# taz.de -- Berliner Wahlkampf: Rechte wollen Kreuzberg unterwandern | |
> Anfang April will die rechtspopulistische Partei Pro Deutschland im | |
> Kreuzberger Rathaus tagen. Der Bezirksbürgermeister will das nicht dulden | |
> und notfalls zu einem "Aktionstag" mobilisieren. | |
Bild: Teilnehmer einer Demonstration der "Buergerbewegung Pro Deutschland" im O… | |
Kreuzberg rüstet sich gegen Rechtspopulisten: Am 7. April will der Berliner | |
Landesverband von Pro Deutschland im Bezirksrathaus in der Yorckstraße | |
tagen. Das, so Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne), werde man nicht | |
ohne weiteres akzeptieren. "Wenn die sich gerichtlich durchsetzen, werden | |
sie eine Demo bekommen, die die Partei noch nicht erlebt hat." Pro | |
Deutschland sei rechtspopulistisch und islamfeindlich. "Das hat im | |
Bezirksamt nichts zu suchen." | |
Seit Monaten tingelt Pro Deutschland durch Berliner Rathäuser: Schöneberg, | |
Neukölln, erst am vergangenen Wochenende Zehlendorf - stets begleitet von | |
Bürgerprotest. Auch in Kreuzberg habe man "absolut kein Interesse", der | |
Partei das Rathaus zu überlassen, so Schulz. "Soweit ich das überblicken | |
kann, ist der Saal ohnehin belegt." Dies gelte auch für von Pro genannte | |
Ausweichtermine. Man müsse den Nutzungsantrag deshalb negativ bescheiden. | |
Laut Pro-Geschäftsführer Lars Seidensticker soll in Kreuzberg die | |
Aufstellung der lokalen Parteikandidaten zur Abgeordnetenhaus- und | |
Bezirksverordnetenwahl stattfinden. Man gehe fest davon aus, ins Rathaus zu | |
kommen. "Andernfalls werden wir uns einklagen." Sollte dies Erfolg haben, | |
rechnet Dirk Stegemann vom Bündnis "Rechtspopulismus stoppen" mit breitem | |
Protest. "In Kreuzberg und Friedrichshain ist sicher eine Menge möglich, | |
sich der Hetze dieser Partei entgegenzustellen." Auch die SPD werde "stark | |
mobilisieren", kündigt SPD-Finanzbezirksstadt Jan Stöß an. Sollten das | |
Pro-Treffen genehmigt werden, werde es einen öffentlichen Aktionstag im | |
Rathaus geben. "Gegen eine Partei, die offen spalterische und hetzerische | |
Politik betreibt, ist Widerstand legitim", so Stöß. | |
Nach eigenen Angaben hat Pro Deutschland inzwischen 400 Mitglieder in | |
Berlin - und fünf Kreisverbände: in Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, | |
Spandau, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg. Am Wochenende sollen | |
Lichtenberg und Reinickendorf dazukommen. "Wir werden zur Wahl im September | |
in allen Bezirken Kreisverbände und Kandidaten haben", kündigt Pro-Mann | |
Seidensticker an. Für die Wahl setzt die Partei auf kleinteilige | |
Haustürarbeit und eine Materialschlacht. 36.000 Plakate will Pro | |
Deutschland aufhängen, seit Wochen steckt man Partei-Postkarten in | |
Briefkästen - zuletzt auch tausendfach in Kreuzberg. Finanziert wird das | |
vor allem durch den neuen Landeschef: den Schweden und angeblichen | |
Millionär Patrik Brinkmann. Seidensticker erklärte, dass der 44-Jährige | |
unlängst 25.000 Euro für den Wahlkampf spendiert habe. | |
In seinem Wahlprogramm unterscheidet sich der im Juni 2010 gegründete | |
Berlinableger von Pro Deutschland wenig von üblicher rechtsextremer | |
Rhetorik. Berlin sei "schwer belastet durch kulturfremde und nicht | |
integrierbare Zuwanderer", heißt es dort. Islamisten hätten die Stadt "im | |
Visier". Dagegen müsse eine "strikte Beschränkung der Einwanderung" | |
erfolgen, "ausländische Dauertransferempfänger" gehörten "zügig | |
abgeschoben". Mit "Kinderchecks" soll die Geburtenrate der "einheimischen | |
Bevölkerung" gesteigert werden. In Flugblättern wettert die Partei gegen | |
"Asylantenlager", forderte kürzlich die Schaffung eines Bundeslands | |
Preußen. | |
Auch mit einem Antiislamisierungskongress will die Partei punkten. | |
Pro-Landeschef Brinkmann, vom Verfassungsschutz als rechtsextrem | |
eingestuft, pflegt allerlei Kontakte zu islamfeindlichen Gruppen im | |
Ausland. Das gefällt der in Abwicklung befindlichen Berliner DVU: Sie ruft | |
zur Unterstützung von Pro Deutschland auf. | |
11 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Homo-Posse bei Pro: Rechter Rücktritt | |
Pro Deutschland-Landeschef Brinkmann wirft Handtuch. Grund: ein | |
vermeintlich schwuler Parteifreund, der früher bei der NPD war. | |
Proteste gegen Pro Deutschland: Gegenwind für Rechtspopulisten | |
Keinen Fußbreit den Rechten: Initiativen planen Spektakel gegen eine | |
Mahnwache und den geplanten Parteitag von Pro Deutschland. | |
Pro Deutschland goes Zehlendorf: Rechtsaußen kriegen Rathaus geschenkt | |
CDU-Bürgermeister, lässt Pro Deutschland ins Rathaus Steglitz-Zehlendorf. | |
Grüne kritisieren das als "leichtfertig". |