# taz.de -- Image der NPD: "Mit deutschem Gruß" | |
> Rassisten unter sich: Nach außen versuchen NPD-Kader, sich bürgerlich zu | |
> präsentieren. Doch in internen E-Mails lassen sie sich über "Bimbos" aus. | |
Bild: Nach außen hin bürgerlich, doch intern reden NPD-Kader gerne mal über … | |
"Kanacken-Plakat" nennt der sachsen-anhaltische NPD-Landesvize Matthias | |
Gärtner das Plakat, über das die Rechtsextremen im Dezember 2010 in | |
internen Mails diskutieren. Auf ihm ist eine Hand zu sehen, die eine | |
Pistole in die Kamera hält. Die Person ist im Hintergrund nur verschwommen | |
erkennbar und soll offenbar einen "Ausländer" darstellen. Wahlkampfleiter | |
Holger Apfel ist nicht zufrieden und schreibt von seiner Mail-Adresse des | |
sächsischen Landtags am 9. Dezember: "Eine Horde ,widerwärtig' aussehender | |
Ausländer wäre mir da noch lieber." | |
Apfel gehört zu jenen NPD-Politikern, die sich nach außen hin gerne | |
bürgerlich präsentieren. Für den "Kampf um die Straße", wie es im | |
NPD-Sprech heißt, holt sich Apfel andere. Er selbst führt lieber den "Kampf | |
um die Parlamente". Dabei auf ein biederes Auftreten zu setzen ist in der | |
NPD Strategie. Das zeigt auch ein [1]["Leitfaden für NPD-Kommunalpolitiker | |
und Mandatsträger"] (PDF) aus dem Landesverband Niedersachsen, der sich | |
ebenfalls in den mehr als 60.000 Mails aus dem Inneren der Partei findet. | |
In dem Leitfaden werden NPD-Politiker belehrt, dass auch "bürgerliche | |
Wähler" erreicht werden müssen, denn "eine politisch radikal auftretende | |
Partei wie die NPD kann (derzeit) nicht allein von den Stammwählern | |
existieren". Man müsse "verständlich Deutsch sprechen und schreiben", | |
Szenebegriffe und "radikale Sprache" vermeiden, Tätowierungen überdecken | |
und möglichst dunkle Kleidung und helle Hemden tragen. Alles im Dienste der | |
Seriosität. "Szene-Klamotten" dürften nur in geschlossenen Veranstaltungen | |
getragen werden, wo man auf Gleichgesinnte trifft. | |
In ihren internen Mails wähnen sich NPD-Politiker und ihre Anhänger | |
offenbar auch in einem geschützten Raum, in dem man Klartext reden kann. | |
Dort sprechen sie sich mit "Heil Dir" an und schließen schon auch mal "Mit | |
deutschem Gruß" - so etwa der Pressesprecher der NPD Krefeld in einer Mail | |
an Parteikollegen. | |
Die Formel ist strafbar. Ein Kameradschaftsneonazi aus Nordsachsen warnt | |
daher: "Zu deinem eigenem Schutz und dem deiner Kameraden möchte ich dich | |
auffordern, diese Grußformel nicht mehr zu benutzen." | |
Mit Bezügen zum Nationalsozialismus spielt auch Thomas Wulff, | |
NPD-Bundesvorstandsmitglied mit bestem Kontakt in die militante | |
Kameradschaftsszene. Er unterschreibt seine Mails schon auch mal mit "88": | |
88 ist ein Szene-Kürzel für "Heil Hitler". | |
An anderer Stelle fragt ein Hamburger NPDler, warum denn Landtagskandidaten | |
in Sachsen-Anhalt auf Facebook mit einer "Negerin" befreundet seien. Und | |
der Pressesprecher in Sachsen-Anhalt, Michael Grunzel, glaubt im November, | |
"Linke" hätten seinen Autounfall verursacht. "Ersatzweise das LafVs | |
[Landesamt für Verfassungsschutz, d. Red.] oder Neger." | |
Auch in den E-Mails zwischen den NPD-Spitzen aus Sachsen-Anhalt und | |
Wahlkampfleiter Apfel ist vom bürgerlichen Anstrich gar nichts mehr übrig. | |
Intern diskutieren sie über die Gestaltung einer Postkarte, auf der die NPD | |
kostenloses Schulessen fordert und das mit dem Zusatz "Kein Deutsches Kind | |
darf hungern" erläutern will. Als Landesvize Matthias Gärtner einwirft, | |
dass der Spruch unzeitgemäß sei, entgegnet Landeschef Matthias Heyder, dass | |
er "gesteigerten Wert" auf diesen schlichten "30er-Jahre-Jargon" lege. Er | |
fügt hinzu, dass ohne diesen Satz die NPD als nicht "deutsch" genug | |
verstanden werden könnte: "Also immer schön arisieren die Karte. Sonst | |
wird's wirklich unglaubwürdig - wenn wir für Negerkinder belegte Borte | |
(sic!) fordern". | |
Gärtner erwidert: "Ich wollte damit nicht sagen, dass man durch das | |
Weglassen des Untertitels eine inhaltliche Einschränkung begeht oder sogar | |
das Fettfüttern von Bimbos über deutsche Steuergelder anstrebt." Der Satz | |
mit den deutschen Kindern, die nicht hungern dürften, bleibt am Ende | |
erhalten. | |
14 Feb 2011 | |
## LINKS | |
[1] /fileadmin/static/pdf/npd-leitfaden-kommunalpolitik.pdf | |
## AUTOREN | |
L. Sander | |
W. Schmidt | |
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