# taz.de -- Kommentar Glücksspielautomaten: Rösler spielt nicht mit | |
> Spielhallen müssen gesetzlich zur Prävention von Spielsucht gezwungen | |
> werden. Dass das funktioniert, zeigen die Spielbanken und das Beispiel | |
> Russland. | |
Bild: Füchtet sich vor Gewinneinbußen: Marktführer Paul Gauselmann mit einem… | |
Der Vorschlag der Drogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) geht in die | |
richtige Richtung: Sie will den Betreibern von bundesweit 10.000 | |
Spielhallen strengere Auflagen machen. Sie sollen gesetzlich zur Prävention | |
von Spielsucht gezwungen werden und spielsuchtgefährdete Personen sperren. | |
Dass das funktionieren kann, zeigen die Spielbanken, an denen nicht an | |
Automaten gezockt, sondern Roulette oder Poker gespielt wird: Seit 2008 | |
müssen sie laut Glücksspielstaatsvertrag Spielerschutzbeauftragte | |
einstellen. | |
Automatenspiel ist davon bisher ausgenommen. Begründung: Anders als Poker | |
oder Blackjack gilt das Spiel an Geldgewinnautomaten nicht als Glücksspiel, | |
sondern als Geschicklichkeitsübung. Verstehen kann man das nur nach ein | |
paar Bier. | |
Außerdem will Dyckmans Spielautomaten in Kneipen, an Tankstellen und in | |
Einkaufszentren, wo Jugendliche den Einstieg in die Droge Glücksspiel | |
finden, abmontieren lassen. Auch das kann funktionieren, wie das Beispiel | |
Russland zeigt. Seit die Automaten dort verboten sind, drängen nun | |
russische Investoren auf den unregulierten deutschen Markt. | |
Deutschlands Glücksspielhauptstadt Berlin hat vier staatlich | |
konzessionierte Spielbankfilialen, aber rund 500 Spielhallen und 10.000 | |
Spielautomaten. Berlin versucht mit dem bundesweit ersten Spielhallengesetz | |
den Wildwuchs, der ehemalige Einkaufsstraßen in sozial gefährdeten | |
Quartieren in Spielhallenstraßen verwandelt hat, einzudämmen. | |
Die Möglichkeiten auf Landesebene sind aber begrenzt. Der Bund ist gefragt. | |
Dass Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) die Position der | |
Drogenschutzbeauftragten als ihre Privatmeinung abtut und keinen | |
Handlungsbedarf sieht, zeigt, dass er sich mit dem Thema Spielsucht noch | |
nicht beschäftigt hat. | |
9 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
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