freude schöner Götterfunke". Dann löst sich die
Menschenkette auf. Doch viele kommen nicht heim, weil der Öffentliche
Nahverkehr nicht funktioniert. Ein großer Teil bleibt vorerst im Zentrum.
14.10 Uhr: St. Petersburger Straße/Akademiestraße
In der Menschenkette halten sich auch die Bundestagsvizepräsidentinnen
Petra Pau (Linkspartei) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) an den Händen.
Sie hatten gemeinsam mit Bundestagsvizepräsident Wolfang Thierse (SPD) und
weiteren 15 Bundestagsabgeordneten zu Demonstrationen und Blockaden
aufgerufen. Auf die Frage, ob sie sich auch an einer Sitzblockade
beteiligen werde, sagte Petra Pau der taz: "Wo ich heute abend bin, das
weiß ich noch nicht, aber die unterschiedlichen Formen des Widerstandes
dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden."
14.08 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Die Polizei hat versucht die Blockierer auf eine Spur zu drängen, hat es
aber nicht geschafft. Es sind etwa 300 Leute da, sie blockieren die
geplante Zufahrtsstrecke der Nazibusse, wärmen sich mit Tee und Sambamusik.
14.00 Uhr: Nördliches Elbufer
Die Glocken läuten. Am nördlichen Elbufer sind so viele Dresdner zur
Menschenkette gekommen, dass sie in mehreren Reihen stehen. Alle stehen
schweigend eng aneinander.
13.58 Uhr: Schießgasse
Hier stehen die harten Jungs: Auch die Erstliga-Spieler des American
Football-Teams "Dresden Monarchs" beteiligen sich an der Menschenkette. Der
Right Tackle Aaron Wahl, 20, sagt: "Wir sind als Mannschaft gebeten worden
hier als Teil Dresdens unsere Anteilnahme zu zeigen und um die Opfer der
Bombennacht zu trauen." Auch sein Großvater sei in dieser Nacht gestorben.
Markus Thater, 19, Defensive Back, sagt: "Uns geht es um die Opfer, aber
auch um ein Signal gegen Rassismus."
13.56 Uhr: Heilig Kreuz Kirche
Ein Taz-Redakteur hat die etwa 3,5 Kilometer Menschenkette mit dem Rad
abgefahren. Nach einer ersten Schätzung berichtet er von knapp 8.000
Menschen. Die Veranstalter sprechen von 10.000 bis 15.000 Menschen. Seit
13.45 Uhr ist die Menschenkette geschlossen. In der gesamten Kette konnte
keine Unterwanderung durch Neonazi festgestellt werden. Der Aufruf der JLO
scheint damit ins Leere gelaufen zu sein.
13.47 Uhr: Augustusbrücke
Es gibt offenbar an manchen Stellen zu viele Dresdner für die
Menschenkette. Deshalb beginnen die Teilnehmer jetzt, sich auch am anderen
Elbufer aufzustellen - wo ursprünglich keine Kette vorgesehen war. Ein
Ordner grinst und sagt: "Wir verlängern einfach."
13.40 Uhr Altmarkt
Die Menschenkette hat Formen angenommen, hunderte Meter lang stehen
Menschen. Es wird deutlich, dass doch mehrere tausend Dresdner in die
Altstadt gekommen sind. Auch Kornelia Möser, 46, und ihre Mutter Isa
Theisz, 70, beteiligen sich: "Ich kenne das Deutschtum nur aus der
Geschichte. Wir stehen hier, weil wir nicht wollen, dass sich die deutsche
Geschichte noch einmal wiederholt." Einige Aktivisten verteilen Flyer. Sie
fordern die Menschen auf dem Altmarkt auf, die Neonazis am Nachmittag auch
tatsächlich zu blockieren.
13.30 Uhr: Fritz-Löffler-Platz
Ein Polizist des Anti-Konflikt-Teams funkt: "Es hat sich eine Versammlung
angemeldet, wir ziehen uns jetzt zurück." Sein Kollege lacht: "Na gut, wir
haben guten Willen gezeigt." 20 Meter weiter hinter der Absperrung
amüsieren sich ihre Kollegen noch bei einer Schneeball-Schlacht. Aus dem
Lautsprecher der Blockierer kommt die Empfehlung, es sich langsam mal
gemütlich zu machen und sich hinzusetzen: "Die Polizei rüstet auf, das ist
schon mal ein gutes Zeichen."
