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# taz.de -- Streit der Woche: Ist die Zeit der Diktatoren vorbei?
> Die autoritären Regime in Tunesien, Ägypten und Libyen wackeln oder sind
> zusammengebrochen. In anderen Ländern hingegen werden Alleinherrscher
> immer noch als Helden verehrt.
Bild: Ist Gaddafi ein Relikt der Vergangenheit?
BERLIN taz | Rund ein Vierteljahrhundert lang wurde Tunesien von Präsident
Ben Ali geprägt, seine Herrschaft galt als gefestigt – doch dann brach sie
innerhalb weniger Tage unter dem Protest der Bevölkerung zusammen und Ali
blieb nur die Flucht ins Ausland.
Einen ähnlichen Reputationsverlust musste Husni Mubarak hinnehmen: Der
gestürzte ägyptische Staatschef galt lange Zeit als verlässlicher
Verbündeter der westlichen Welt, nach seinem erzwungenen Rücktritt wurde er
jedoch von Medien und Politikern postwendend dämonisiert und als korrupter
Despot angeprangert. Und auch die Diktatur des libyschen Machthabers
Muammar al-Gaddafi wackelt zunehmend.
"Diktaturen können einige Zeit als unbesiegbar gelten, aber am Ende stürzen
sie alle", behauptete einst Mahatma Gandhi, Leitfigur der indischen
Unabhängigkeitsbewegung. Die demokratischen Revolutionen in Tunesien,
Ägypten und Libyen scheinen ihm auf den ersten Blick Recht zu geben.
Doch sind diese zusammenbrechenden Diktaturen tatsächlich Ausdruck für ein
generelles Diktaturensterben? Ist die Diktatur als Staatsform am Ende? Wird
Repression weltweit von Freiheit abgelöst? Oder drängt sich dieser Eindruck
nur auf, weil Meldungen über "friedliche Revolutionen" momentan die Medien
dominieren?
Wirft man einen Blick auf Daten von Amnesty International oder Reporter
ohne Grenzen, zeigt sich ein gegensätzliches Bild. Zwar hat sich die Zahl
der weltweiten Diktaturen in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich
reduziert, doch noch immer werden in über zwanzig Staaten der Welt
Gewaltherrscher als "Helden des Volkes", "geliebte Führer" oder gar als
"Götter“ gefeiert – beispielsweise in Birma, Usbekistan oder Nordkorea. Die
Macht im Land wird vom Militär durchgesetzt, Menschenrechte werden
missachtet, die Meinungs- und Pressefreiheit ist eingeschränkt. Von einer
Demokratisierung scheinen diese Länder also noch weit entfernt zu sein.
Und auch in Ländern der Europäischen Union werden Freiheitsrechte bisweilen
mit autoritären Mitteln durchgesetzt. In Ungarn wird die Meinungsfreiheit
durch ein restriktives Mediengesetz eingeschränkt, in Italien führt ein
selbstherrlicher Medienmogul die Regierungsgeschäfte. Ist es nur eine Frage
der Zeit, bis sich auch diese Länder in Demokratien transformieren oder
werden sich ihre autoritären Strukturen in Zukunft eher noch verfestigen?
Was meinen Sie: Ist die Zeit der Diktatoren vorbei?
8 Mar 2011
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