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# taz.de -- Guttenberg-Plagiate, die FAZ und das Netz: Der Lurch des Jahres
> Guttenberg hat abgeschrieben, bei der FAZ und bei anderen. Das Netz
> spottet. Textfragmente werden inzwischen per Schwarm gesucht. Und die FAZ
> titelt mit einem rosa Lurch.
Bild: Symbol fürs Abschreiben: Der Schwanzlurch Axolotl auf den Titel der FAZ.
Der Spott, der aktuell über Verteidigungsminister zu Guttenberg im Netz
ausgegossen wird, kübelt via Twitter rein: Ein Klick auf das Hashtag
[1][#guttenberg] spült minutiös neue Tweets mit Nachrichten und
Beurteilungen der wissenschaftlichen Leistungen des Ministers in die
Timeline. "Google ist schuld" twittert einer, garniert mit einem [2][Bild,
das einen Google-Übersetzer Lateinisch-Englisch] darstellt: "Copy and
Paste" bedeutet demnach "Summa Cum Laude".
Einer schreibt bei Facebook: "Fehlt nur noch, dass am Ende als Bauernopfer
ein Ghostwriter gefeuert wird". Er ist nicht der einzige, der diesen Witz
macht. Variiert [3][geht der dann so]: "Brutalstmögliche Aufklärung:
Guttenberg feuert Doktorvater." Neben solchen Rekursen auf Guttenbergs
Umgang mit Skandalen – er feuerte ja nicht nur den Kapitän der Gorch Fock,
sondern auch Generalinspektor Schneiderhan – sind auch Kriegssprüche
beliebt. "quatsch, der marschiert mit seinen jungs in bayreuth ein..." zum
Beispiel. [4][Oder]: "Angriffskrieg ist die beste Verteidigung. Zu
Googleberg flieht an den Hindukusch".
Während der Minister also mit seinen Jungs am Hindukusch campiert – der
Nachrichtenagentur dpa ist zu entnehmen, dass "Verteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Überraschungsbesuch in Afghanistan
erstmals eine Nacht bei deutschen Soldaten im Kampfgebiet" verbracht hat –,
hat sich die Netz-Crowd organisiert und sucht nach weiteren Stellen, wo der
Minister abgeschrieben hat. Zuerst in einem [5][Google Doc], inzwischen
[6][in einem Wiki mit Anmeldung].
Dem Hochglanz-Minister entgleitet gerade ein wenig die Kontrolle über sein
Image. Auf faz.net findet sich die Geschichte seit Mittwoch ganz oben. Und
auch die gedruckte FAZ machte am Donnerstag mit dem Thema auf, garniert mit
einem niedlichen "Lurch des Jahres" – dem Axolotl. "Axolotl – dieser
Schwanzlurch ist ein Original, aber sein Name ist untrennbar mit dem
literarischen Skandal des Jahres 2010 verbunden ..."
Die damals 17jährige Helene Hegemann kopierte für ihren Roman "Axolotl
Roadkill" einzelne Geschichten aus dem Netz, änderte aber noch die
Formulierungen. Zu Guttenberg kopierte bei der FAZ, ohne die Formulierungen
zu ändern.
Der FAZ ist das nicht nur wert, einen rosa "Lurch des Jahres" abzubilden,
sondern widmet sich den Guttenberg'schen Plagiaten im Nachrichtenteil, im
Feuilleton und in Form eines Kommentars. Ob bei der FAZ der Ärger über das
Plagiat, die Urheberrechtsverletzung überwog oder ob man auch stolz darauf
ist, dass der Minister dort abgeschrieben hat, war bislang nicht zu
ermitteln. Herausgeber Günther Nonnenmacher ließ mitteilen, er wolle "sich
nicht dazu äußern".
Typisch Print – Angst vor dem Kontrollverlust, dem absoluten Chaos. So
lange die FAZ nicht reden will und der Minister am Hindukusch Krieg spielt,
hilft wohl nur noch der schnelle Surf ins Web 2.0. Klick, [7][zwanzig neue
Guttenberg-Witze] in der Twitter-Timeline. Und, [8][klick]: "Ach Mami,
bittee!" - "Nein, Karl Theodor, Du gehst jetzt nicht zu den Münchhausens!
Das ist kein Umgang." Ein Spaß, der noch einige Tage anhalten wird.
17 Feb 2011
## LINKS
[1] http://twitter.com/#!/search/%23guttenberg
[2] http://twitpic.com/40ovaj
[3] http://twitter.com/#!/informelles
[4] http://twitter.com/#!/fanieldinke
[5] https://docs.google.com/document/d/1uUhufTGbHSpPVFbpka4OreOIGqfJ6kS22RVrXL-…
[6] http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki
[7] http://twitter.com/#!/search/%23guttenberg
[8] http://twitter.com/#!/imponderabel/status/38226453283872768
## AUTOREN
Julia Seeliger
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