# taz.de -- Drogenbeauftragte will schärfere Regeln: Glücksspiel soll raus au… | |
> Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung will strengere Auflagen für | |
> Spielautomaten. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ist gegen ein Verbot | |
> in Kneipen. | |
Bild: Hübsch bunt, aber krass suchtgefährlich. | |
BERLIN taz | Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans | |
(FDP), will Glücksspielautomaten aus Kneipen verbannen. Ihre | |
Parteikollegen, Gesundheitsminister Philipp Rösler und Wirtschaftsminister | |
Rainer Brüderle, sind davon wenig begeistert. Es handele sich um ein mit | |
der Ministeriumsleitung nicht abgestimmtes Arbeitspapier der | |
Drogenbeauftragten, sagte eine Sprecherin aus Röslers Ministerium am | |
Mittwoch. | |
Dyckmans hatte sich in der Süddeutschen Zeitung dafür ausgesprochen, | |
Glücksspielautomaten in Kneipen, Tankstellen, Einkaufszentren und Flughäfen | |
abzumontieren. Bei Automaten gebe es das höchste Suchtpotenzial und der | |
Jugendschutz werde oft nicht eingehalten, begründete Dyckmans ihren | |
Vorstoß. Sie forderte strengere Auflagen für Spielhallen und höhere | |
Bußgelder bei Verstößen. Rund 50.000 Automaten und 10.000 Spielhallen gibt | |
es Dyckmans zufolge in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt steigen | |
deren Umsätze seit Jahren und lagen 2008 bei 2,7 Milliarden Euro. | |
Auch Klaus Wölfling, Leiter der Mainzer Spielsuchtambulanz, sieht in den | |
laschen Regeln für Spielhallen und Automaten eine Gefahr. "80 Prozent | |
unserer Patienten sind automatenspielsüchtig und zocken in Spielhallen und | |
Kneipen", sagte Wölfling der taz. Der Psychologe sieht einen direkten | |
Zusammenhang zwischen der steigenden Dichte an Spielmöglichkeiten und der | |
Anzahl der Fälle. Dabei hätten die meisten Spielsüchtigen schon als | |
Jugendliche mit dem Zocken angefangen. | |
Die Regeln für Spielautomaten sind in der sogenannten Spielverordnung | |
geregelt, die bundesweit gilt. Demnach können Automaten in Schank- und | |
Speisewirtschaften, Beherbergungsbetrieben, Spielhallen und | |
Wettannahmestellen aufgestellt werden. Die Einhaltung des Jugendschutzes | |
muss der Betreiber überwachen. Anders als in staatlichen Spielstätten gibt | |
es keine gesetzlich vorgeschriebene Sperrung für Spielsüchtige. | |
Angesichts der Ausbreitung von Spielhallen hatte Berlin am Dienstag das | |
bundesweit erste Spielhallengesetz auf Länderebene verabschiedet und die | |
zulässige Anzahl deutlich begrenzt. | |
Das letzte Wort für die Bundesebene hat Wirtschaftsminister Brüderle. Nach | |
einer Überprüfung der Spielverordnung im vergangenen Jahr plant sein | |
Ministerium zwar, den Spieler- und Jugendschutz zu verbessern. "Ein Aus für | |
Automaten in Gaststätten sieht Minister Brüderle aber derzeit nicht", sagte | |
ein Sprecher des Ministeriums. | |
9 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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