Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Plagiierter FU-Student Daniel Pentzlin: "Ich danke Herrn Dr. Gutten…
> Daniel Pentzlins Erstsemesterarbeit tauchte in Guttenbergs Doktorarbeit
> auf. Pentzlin nimmt's aber locker und freut sich, dass die
> Sozialwissenschaften als "ernstzunehmend" vorkommen.
Bild: "Ich bin damals mit hohem Anspruch an die Arbeit herangegangen", sagt Dan…
taz: Offenbar hat Baron Karl-Theodor zu Guttenberg aus Ihrer Arbeit für
seine Dissertation zitiert. Wie haben Sie überhaupt davon erfahren, dass
Sie kopiert wurden?
Daniel Pentzlin: Meine Ex-Freundin hat mir am Wochenende eine SMS
geschrieben, in den deutschen Medien ist Guttenberg ja omnipräsent. Und
auch bei uns, den deutschen Expats in Brüssel, ist die Debatte in aller
Munde. Ich hätte natürlich in keiner Weise gedacht, dass das etwas mit mir
zu tun haben könnte. Als sich das jetzt rausstellte, fand ich das zunächst
einmal äußerst amüsant.
Wie war das damals, als Sie die Arbeit schrieben? Was hat Sie inspiriert?
Ich erinnere mich daran, dass ich, während ich diese Erstsemesterarbeit
schrieb, sehr fasziniert war [1][von einer Rede] des damaligen
EU-Botschafters in den USA, Günter Burghardt – die ich auch zitiert habe
(lacht). Ich hab mich sicherlich an diese Rede angelehnt, vielleicht hat
Guttenberg ja auch diese Rede gesehen und benutzt.
Professor Dieter Löcherbach hat die Arbeit danach anonymisiert als
positives Beispiel im Netz veröffentlicht...
Ja, und ich habe die Arbeit, die online steht, noch einmal mit meiner
Arbeit verglichen – Professor Löcherbach hat daran nichts verändert, bevor
er sie ins Netz gestellt hat.
Würden Sie die Arbeit, wenn Sie sie noch einmal schreiben würden, heute
noch genauso schreiben?
Ich bin damals mit einem sehr hohen Anspruch an diese Arbeit herangegangen,
und da es meine erste Hausarbeit im Fach Politikwissenschaft war, hatte ich
auch Angst, den Anforderungen dieses Faches nicht gerecht zu werden. Ich
hab sehr viel Zeit aufgebracht, sehr viel dafür gelesen und es lässt sich
sicher nachprüfen, dass ich mich sehr intensiv mit meinen Quellen
beschäftigt habe. Soweit ich mich erinnere, hab ich mich in der Struktur
sehr an die Rede des EU-Botschafters angelehnt. Ich würde heute aber freier
schreiben und mir weniger Druck beim Verfassen machen.
Macht es einen Politikwissenschaftler stolz, wenn die
Einführungsseminararbeit offenbar schon auf dem Niveau einer juristischen
Dissertation mit "summa cum laude" lag?
Ich danke Herrn Dr. Guttenberg für die Gelegenheit, die Qualität und
Bedeutung der Sozialwissenschaften einem so breiten Publikum als
ernstzunehmende Wissenschaft zu präsentieren.
Selbst haben Sie ja bislang nicht promoviert. Warum?
Ich hab mich vorerst nicht für eine wissenschaftliche Karriere entschieden
und kann in meinem beruflichen Alltag in Brüssel das Gelernte bestens
einsetzen. Ich denke, dass es Sinn macht, als Politikwissenschaftler den
Politikalltag lebenspraktisch zu erfahren. Ich kann mir aber durchaus
vorstellen, nochmal in den Wissenschaftsbetrieb zu gehen, auch mit der
praktischen Erfahrung, die ich gesammelt habe. Ob das mit einer
Doktorarbeit verknüpft ist oder nicht, spielt dabei für mich keine Rolle.
Und sind Sie gar nicht sauer auf den Kopisten?
Nö, überhaupt nicht. Ich denke, das ist eine amüsante Geschichte, die ich
gut bei einem Bier mit Kollegen oder einem Wein bei Familie oder Freunden
erzählen kann.
Und selbst, im Studium auch einmal den Guttenberg gemacht?
Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Ok, ich revidiere das ein bisschen:
ich habe in all meinen Hauptstudiumsarbeiten einen bestimmten Absatz –
selbstgeschrieben – eingebaut. Aber das ist ja nicht verboten.
21 Feb 2011
## LINKS
[1] http://www.whi-berlin.de/documents/burghardt.pdf
## AUTOREN
Falk Lüke
## ARTIKEL ZUM THEMA
Jura-Studenten über Guttenberg: Gnade für den Zitatedieb
Guttenberg verzichtet auf seinen Doktortitel. Aber Hunderttausende
solidarisieren sich mit ihm. Unter ihnen viele der zitierfreudigen Juristen
am Freiburger Seminar.
Guttenberg-Zitate: Die Chronologie
Salamitaktik bei Guttenberg: Erst sprach er von "abstrusen Vorwürfen",
zuletzt gab er doch schwerwiegende Fehler zu. Guttenbergs Statements im
Zeitraffer.
Guttenberg in Kelkheim: "Hells Bells" mit der Senioren-Union
Im hessischen CDU-Homeland Kelkheim räumt Guttenberg Fehler ein – "ganz
bewusst hier vor dem Volk". Das Publikum feiert ihn mit
Fassenachts-"Raketen".
Konsequenz nach Plagiatsvorwürfen: Guttenberg will Doktortitel zurückgeben
Biete Doktortitel, behalte Amt: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg gibt seinen Titel zurück. Seinen Posten als Minister will er
aber auf jeden Fall behalten.
Kommentar Guttenberg-Affäre: Weitere Lügen kosten das Amt
Ein Rücktritt des Verteidigungsministers wird, wenn er so weitermacht,
unausweislich sein. Dass er rechtswidrig plagiiert hat, ist schon längst
klar.
Es wird eng für den Verteidigungsminister: Tuscheln über zu Guttenberg
Für seine Doktorarbeit soll der Minister auch den Wissenschaftlichen Dienst
des Bundestags eingespannt haben. Hinter den Kulissen schwindet der
Rückhalt für ihn.
Guttenberg, der Doktortitel und die Elite: Schön, gut und weise
Der Doktortitel war ein unverzichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zur
Führungsschicht. Im Bundeskabinett trägt ihn die Hälfte der Minister -
noch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.