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# taz.de -- Kommentar Ägypten: Der Sieg des Tahrir-Platzes
> Der Rücktritt Mubaraks ist ein großer Erfolg für alle, die friedlich auf
> dem Tahrir-Platz ausgeharrt haben. Jetzt stellt sich die Frage, ob sie
> auch einen Systemwechsel anstreben.
Bild: Das ägyptische Militär sorgt dafür, dass wieder die Autos den Tahrir-P…
Endlich! Endlich ist er weg, der starrköpfige ägyptische Präsident Husni
Mubarak. Es dauerte 18 Tage, bis die zentrale Forderung der Menschen auf
den Tahrir-Platz in Kairo erfüllt wurde. Mubarak begibt sich nach 30
Amtsjahren im Alter von 82 Jahren in den Ruhestand. Zuletzt hatte er
scheibchenweise seine Funktionen abgegeben, und viele Scheibchen waren
nicht mehr übrig.
Dies ist in allererster Linie ein großer Erfolg für all diejenigen, die in
der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in sozialer und politischer Hinsicht
ausgeharrt haben, bis der verhasste Präsident das Handtuch warf. Die
Tatsache, daß sich Donnerstag nacht die Enttäuschung und Wut nach der Rede
Mubaraks nicht in Gewalt entlud, zeigte noch einmal eindrücklich den
Konsens der Demonstranten über die friedliche Form ihres Protests.
Nun liegt die Macht in den Händen eines Militärrates. Für die Armee ist der
Abgang des Präsidenten letztlich das kleinere Übel im Vergleich zu der
weitergehenden Forderung der Demonstranten nach einem Wechsel des gesamten
politischen Systems - ein regime change eben. Dies eröffnet ihr zumindest
die Möglichkeit, ihre dominierende Stellung in die Nach-Mubarak-Zeit
hinüberzuretten. Entscheidend ist jetzt, auf welches politische System sich
die Militärs einlassen werden. Mit Suleiman, dem guten Freund der USA,
können sie nach Donnerstag nacht keinen Staat mehr machen. Nach den
kuscheligen Aufnahmen mit Mubarak ist er für die Menschen auf dem
Tahrir-Platz nicht mehr akzeptabel. Und in Ägypten weiß jeder, daß Suleiman
bereits im vergangenen Jahr als Nachfolger für Mubarak im Gespräch war -
ohne einen regime change, versteht sich.
Für die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz - darunter die Muslimbrüder -
stellt sich jetzt die Frage ihres weiteren Vorgehens. Geben sie sich mit
dem Rücktritt Mubaraks zufrieden oder fordern sie weiter den Sturz seines
Systems? Es ist gut möglich, dass darüber die bisherige Einheit aufbricht.
Aber zunächst einmal haben Millionen Ägypten einen Grund zu feiern. Es sei
ihnen gegönnt.
11 Feb 2011
## AUTOREN
Beate Seel
## TAGS
Deniz Yücel
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