# taz.de -- Kommentar zum Guttenberg-Rücktritt: Machtpolitikerin Merkel gesche… | |
> Nicht nur Guttenberg ist Geschichte, auch das Bild der vermeintlich | |
> integren Kanzlerin ist es. Ihr Feshalten an Guttenberg über seinen | |
> Rücktritt hinaus belegt, wie zynisch sie agiert. | |
Bild: Die Machtpolitikerin und ihr fränkischer Baron: Angela Merkel und Karl-T… | |
Seit Dienstag hat sich in Deutschland vieles verändert. Das | |
Offensichtliche, das Lauteste war der Rücktritt von Verteidigungsminister | |
Karl-Theodor zu Guttenberg, es war das Thema, worüber man schon den ganzen | |
Tag gesprochen hat. | |
Guttenberg ist mit seinem Rücktritt zunächst Geschichte. Keiner weiß, ob | |
und wann, und wenn ja, wie der CSU-Politiker zurückkommt. Was wir aber | |
wissen, ist, dass Bundeskanzlerin Merkel in den vergangenen Tagen | |
dramatisch an Ansehen verloren hat. Für diese aus ihrer Perspektive | |
verheerende Entwicklung trägt sie in erster Linie selber die Verantwortung. | |
Angela Merkel hat aus purer Machtpolitik versucht, die unheimlichen | |
Beliebtheitswerte des jungen, schneidigen Bayern für sich zu nutzen. Sie, | |
die promovierte Physikerin, die mit einem Professor verheiratet ist, hätte | |
es besser wissen müssen. Sie, die gemeinsam mit ihrer Ministerin Annette | |
Schavan so gerne das Wort Bildungsrepublik in den Mund nimmt, hätte sehen | |
müssen, dass man einen Menschen nicht aufspalten kann in einen | |
unglaubwürdigen Wissenschaftler und einen hervorragenden Bundespolitiker. | |
Merkel hat sich nicht nur in der für sie so wichtigen Bildungselite für | |
immer blamiert. Sie hat nicht weniger als die moralische Verortung, den | |
Boden des konservativen Wertekonsenses, verlassen. | |
Damit schadet die Kanzlerin nicht nur sich selbst. Letztlich wurde die | |
gesamte CDU in den vergangenen drei Wochen in ihren Grundfesten | |
erschüttert. Auch das Bild von der vermeintlich integren Kanzlerin, die | |
auch von vielen, die ihr parteipolitisch alles andere als nahe stehen, | |
geschätzt wird, ist spätestens seit Dienstag endgültig Geschichte. Schon im | |
Atomkompromiss des vergangenen Jahres hat sich abgezeichnet, wie kalt und | |
berechnend Merkel sich den mächtigen Lobbyverbänden unterordnete. Das | |
Festhalten an Karl-Theodor zu Guttenberg sogar über seinen Rücktritt hinaus | |
belegt, wie zynisch sie als Machtpolitikerin inzwischen agiert. | |
Aber auch zivilgesellschaftlich wurde am Dienstag Geschichte geschrieben. | |
Nun scheint der übers Internet organisierte Protest auch in Deutschland | |
wirkungsmächtig angekommen. Der Zusammenhang zwischen dem Rücktritt und dem | |
konzertierten Protest zehntausender WissenschaftlerInnen gegen den falschen | |
Doktor ist mehr als offensichtlich. Auch der geballten Medienmacht des | |
Springer-Konzerns ist es nicht gelungen, die Protestwellen, die sich im | |
Netz formierten, zu stoppen. In Sekundenschnelle waren nicht nur die | |
Plagiatsvorwürfe in der Welt. Ohne Software-Programme und Internetforen | |
wäre wohl nie so schnell so deutlich geworden und für jedermann einsehbar, | |
wie massiv die Verstöße von zu Guttenberg waren. Das darf Mut machen! | |
1 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Ines Pohl | |
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