13.26 Uhr: Rathausplatz
Die Menschenkette beginnt sich vor dem Rathaus zu formieren. Lothar de
Maizière, der in Dresden wohnt, erklärte im Gespräch mit Bürgern: "Mein
ganzes Bestreben geht dahin, dass wir in Dresden nach und nach wieder zum
stillen Gedenken kommen. Alles was laut ist, ist nicht gut." Dann wird er
nach der Legitimität von Blockaden gefragt und antwortet: "Das Aufhalten
von genehmigten Demos ist nicht Sache von Bürgern, sondern die Sache der
Polizei." Dann verteidigt er das Trennungskonzept der Dresdner
Verwaltungsbehörden. Seiner Auffassung nach, gehört die räumliche Trennung
der zwei Lager durch die Elbe dazu. Daraufhin erhitzen sich die Gemüter der
umstehenden Dresdner. Einer ruft laut, dass die Polizei die Neonazis nicht
nur vor Extremisten schütze, sondern eben auch vor den Bürgern der Stadt.
Lothar de Maizière bricht die Diskussion ab und zieht sich zurück.
13.20 Uhr: Prager Straße
Die Polizei will auf Nummer sicher gehen: Um die Demonstration der
Rechtsextremen nicht zu gefährden, weist sie bereits hundert Meter nördlich
des Hauptbahnhofs in der Fußgängerzone Prager Straße sämtliche Menschen ab,
die irgendwie "alternativ" aussehen.
13.17 Uhr: Öffentlicher Nahverkehr
Das Aktionsradio ColoRadio hat Hinweise bekommen, dass der öffentliche
Nahverkehr beeinträchtigt ist. Insbesondere sollen angeblich die
Straßenbahnen nicht mehr fahren. Ein Polizeisprecher sagt im Interview, er
könne das nicht bestätigen.
13.07 Uhr: Rathausplatz
In einer Ansprache mahnt Dresdens Zweiter Bürgermeister Detlef Sittel: "An
Opfer gedenken heißt: allen Nazi-Opfern zu gedenken. Wir wissen, dass der
Krieg von Deutschen begonnen wurde und die Brandfackel der Nazis auf
Dresden zurückfiel."
13.04 Uhr: Friedrich-List-Platz
Weitere Neonazi treffen hier ein. Zum Versammlungsort müssen sie nur die
Straße Links runter. Sie fragen bei der Polizei aber dennoch nach den Weg.
13 Uhr:
Dresden Fernsehen berichtet live über die Anti-Nazi-Menschenkette - auch
[3][per Livestream im Internet].
12.56 Uhr: Rathausplatz
Bislang haben sich höchstens 1.000 Gegendemonstranten am Rathausplatz
versammelt. Kein gutes Vorzeichen, denn für die geplante Menschenkette
werden voraussichtlich mindestens 10.000 Teilnehmer benötigt.
12.48 Uhr: Südseite des Hauptbahnhofs
Langeweile im Wasserwerfer. Die Polizeibeamten im Fahrzeug räkeln sich auf
ihren Sitzen. Manche schauen entspannt aus dem Fenster, einer liest im
Dresden-Reiseführer.
12.45 Uhr: Franklinstraße
Twitter-Nutzer melden, dass die Franklinstraße gesperrt ist - und
inzwischen auch mit Polizeihunden gesichert wird.
12.40 Uhr: Münchner Straße, Ecke Fritz-Löffler-Straße
Ein Polizeiführer sagt der taz auf Nachfrage, ob die Versammlung erlaubt
sei: "Eindeutig nein." Die Versammlung könne "nicht gleich, aber in
absehbarer Zeit" geräumt werden.
12.47 Uhr: Aus den Nachrichtenagenturen
Mit einer Kranzniederlegung auf dem Dresdner Heidefriedhof ist am Sonntag
an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert worden. An der traditionellen
Veranstaltung zum Jahrestag der Bombenangriffe auf Dresden im Februar 1945
nahmen unter anderen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), der
Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer,
und der evangelische Landesbischof Jochen Bohl teil.
Bürgermeister Detlef Sittel (CDU) rief alle Dresdner zum Gedenken an die
Opfer der Bombenangriffe auf. Zugleich warnte er vor einem Missbrauch des
Gedenktages durch Neonazis. Rechtsextremen dürfe in Dresden kein Podium zur
Geschichtsverdrehung gegeben werden, betonte Sittel, der Oberbürgermisterin
Helma Orosz vertrat.
Die Kranzniederlegung wurde von mehreren Hundert Dresdnern begleitet. Zum
"Zeichen für ein wahrhaftiges Erinnern" trugen viele Teilnehmer eine weiße
Ansteckrose.
Unter die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung mischten sich auch rund 100
Rechtsextreme, darunter mehrere Landtagsabgeordnete der NPD. Zudem kam es
zu Rangeleien, als die Polizei gegen eine Gruppe von rund 30
linksgerichteten Demonstranten vorging, die lautstark Parolen skandiert
hatten.
