Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Der Aufruhr erreicht Syrien: Tote und Proteste
> In Daraa gingen die Sicherheitskräfte mit Schusswaffen gegen
> Demonstranten vor. Vier Menschen starben. Neue Proteste sind für
> Montagnachmittag angekündigt.
Bild: Proteste in Daraa bei der Beerdigung der erschossenen Demonstranten.
BEIRUT taz | Nach den schwersten Unruhen in Syrien seit Jahren hat die
Regierung angekündigt, 15 Kinder freizulassen, die die Sicherheitskräfte in
der Stadt Daraa im Süden des Landes in der vergangenen Woche festgenommen
hatten. Die Kinder hatten die Parole "Das Volk will das Regime stürzen"
gerufen und Graffitis mit der Forderung nach Freiheit an die Wand gesprüht.
Die Verhaftung der Minderjährigen war ein Auslöser einer Demonstration in
Daraa am vergangenen Freitag. Die Demonstranten forderten darüber hinaus
die Absetzung des Bürgermeisters und die Bekämpfung der Korruption. Sie
skandierten: "Gott, Syrien, Freiheit". Die Sicherheitskräfte gingen mit
Schusswaffen gegen die Demonstranten vor. Vier Menschen starben.
Einen Tag später gab es bei der Beerdigung der Toten erneut Proteste. Nach
Angaben von Aktivisten in der Hauptstadt Damaskus setzten Polizisten in
Daraa Tränengas ein und gaben Schüsse in die Luft, um die Menschenmenge
aufzulösen. Ein Demonstrant wurde getötet.
Um die Lage zu beruhigen, hat die Regierung versprochen, die Hintergründe
des Todes der Demonstranten aufzuklären. Daraa liegt im Hauran-Gebirge
unweit der jordanischen Grenze und war 1925 Ausgangspunkt der "Syrischen
Revolution" gegen die französische Mandatsmacht.
Auch in anderen syrischen Städten gab es in den letzten Tagen kleinere
Demonstrationen, so in der Küstenstadt Banyas, in Hasaka im Osten Syriens
und immer wieder in Damaskus. Menschenrechtsorganisationen sprechen von
zahlreichen Verhaftungen.
Demonstrantinnen, die sich am 15. März an einem Sit-in vor dem
Innenministerium beteiligt hatten und von Sicherheitskräften verhaftet
wurden, traten in den Hungerstreik. In Damaskus war die Lage am Sonntag
ruhig. Ein Aktivist, der sich an den Prostesten in der Hauptstadt
beteiligte, beschreibt die Stimmung als "abwartend und ängstlich".
Er beobachtet aber auch, dass die Furcht vieler Syrer, für ihre Rechte auf
die Straße zu gehen, abgenommen habe. In Gebieten mit einem hohen Anteil
kurdischer Bevölkerung werden Demonstrationen am 21. März, dem
Neujahrsfest, erwartet.
Für Montagnachmittag sind auch schon neue Proteste angekündigt.
Regimegegner wollen bei der Trauerfeier für den jungen Mann, der am
Wochenende in Daraa von den Sicherheitskräften getötet worden war, erneut
für Freiheit und Demokratie demonstrieren. Es wird erwartet, dass
Sympathisanten aus anderen Regionen des Landes versuchen werden, sich dem
Trauerzug anzuschließen.
21 Mar 2011
## AUTOREN
Mona Najjar
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Eskalation in Syrien: Assad bekommt Ärger
In Deera haben die Proteste eine Stufe erreicht, auf die das Regime
reagieren musste - mit Zuckerbrot und Peitsche. Doch Präsident Assad läuft
die Zeit davon.
Gewalt gegen Demonstranten in Syrien: Schüsse und Tote an Moschee
In Syrien gehen Demonstranten weiter auf die Straße. Zeugen sprechen von
Angriff durch Soldaten in der Stadt Deraa, südlich von Damaskus. Die
Behörden hingegen sehen "Banden" am Werk.
Arabische Revolutionen: Im Windschatten Libyens
Jemen, Bahrain, Syrien – in der arabischen Welt finden so viele umwälzende
Entwicklungen statt, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen
soll. Ein Überblick.
Museumsleiter Mamoun Fansa: "Ich möchte mehr von der Welt sehen"
Mamoun Fansa hat das Oldenburger "Landesmuseum Natur und Mensch" mit der
Ausstellungsreihe "Orient-Okzident-Dialoge" bundesweit bekannt gemacht. Ein
Gespräch über ein Leben zwischen Ost und West.
Aus Le Monde diplomatique: Einstürzende Denkgebäude
Die Umbrüche in der arabischen Welt stellen die alten Denkmuster des
Westens auf den Kopf und verschieben die geopolitischen Gewichte in der
Region.
Begeisterung in Syrien: Hoffnung auf Reformen
Die arabischen Revolutionen lösen Begeisterung aus. Die einen wittern
hinter Protestaufrufen den Arm des Regimes, andere setzen auf dessen Willen
zur Veränderung.
Kommentar Aufstände in Arabien: Sieg der Sitzblockade
Auch wenn es seine neokonservativen Apologeten behaupten: George W. Bush
ist nicht der geistige Vater der arabischen Demokratiebewegung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.