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# taz.de -- Pro-Guttenberg Demos: Verweile doch, du bist so schön
> Während Exminister Guttenberg sich zum Gutmenschen stilisiert, wollen
> sich am Samstag bundesweit Menschen mit ihm solidarisieren. Auch
> Kommunisten feiern ihn.
Bild: Bei Facebook erreichte die Gruppe "Wir wollen Guttenberg zurück" am Frei…
BERLIN taz | Karl-Theodor zu Guttenberg ist zwar nicht mehr im Amt. An
seiner Legende aber wird weiterhin gewirkt. Nicht nur er, auch tausende
Menschen im Netz und auf der Straße wollen dem abgetretenen Täuscher ein
Denkmal setzen. In zahlreichen deutschen Städten wollen am Samstag um 13
Uhr tausende Menschen auf die Straßen gehen, um sich mit dem Exminister zu
solidarisieren.
Guttenberg war am Dienstag nach langem Zögern und unter dem Druck
kritischer Wissenschaftler und Unionskollegen als Verteidigungsminister
zurückgetreten. Er hatte sich in seiner Doktorarbeit fremder Quellen
bedient, ohne diese zu kennzeichnen. Am Donnerstag kommender Woche wird er
mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Das höchste militärische
Zeremoniell der Bundeswehr wird auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks in
Berlin stattfinden, wie das Ministerium am Freitag mitteilte.
Über das Internetportal Facebook wurden am Freitag Demonstrationen in
Hamburg, München, Köln, Berlin, Frankfurt, Rosenheim und in Guttenberg, dem
Heimatort des Exministers, vorbereitet. Bei Facebook erreichte die Gruppe
"Wir wollen Guttenberg zurück" am Freitag weit über 500.000 Unterstützer.
Der Betreiber einer anderen Facebook-Gruppe ruft zu einer weiteren
Solidaritätsaktion für den Exminister auf: Der Unternehmer Tobias Huch, der
mit der Gruppe "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" den
Solidaritätsprotest im Internet angestoßen hatte, sagte der taz:
"Guttenberg-Anhänger sollten nun nicht nur auf die Straßen gehen, sondern
auch ein Zeichen der Solidarität setzen, indem jeder ein paar Euro an das
Soldatenhilfswerk und das Sozialwerk der Bundeswehr überweist."
Guttenberg selbst hat angekündigt, seine noch ausstehenden Bezüge als
Minister und Abgeordneter - insgesamt 30.932 Euro - den Familien gefallener
Bundeswehrsoldaten zu spenden, wie die Bild am Freitag berichtete.
Weiterhin teilte Guttenberg mit, er werde auch ohne Mandat künftig ein
Bürgerbüro unterhalten, um der "Verantwortung für meine Heimat gerecht zu
werden".
Die Spekulationen um eine mögliche Rückkehr des geläuterten Guttenbergs in
die Politik befeuerte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): "Die Türen
zur Politik sind ihm aus meiner Sicht nicht verschlossen", sagte sie den
Stuttgarter Nachrichten. Merkel, die wegen ihres Krisenmanagements in der
Kritik steht, könnte damit langfristig auch neue Wählergruppen erschließen.
Denn neben den klassischen Guttenberg-Anhängern mobilisiert auch das
"Kommunistische Bündnis pro Guttenberg" zur "Teilnahme in kommunistischen
Blöcken" an den Demonstrationen.
Die Kommunisten loben, dass der adelige Freiherr zu Guttenberg beim
massiven Verfälschen seiner Doktorarbeit "bewusst den kapitalistischen
Normalzustand von Leistungszwang und Verwertungslogik" durchbrochen habe.
Guttenbergs Fälschung sei als "bewusste Verweigerung zu verstehen, die
bestehenden Eigentumsverhältnisse zu akzeptieren und nicht zu
hinterfragen", kommentiert das Bündnis auf einer Internetseite und fordert
freien Wissenszugang für alle.
In Berlin fordert aus linken Kreisen auch die "Monarchohedonistische Front
(MHD)" für Samstag sogenannte "Anarchomonarchisten, Stalinomilitaristen und
von den Medien getäuschte Kinder" dazu auf, die "Rückkehr unseres geliebten
Freiherrn" zu unterstützen. In dem Aufruf heißt es: "Wir wissen: Das Delikt
eines Kavaliers kann nur ein Kavaliersdelikt sein!"
4 Mar 2011
## AUTOREN
Martin Kaul
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