Bei den alliierten Bombenangriffen am 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden
waren bis zu 25.000 Menschen ums Leben gekommen. Neonazis versuchen seit
Jahren, den Gedenktag für ihre Zwecke umzudeuten und zu missbrauchen.
(dapd)
12.45 Uhr: Carolabrücke
Der Zugang über die Brücken von der Neustadt in die Altstadt sind frei. Die
Polizei beobachtet zwar, kontrolliert aber nicht. Die Menschen sind auf dem
Weg zum Rathaus, wo um 13 Uhr die Menschenkette beginnen soll. Dort werden
sie von der Dresdner Tafel mit Schokolade und heißem Tee empfangen.
12.40 Uhr: Münchner Straße, Ecke Fritz-Löffler-Straße
Langsam füllt sich die Ecke. Mittlerweile sind hier an der Südseite des
späteren Naziaufmarsches rund 150 Menschen eingetroffen. Nach und nach
kommen immer mehr Einzelpersonen dazu.
12.35 Uhr: Münchner Straße, Ecke Fritz-Löffler-Straße
Jetzt gibt es eine Durchsage: Die Gruppe solle zuammenbleiben, weil
Einzelne in den Nebenstraßen schon Platzverweise erhalten hätten. Ein Mann
witzelt am Rande: "Boah, bei dem Polizeiaufgebot dachte ich zuerst, dass
Mubarak in Dresden ist." Jetzt ist Tee da.
12.30 Uhr: Bayrische Platz
Die ersten Neonazis sind auf ihren Versammlungsort hinter dem Bahnhof
eingetroffen. Im Bahnhof beobachten Polizeikräfte die ankommenden Reisenden
sehr genau. Nach typischer Szenekleidung würde geschaut, sagt ein Beamter.
Auch um links und rechts auseinanderzuhalten? Ein Lächeln folgt auf die
Frage und mehr nicht.
12.25 Uhr: Münchner Straße, Ecke Fritz-Löffler-Straße
Mutig sind sie ja: Im Im Schnee sortieren sich nun rund 50 Menschen nach
"Demopraxis" und "Aktionserfahrung" von Links nach rechts. Mehr Erfahrung
steht rechts, weniger Links. Jetzt erfahren sie was "Bezugsgruppen" sind.
Auf dem Boden liegen zwei Planen, damit sie gleich nicht ganz im Schnee
sitzen müssen.
12.20 Uhr: Münchner Straße, Ecke Fritz-Löffler-Straße
Die Nazi-Schneise steht: Auf der südlichen Seite des abgesperrten
Stadtbezirks südlich des Hauptbahnhofs stehen rund 60 Nazi-Gegner und
beraten was sie tun. Die Aufmarschstrecke ist mit Gittern abgesperrt.
Gerade ist ein Bus mit Lautsprechern angekommen. Jetzt gibt es Infos: An
der UFA soll es eine Kundgebung mit 300 Leuten geben, die versuchen,
hierher zu kommen, sagt ein Mann durchs Megafon. Gleich folgt ein Plenum,
dann ein Ad-hoc-Blockadeplenum. Zudem soll es Tee geben, sagt der Mann.
Erleichterung unter den Nazigegnern, denn es ist kalt.
12:17 Strehlener Platz:
Mehrere Twitter-Nutzer berichten übereinstimmend, dass die Polizei am
Strehlener Platz Wasserwerfer auffahren lässt.
12.15 Uhr: Heidefriedhof
30 Antifas wurden von der Polizei kontrolliert und fotografiert. Laut
Polizisten soll eine Strafanzeige der Stadt Dresden wegen Hausfriedensbruch
und Störung der Friedhofsordnung vorliegen. Die Versammlung löst sich
derweil auf, Teilnehmer warten außerhalb des Friedhofs auf Busse.
12.12 Uhr: Nürnberger Platz
Einige Polizeiautos sind aufgefahren und in einigen hundert Metern
Entfernung vom Platz werden bereits die Personalien von Passanten
kontrolliert.
11:56: Hauptbahnhof
Wer auf die Südseite des Hauptbahnhofs will, wo die Nazis sich sammeln
werden, hat keine Chance mehr durch die Unterführung zu kommen. Die Polizei
hat sie abgeriegelt.
11.55 Uhr: Südlich des Hauptbahnhofs
Es hat den Flair einer Geisterstadt: südlich des Dresdner Hauptbahnhofs ist
ein ganzes Stadtviertel isoliert. Die Fritz-Löffler-Straße zwischen den
Plattenbauten ist komplett leer - außer einigen wenigen Fußgängern
dominiert die Polizei das Stadtbild. Einige Sanitäter laufen umher,
ansonsten ist es still.
