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# taz.de -- Kommentar Atom-Moratorium: Die Wendehälse
> Jeder Umsturz hat seine Wendehälse: Angela Merkel gibt die Heldin des
> Rückzugs. Stefan Mappus den Tragikomiker. Doch nach dieser
> Laufzeiten-Wende gibt es kein Zurück mehr.
Schwarz-Gelb bietet derzeit ein fast amüsantes Schauspiel. Angela Merkel
gibt die Heldin des Rückzugs, die - ohne mit der Wimper zu zucken - ihr
zentrales Projekt kippt. Stefan Mappus ist in diesem Stück der
Tragikomiker. Die Beteuerung, dass er, der Atomfan, keine Kehrtwende
vollziehe, könnte von Egon Krenz stammen. Jeder Umsturz hat seine
Wendehälse. Und dies ist, ob Merkel dies wahrhaben will oder nicht, eine
Wende. Zur Politik der schwarz-gelben Laufzeitverlängerung wird es kein
Zurück geben.
Die Opposition hält Merkels Moratorium für Wahlkampftaktik. Zu Recht. Aber
man kann das auch anders sehen. Dass die wichtige Landtagswahl in Stuttgart
so nahe liegt, ist ein glücklicher Zufall. Er trägt dazu bei, die Einsicht,
dass es mit der Atompolitik so nicht weitergeht, zu beflügeln. Sogar ein
verbohrter Atomideologe wie Mappus muss nun akzeptieren, dass in seinem
Bundesland ein, vielleicht zwei AKWs für immer abgeschaltet werden.
Sicher: Das schwarz-gelbe Moratorium ist zu vage, zu unverbindlich. Auch an
der Erhabenheit der Motive dieser Regierung sind Zweifel angebracht. Aber
dass Schwarz-Gelb jetzt so handeln muss, zeigt, dass das demokratische
System funktioniert.
Es zeugt von der Stärke der deutschen Anti-Atom-Bewegung, dass diese
Regierung ihre Mobilisierungskraft jetzt so fürchtet, dass sie auf Rückzug
schaltet. Die Proteste der Vergangenheit waren also nicht ganz umsonst.
Dass es der Anti-AKW-Bewegung jetzt wieder in kürzester Zeit gelang,
Zehntausende auf die Straßen zu bringen, hat Schwarz-Gelb überzeugt, dass
ein "Weiter so" nicht durchzuhalten ist. Man muss diesen Druck
aufrechterhalten - dann wird es kein Zurück zu dem Pro-Atom-Kurs geben
können.
15 Mar 2011
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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