# taz.de -- Landtagswahl in Baden-Württemberg: Grüne freut das Umfrage-Minus | |
> In Umfragen verlieren die Grünen rasant und die SPD legt zu. Ein grüner | |
> Ministerpräsident scheint damit ausgeschlossen - doch ein rot-grüner Sieg | |
> rückt immer näher. | |
Bild: Werben zuversichtlich für den Frühjahrsputz: Grüne in Stuttgart. | |
STUTTGART taz | Die Umfragewerte der Grünen befinden sich in den Wochen vor | |
der baden-württembergischen Landtagswahl im freien Fall. Von 29 Prozent vor | |
dem Jahreswechsel ging es bis auf 19 Prozent runter. Im Herbst, als es | |
wegen des Bahnprojekts Stuttgart 21 brodelte, lagen die Grünen noch fast | |
gleichauf mit der CDU. Inzwischen liegen sie hinter der SPD. Doch so gerne | |
die Grünen auch den zukünftigen Ministerpräsidenten stellen würden - um es | |
an die Macht zu schaffen, könnten die zurechtgerückten Kräfteverhältnisse | |
hilfreich sein. | |
Seit einigen Monaten wurde als Alternative zu Ministerpräsident Stefan | |
Mappus (CDU) fast nur noch der Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann | |
gehandelt. Der SPD-Mann Nils Schmid spielte kaum eine Rolle. Doch genau | |
dies hätte viele Sozialdemokraten vor eine Herausforderung gestellt. Ein | |
politischer Wechsel ja - aber gleich so einen? Mit einem grünen | |
Ministerpräsidenten? | |
Für manch einen SPD-Anhänger aus der Arbeiterschaft wäre das undenkbar | |
gewesen. Intern sorgte sich die SPD bereits um eine starke Mobilisierung. | |
Sie befürchtete, dass viele Genossen lieber zu Hause blieben, als einen | |
grünen Landesvater mitzuwählen. | |
Dementsprechend erleichtert ist die Parteispitze angesichts der aktuellen | |
Umfragen. Laut emnid liegt die SPD bei 25, die Grünen liegen bei 21 | |
Prozent. Der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid sagte der taz: "Das | |
ermöglicht, Wählerschichten zu mobilisieren, die die Grünen nicht hätten | |
erschließen können." Der Machtwechsel sei nie so greifbar gewesen. | |
## "Allein kann man den Wechsel nicht schaffen" | |
Tatsächlich vermittelten die Zahlen vor zwei, drei Wochen noch eher den | |
Eindruck, die Landesregierung könne mit einem blauen Auge davonkommen. | |
Schwarz-Gelb lag knapp vor Rot-Grün, die Wechselstimmung schien wie | |
weggeblasen. Nun liegen beide Lager mit jeweils 46 Prozent gleichauf. | |
"Die Stimmung ist besser geworden", sagte die Grünen-Landeschefin Silke | |
Krebs der taz. Es sei von Vorteil, dass die SPD Aufwind unter die Flügel | |
bekomme. Dieser habe bislang gefehlt. "Alleine kann man den Wechsel nach 58 | |
Jahren nicht schaffen." | |
Dass sie sich womöglich mit der Rolle des Juniorpartners zufrieden geben | |
müsste, nimmt die Partei gelassen auf. "Unser entscheidendes Ziel ist es, | |
Schwarz-Gelb abzulösen. Wenn es so rum sein sollte, ist es eben so rum. | |
Davon lassen wir uns nicht ablenken", sagte Krebs. Der grüne | |
Landtagsabgeordnete Werner Wölfle spricht gar von einer gewissen | |
Erleichterung in den eigenen Reihen. Mit der Aussicht auf Rot-Grün könnten | |
mehr Wechselwähler mobilisiert werden, die die Grünen als zweite Kraft | |
wollen. "Für alle, die keinen grünen Ministerpräsidenten, aber Grün wählen | |
wollen, sind solche Umfragen nützlich." | |
Doch selbst wenn die Grünen stärker als die SPD würden, wäre das für die | |
Mehrheit der Sozialdemokraten wohl immer noch erträglicher als eine große | |
Koalition mit einem Ministerpräsidenten Mappus. Zu diesem Schluss kommt | |
zumindest Thorsten Faas. Der Politikwissenschaftler an der Uni Mannheim | |
führt eine umfangreiche Wählerbefragung durch. Die Mehrheit der SPD-Wähler | |
will eindeutig lieber Grün-Rot als Schwarz-Rot. Faas: "Der Wunsch nach | |
Wechsel führt auch zu einer Bereitschaft, gewisse Pillen zu schlucken." | |
6 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Nadine Michel | |
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