11.48 Uhr: Heidefriedhof
Zum Schluss der Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof gedenken 50 Nazis
ungestört vor dem Mahnmal. Der Kranz der CDU liegt neben dem vom Ring
Nationaler Frauen, der vom Zentralrat der Juden neben dem von der Jungen
Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO). Sie werden von Ordnern der NPD
bewacht. Ganz leise hört man aus der Ferne Sprechchöre.
11.40 Uhr: Hauptbahnhof
An der Südseite des Hauptbahnhofes, da wo am Nachmittag die Rechtsextremen
erwartet werden, stehen dutzende von Polizeieinsatzwagen. Vier Großbusse,
etliche Wannen, zwei Räumpanzer, drei Wasserwerfer. Der Ausgang vom Bahnhof
ist hier schon für den Durchgang gesperrt. Die Polizei will mit allen
Mitteln verhindern, dass Gegendemonstranten in das Stadtgebiet südlich des
Bahndamms drängen, der die Neonazis von den Gegendemonstranten schützen
soll. Auch Bahnunterführungen sind bereits gesperrt.
11.26 Uhr: Comeniusplatz
Der Rundgang "Täterspuren" sollte hier beginnen. Doch wegen des Verbots
haben knapp 300 Menschen an einer alternativen Kundgebung teilgenommen. Der
Jenaer Bürgermeister Albrecht Schröter (SPD) erklärte: "Er fühlt sich eins
mit dem Grundgesetz und nimmt dafür auch eine Ordnungswidrigkeit in Kauf."
Es gab nur eine geringe Polizeipräsenz. Die Beamten schritten nicht ein und
fordern zur Räumung des Platzes auf. Der sächsische Linken-Fraktionschef
Andrè Hahn und der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler
waren ebenfalls mit auf der Spontan-Kundgebung.
Die Versammlung löst sich langsam auf. Von Mund zu Mund wird erzählt, man
müsse an den Nürnberger Platz ziehen. Das sei ein guter Ausweichpunkt, wenn
man nicht zur Hochschule für Technik und Wirtschaft durchkomme, um trotzdem
den Nazis entgegenzutreten. Die Polizei gibt durch, dass die Demonstranten
bitte in Richtung Norden zu gehen haben. Also die fast entgegengesetzte
Richtung.
11.25 Uhr:
30 Antifas sind auf dem Friedhof und skandieren: "Oma, Opa und Hans-Peter.
Keine Opfer, sondern Täter". Polizisten drängen sie danach vom Friedhof.
Anwesende Neonazis verabschieden sie mit lauten "Haut ab, Haut ab"-Rufen.
Die Kranzniederlegung ist gleich beendet.
11.15: Heidefriedhof:
Rund 200 Dresdner wohnen der Kranzniederlegung bei. Soldaten begleiten die
Zeremonie mit Blasmusik. Nazis tragen Thor Steinar Kleidung, Antifas halten
Transparente hoch. Ein Redner erinnert an die deutsche Kriegsschuld und die
Judenverfolgung in Dresden.
11.00 Uhr:
Dresden Hauptbahnhof. Es könnten heiße Auseinandersetzungen werden, an
einem kalten Tag. Dresdens Innenstadt ist in winterliches Ambiente gehüllt,
weiß bedeckt. Es schneit. Am Hauptbahnhof stehen dutzende von Polizisten
und sichten die Lage. Sie erwarten heute tausende von Rechtsextremen,
Antifaschisten, Demonstranten in der Stadt. Doch hier ist die Lage noch
ruhig. Die Beamten wärmen ihre kalten Hände an dampfenden Kaffebechern und
witzeln munter herum.
10.50 Uhr: Heidefriedhof
Knapp 20 Antifas stehten vor dem Eingang des Heidefriedhofs und dürfen
nicht rein. Die Polizei erklärt, sie seien von der Stadt Dresden aus nicht
erwünscht. Auf dem Friedhof selbst stehen rund 50 Menschen. Unter ihnen
auch eine handvoll Neonazis.
10.30 Südstadt.
In Dresden stürmt und schneit es, die Straßen sind mit frischem Pappschnee
überzogen. Aus dem alternativen Stadtteil Südstadt machen sich die ersten
Antifa-Grüppchen auf den Weg. Noch herrscht hier die Ruhe vor dem Sturm.
Tickerbetreuung in Berlin: Carl Ziegner, Thomas Schmid
Taz-Mitarbeiter vor Ort: Michael Bartsch, Martin Kaul, Andreas Speit,
Benjamin Laufer, Jean Peters
13 Feb 2011
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