# taz.de -- Kommentar Irland: Feigheit regiert | |
> Zwar sind die Schuldigen an dem irischen Finanzdebakel abgewählt. Doch | |
> trotzdem wird der Steuerzahler die Verluste der Spekulanten bezahlen | |
> müssen. | |
Vom Regen in die Traufe - die Iren haben sich ihr eigenes Grab geschaufelt. | |
Zwar haben sie bei den Wahlen am Freitag der bisherigen Regierungskoalition | |
aus Fianna Fáil und den Grünen, die das Finanzdebakel mit ihrer | |
Bankengarantie angerichtet hat, eine verheerende Niederlage beigebracht, | |
doch ändern wird sich mit dieser Wahl nichts. | |
Die neue Regierungspartei Fine Gael ist rechtskonservativ, sie steht dem | |
Finanzkapital mindestens ebenso nahe wie Fianna Fáil. | |
Sie wird an der bisherigen Politik nichts ändern, und die Labour Party, | |
falls sie erwartungsgemäß eine Koalition eingeht, wird es auch nicht. Das | |
haben beide Parteien im Wahlkampf deutlich gemacht. | |
Sicher, man will die unverschämten Strafzinsen in Höhe von 5,8 Prozent, die | |
den Iren vom Internationalen Währungsfonds und von der Europäischen Union | |
für den "Rettungsschirm" aufgedrückt wurde, neu verhandeln, doch damit | |
lässt sich der Staatsbankrott nicht aufhalten. | |
Der Misere entkommt man nur, lässt man die Anleihebesitzer bluten. Es sind | |
ja nicht irgendwelche Kleinsparer, sondern es sind Spekulanten, die ihr | |
Geld in die Anglo Irish Bank, die Lieblingsbank der Immobilienzocker, | |
gesteckt haben. | |
#Das ging schief, und nun sollen die irischen Steuerzahler für die | |
Spekulationsverluste aufkommen, wenn es nach den "EU-Freunden" geht. | |
Die Anleihebesitzer gehören zu den größten Banken und Versicherungen der | |
Welt, sie stammen vor allem aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und | |
der Schweiz. Ihre Vermögenswerte betragen nach eigenen Angaben insgesamt | |
mehr als 20 Billionen Euro. | |
Das ist rund das Hundertfache des irischen Bruttoinlandsprodukts, das 2008, | |
also vor dem Crash, bei 207 Milliarden Euro lag. | |
Mehr als die Hälfte der Iren ist für die Zahlungseinstellung. Aber sie | |
waren aus Angst vor gesellschaftlichen Veränderungen zu feige, das an der | |
Wahlurne auch auszudrücken. | |
27 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Irlands Koalition steht: Neue Regierung ohne Zukunft | |
Jede Woche nehmen sich zehn Iren das Leben. Die Arbeitslosenquote liegt bei | |
14 Prozent, die Auswanderung steigt. Und die Schulden aus der Bankenkrise | |
sind untilgbar. | |
Iren wählen die Regierung ab: Machtwechsel, kein Richtungswechsel | |
Die rechtskonservative Fine Gael wird stärkste Kraft in Irland und wohl mit | |
Labour koalieren. Enda Kenny wird Premierminister. Und es gibt einen | |
nennenswerten linken Block. | |
Parlamentswahl in Irland: Die Frau, die Bertie beschimpfte | |
Mit Nasenstecker und Wollmütze: Joan Collins will für die neue United Left | |
Alliance ins Dubliner Parlament. Ihre Partei und sie haben nach der | |
Finanzkrise gute Chancen. | |
Solidarität für den Euro: Keine griechische Tragödie | |
Wirtschaftswissenschaftler sagen, die Kluft zwischen Arm und Reich gefährde | |
die Währung. Im Euro-Memorandum 2010/2011 nennen sie Auswege aus der Krise. | |
Regierung, Banken und die Schuldenfalle: Wie Irland ruiniert wurde | |
Die Regierung und die Banken in Dublin haben das Land ruiniert und in die | |
Schuldenfalle geführt. Das zeugt von krimineller Energie. Die | |
Verantwortlichen sind bekannt. |